Am Hof des Pharao erhielt Mose die beste zivile und militärische Ausbildung. Der Monarch hatte beschlossen, seinen Adoptiv-Enkel zum Thronfolger zu machen. Für diese hohe Stellung wurde der Junge ausgebildet. »Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter gelehrt und war mächtig in Worten und Werken.” (Apostelgeschichte 7,22) Durch seine Begabung als Heerführer wurde er zum Liebling der ägyptischen Armee. Man schätzte ihn überall als bemerkenswerte Persönlichkeit. Damit war Satans Absicht gescheitert. Gerade den Erlass, der alle neugeborenen männlichen Kinder der Hebräer zum Tod verurteilte, hatte Gott zum Positiven gewendet: Er war der Anlass, den zukünftigen Führer seines Volkes für diese Aufgabe erziehen und ausbilden zu lassen. WAB 228.1
Engel unterrichteten die Ältesten Israels davon, dass die Zeit der Befreiung nahe sei und Gott Mose dazu bestimmt habe, diese Aufgabe durchzuführen. Engel ließen auch Mose wissen, dass ihn Jahwe dazu auserwählt habe, sein Volk aus der Sklaverei zu befreien. In der Annahme, dass die Israeliten ihre Freiheit mit Waffengewalt erkämpfen müssten, rechnete Mose damit, die Scharen Israels gegen die Heere Ägyptens anzuführen. Während ihn solche Gedanken beschäftigten, hütete er sich vor Gefühlsäußerungen, denn er befürchtete, aufgrund der Bindung an seine Adoptiv-Mutter oder an den Pharao sei er nicht frei, den Willen Gottes zu erfüllen. WAB 228.2
Nach ägyptischem Recht mussten alle Inhaber des Pharaonenthrones Mitglieder der Priesterkaste werden. Als vorgesehener Erbe sollte auch Mose in die Geheimnisse der Staatsreligion eingeführt werden. Diese Aufgabe fiel den Priestern zu. Obwohl Mose ein eifriger und unermüdlicher Schüler war, ließ er sich nicht dazu bewegen, an der Anbetung ihrer Götter teilzunehmen. Man drohte ihm mit dem Verlust der Krone und wies darauf hin, dass ihn die Prinzessin verstoßen werde, wenn er weiterhin am Glauben der Hebräer festhalte. Trotzdem blieb er unerschütterlich bei seinem Entschluss, nur den einen Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde, zu verehren. Er versuchte Priester und Anbeter von der Torheit einer abergläubischen Verehrung toter Dinge zu überzeugen. Niemand konnte seine Argumente widerlegen oder seinen Vorsatz ändern. Doch wegen seiner hohen Stellung und der Gunst, die er bei König und Volk genoss, wurde seine Standfestigkeit zu diesem Zeitpunkt noch geduldet. WAB 228.3
»Durch den Glauben wollte Mose, als er groß geworden war, nicht mehr als Sohn der Tochter des Pharao gelten, sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen misshandelt werden, als eine Zeitlang den Genuss der Sünde haben, und hielt die Schmach von Christus für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er sah auf die Belohnung.« (Hebräer 11,24-26) Mose war befähigt, eine herausragende Stellung unter den Großen der Erde einzunehmen, am Hof des herrlichsten Königreichs zu glänzen und dessen Zepter der Macht zu führen. Sein hoher Intellekt hebt ihn unter den großen Männern aller Zeiten hervor. Als Historiker, Dichter, Denker, Heerführer und Gesetzgeber sucht er seinesgleichen. Doch obwohl sich ihm die allergrößten Möglichkeiten boten, hatte er die moralische Kraft, die verlockenden Aussichten auf Reichtum, Macht und Ruhm zu verschmähen. Er »wollte viel lieber mit dem Volk Gottes misshandelt werden, als eine Zeitlang den Genuss der Sünde haben” (Hebräer 11,25). WAB 229.1
Mose war über die endgültige Belohnung unterwiesen worden, die Gottes demütige und gehorsame Diener einst empfangen werden. Im Vergleich dazu sank jeder irdische Gewinn zur Bedeutungslosigkeit herab. Der prächtige Pharaonenpalast und der Herrscherthron wurden ihm als lockender Anreiz vor Augen gehalten, aber er wusste, dass an Königshöfen sündige Vergnügungen zu Hause waren, die die Menschen dort Gott schnell vergessen lassen. Er schaute über den prachtvollen Palast und über die Königskrone hinaus auf die hohen Ehrungen, die einmal den »Heiligen des Höchsten« verliehen werden (Daniel 7,27) - in einem Königreich, in dem es keine Sünde gibt. Im Glauben sah er eine unvergängliche Krone, die der König des Himmels den Überwindern aufsetzen wird. Dieser Glaube bewog ihn, sich von den irdischen Herrschern abzuwenden und sich diesem bescheidenen, armen, verachteten Volk anzuschließen, das sich dafür entschieden hatte, Gott zu gehorchen, statt der Sünde zu dienen. WAB 229.2