Bileam hatte die Erlaubnis erhalten, die Gesandten aus Moab zu begleiten, wenn sie ihn am folgenden Morgen rufen würden. Verärgert über sein Zögern und in Erwartung einer neuerlichen Absage traten diese aber ihren Heimweg an, ohne sich weiter mit ihm zu beraten. Damit war ihm jede Ausrede dafür genommen, der Bitte Balaks zu entsprechen. Doch Bileam war fest entschlossen, sich die Belohnung zu sichern. Er nahm die Eselin, auf der er gewöhnlich ritt, und machte sich auf den Weg. Weil er befürchtete, Gott könnte selbst jetzt noch seine Erlaubnis zurückziehen, drängte er sie ungeduldig eilig vorwärts, damit ihm nicht doch noch die begehrte Belohnung entging. WAB 422.3
Aber »der Engel des Herrn trat in den Weg, um ihm zu widerstehen” (4. Mose 22,22). Das Tier sah den Boten Gottes, den der Mensch nicht wahrnahm. Es wich zur Seite und lief auf ein Feld. Grausam schlug Bileam auf das Tier ein und brachte es damit auf den Weg zurück. Doch der Engel erschien aufs Neue an einer engen Stelle zwischen zwei Felswänden. Die Eselin versuchte, der drohenden Gestalt auszuweichen, und presste den Fuß ihres Herrn gegen die Felswand. Bileam war blind für Gottes Eingreifen und erkannte nicht, dass Gott ihm den Weg versperrte. Er wurde wütend und schlug unbarmherzig auf die Eselin ein, um sie zum Weitergehen zu zwingen. WAB 422.4
Noch einmal erschien der Engel in drohender Haltung. Dieses Mal trat er »an eine enge Stelle, wo kein Platz mehr war auszuweichen, weder zur Rechten noch zur Linken« (4. Mose 22,26). Das arme Tier zitterte vor Angst, hielt an und fiel unter seinem Reiter auf die Erde. Bileams Wut kannte keine Grenzen mehr. Er schlug mit seinem Stock noch grausamer als zuvor auf das Tier ein. Da öffnete Gott der Eselin das Maul und das »stumme Zugtier sprach ihn mit menschlicher Stimme an und gebot dem Wahnsinn des Propheten Einhalt” (2. Petrus 2,16 ZÜ). »Was hab ich dir getan«, fragte es, »dass du mich nun dreimal geschlagen hast?” (4. Mose 22,28) WAB 423.1
Wütend, weil er auf seiner Reise aufgehalten wurde, antwortete Bileam dem Tier, als hätte er ein vernunftbegabtes Wesen vor sich: »Du hast mich zum Narren gehalten! ... Hätte ich ein Schwert dabei, so würde ich dich jetzt töten!« (4. Mose 22,29 NLB) Hier war ein angeblicher Zauberer auf dem Weg, einen Fluch über ein ganzes Volk auszusprechen, um dessen Streitkräfte zu lähmen, und hatte selbst nicht einmal die Macht, das Tier umzubringen, auf dem er ritt! WAB 423.2
Nun wurden Bileams Augen geöffnet. Er erblickte den Engel Gottes mit dem blanken Schwert in der Hand - bereit, ihn niederzustrecken. Entsetzt neigte sich Bileam »und fiel nieder auf sein Angesicht” (4. Mose 22,31). Der Engel sprach: »Warum hast du deine Eselin dreimal geschlagen? ... Ich bin gekommen, um dir den Weg zu versperren, weil du sonst vor meinen Augen ins Verderben rennst. Dreimal hat die Eselin mich gesehen und ist mir ausgewichen. Andernfalls hätte ich dich mit Sicherheit getötet und die Eselin am Leben gelassen.” (4. Mose 22,32.33 NLB) WAB 423.3
Bileam verdankte dem armen Tier, das er so grausam behandelt hatte, die Bewahrung seines Lebens. Der Mann, der ein Prophet des Herrn sein wollte und erklärt hatte: »Ich sehe, was der Mächtige mir zeigt . ich schaue, was mir Gott vor Augen stellt« (4. Mose 24,3.4 GNB), war durch Habsucht und Ehrgeiz so verblendet, dass er den Engel Gottes nicht wahrnehmen konnte, den sein Tier sah! »Den Ungläubigen ... [hat] der Gott dieser Welt [Satan] den Sinn verblendet« (2. Korinther 4,4 Elb.). So viele sind auf diese Weise blind geworden! Sie eilen auf verbotenen Wegen voran, übertreten Gottes Gesetz und bemerken nicht, dass Gott und seine Engel gegen sie sind. Wie Bileam WAB 423.4
sind sie über diejenigen verärgert, die ihren Untergang verhindern möchten. WAB 424.1