David suchte in den Bergen Judas Schutz vor Sauls Nachstellungen. Es gelang ihm, in die Höhle bei Adullam zu fliehen, die mit einer kleinen Streitmacht gegen ein großes Heer verteidigt werden konnte. »Als seine Brüder und alle, die zum Haus seines Vaters gehörten, davon erfuhren, schlossen sie sich ihm schon bald an.” (1. Samuel 22,1 NLB) Davids Familie fühlte sich nicht sicher, da sie wusste, dass sich Sauls unvernünftige Verdächtigungen wegen ihrer Verwandtschaft mit David auch gegen sie richten konnten. Sie hatte nun erfahren, was allmählich in ganz Israel bekannt geworden war, dass Gott David zum künftigen Herrscher seines Volkes auserwählt hatte. Obwohl er zurzeit nur als Flüchtling in einer abgelegenen Höhle lebte, fühlte sie sich bei ihm vor der irrsinnigen Wut des eifersüchtigen Königs sicherer als irgendwo anders. WAB 642.3
In der Höhle von Adullam war die ganze Familie in Liebe und Eintracht beisammen. Isais Sohn konnte musizieren und zum Harfenspiel singen: »Siehe, wie fein und lieblich ist’s, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!” (Psalm 133,1) Das Misstrauen seiner eigenen Brüder war für ihn eine bittere Erfahrung. Doch die Zwietracht wich dem Frieden, was das Herz des Vertriebenen erfreute. Hier dichtete David den 57. Psalm. WAB 643.1
Wenig später stießen noch weitere Männer, die den Forderungen des Königs entgehen wollten, zu Davids Schar. Viele hatten längst das Vertrauen in den Herrscher Israels verloren, weil sie sahen, dass er nicht mehr unter der Leitung des Geistes Gottes stand. »Und noch weitere kamen: Männer, die in Not waren, sich verschuldet hatten oder verbittert waren. Schließlich war David der Anführer von etwa 400 Mann.” (1. Samuel 22,2 NLB) David hatte hier ein eigenes kleines Reich, in dem Ordnung und Disziplin herrschten. Aber selbst in diesem Schlupfwinkel der Berge konnte er sich nicht sicher fühlen. Ständig erhielt er Hinweise darauf, dass der König seine mörderischen Absichten noch nicht aufgegeben hatte. WAB 643.2
Für seine Eltern fand er eine Zufluchtsstätte beim König von Moab. Er selbst aber floh in die Wälder von Jaar-Heret, denn ein Prophet des Herrn hatte ihn gewarnt. Die Erfahrungen, die David machen musste, waren für ihn keineswegs unnötig oder wertlos. Gott nahm ihn in die Schule der Selbstdisziplin, damit er sowohl ein tüchtiger Heerführer als auch ein gerechter, gütiger König werden konnte. Samt seiner Flüchtlingsschar wurde er darauf vorbereitet, Sauls Aufgabe zu übernehmen, der aufgrund seines mörderischen Zorns und seiner blinden Unvernunft völlig unfähig geworden war, diese auszuführen. WAB 643.3
Niemand kann Gottes Rat abweisen und dann immer noch jene Ruhe und Weisheit bewahren, die ihn zu gerechtem und umsichtigem Handeln befähigt. Keine Form der Unvernunft hat hoffnungslosere und schrecklichere Folgen als jene, die nur menschlicher Weisheit folgt und sich nicht von Gottes Weisheit leiten lässt. WAB 643.4
Saul hatte Vorbereitungen getroffen, um David in der Höhle Adullam einzuschließen und ihn gefangen zu nehmen. Als entdeckt wurde, dass David diesen Zufluchtsort verlassen hatte, wurde der König sehr wütend. Davids Flucht war ihm ein Rätsel. Er konnte sich das nur so erklären, dass es in seinem Lager Verräter gab, die den Sohn Isais über seinen Aufenthaltsort und sein Vorhaben informiert hatten. WAB 643.5