Go to full page →

Noahs Warnungen Werden Nicht Beachtet WAB 76

Anfangs schienen viele die Warnungen zu beherzigen, doch leider war ihre Umkehr zu Gott nicht aufrichtig. Sie wollten ihre Sünden nicht aufgeben. Während der langen Zeit, die bis zum Einsetzen der Flut verstrich, wurde ihr Glaube auf die Probe gestellt, aber sie bestanden die Prüfung nicht. Vom vorherrschenden Unglauben mitgerissen, schlossen sie sich wieder ihren ehemaligen Kameraden an und verwarfen die eindringliche Botschaft. Einzelne ließen sich wirklich überzeugen und hätten die Warnungsbotschaft gern beachtet. Aber da gab es so viele, die darüber spotteten und sich lustig machten, dass sie sich deren Einstellung anschlossen. Sie lehnten die Gnadenangebote ab und zählten bald zu den kühnsten und trotzigsten Spöttern. Denn niemand ist so waghalsig und lässt sich so weit auf die Sünde ein wie jemand, der einmal die richtige Erkenntnis hatte, sich aber dem überzeugenden Einfluss des Heiligen Geistes widersetzt. WAB 76.4

Nicht alle Menschen jener Zeit waren Götzendiener im vollen Sinn des Wortes. Viele gaben an, Gott zu verehren. Sie behaupteten, ihre Götzenbilder seien nur Darstellungen der Gottheit; durch sie könne das Volk eine klarere Gottesvorstellung gewinnen. Aber gerade diese Leute waren die Ersten, die Noahs Botschaft ablehnten. In ihrem Bestreben, Gott durch materielle Gegenstände darzustellen, wurde ihr Verstand verfinstert und blind für die Majestät und Macht Gottes. Dadurch konnten sie sowohl die Heiligkeit seines Charakters als auch die Unveränderbarkeit seines heiligen Gesetzes nicht mehr erkennen. Als sich die Sünde überall ausbreitete, erschien sie immer weniger sündhaft. Schließlich behauptete man, das Gesetz Gottes sei außer Kraft gesetzt. Außerdem stehe die Bestrafung einer Gesetzesübertretung im Widerspruch zum Wesen Gottes. Und sie konnten es nicht fassen, dass die Erde einmal von Gottes Strafgerichten heimgesucht werde. Hätten die Menschen jener Zeit dem Gesetz Gottes gehorcht, hätten sie seine Stimme in Noahs Warnungsbotschaft vernehmen können. Aber durch die Ablehnung des Lichts wurden sie so verblendet, dass sie seine Botschaft für eine Täuschung hielten. WAB 77.1

Aufseiten der Gerechtigkeit standen keine Massen oder Mehrheiten. Die ganze Welt machte Front gegen Gottes Gerechtigkeit und sein Gesetz, und sein Diener Noah wurde als Fanatiker hingestellt. Als Satan Eva dazu verführte, Gott ungehorsam zu sein, sagte er zu ihr: »Ihr werdet keineswegs des Todes sterben.« (1. Mose 3,4) Welterfahrene und verehrte Männer erklärten nun das Gleiche: »Gottes Drohungen haben nur den Zweck, uns einzuschüchtern. Sie werden nie wahrgemacht werden. Ihr braucht euch nicht zu ängstigen. Ein Ereignis wie die Zerstörung der Welt durch den Gott, der sie geschaffen hat, und die Bestrafung der Geschöpfe, die er ins Leben rief, wird es niemals geben. Entspannt euch und habt keine Angst. Noah ist ein Narr.” So machte sich die Welt über die vermeintliche Torheit des scheinbar irregeführten alten Mannes lustig. Anstatt sich vor Gott zu demütigen, machten sie in ihrem Ungehorsam und ihrer Bosheit einfach weiter, als ob Gott nie durch den Mund seines Dieners zu ihnen gesprochen hätte. WAB 77.2

Aber Noah stand wie ein Fels in der Brandung. Von seiner Umwelt verachtet und verspottet, zeichnete er sich durch Ehrbarkeit und unerschütterliche Treue zu Gott aus. Große Kraft wohnte seinen Worten inne, denn aus ihm sprach Gottes Stimme, die sich durch seinen Diener an die Menschen richtete. Seine Verbindung mit Gott machte ihn stark in der unendlichen Macht göttlicher Stärke (vgl. Epheser 6,10). So konnte er die damalige Menschheit 120 Jahre lang seine ernste Stimme hören lassen und ihr Ereignisse ankündigen, die nach menschlichem Ermessen unmöglich zu sein schienen. WAB 78.1

Vor der Sintflut argumentierten die Menschen, dass die Naturgesetze schon seit Jahrhunderten unverändert seien. Die Reihenfolge der Jahreszeiten sei immer gleich geblieben. Bisher habe es noch nie geregnet. Nur Nebel oder Tau hätte der Erde Feuchtigkeit gespendet. Die Flüsse seien bis jetzt nie über die Ufer getreten, sondern hätten ihre Wasser stets sicher ins Meer ergossen. Feste Naturgesetze würden die Wassermassen davon abhalten, über die Ufer zu treten. So lautete ihre Beweisführung. Doch diese Vernunftmenschen erkannten in dem allen nicht die Hand Gottes, der den Wassern ihre Grenzen zog und sagte: »Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!” (Hiob 38,11) WAB 78.2

Als die Zeit verstrich, ohne dass sich in der Natur etwas änderte, beruhigten sich die Menschen wieder - auch solche, die ab und zu vor Angst gezittert hatten. Wie viele Menschen heutzutage kamen sie zum Schluss, dass die Natur über dem Gott der Natur stehe und die Naturgesetze so gegründet seien, dass selbst Gott sie nicht ändern könne. Wäre Noahs Botschaft zutreffend, müsste ja die Natur aus ihren Fugen geraten! Damit machten sie seine Botschaft in ihren Köpfen zu einer Wahnvorstellung - zu einer grandiosen Täuschung. Sie zeigten, dass sie Gottes Warnung verachteten, indem sie so weiterlebten, wie sie es vorher getan hatten: Sie feierten weiterhin ihre Feste und schwelgerischen Gelage, sie aßen und tranken, pflanzten und bauten und schmiedeten Pläne, um in der Zukunft hohe Gewinne zu erzielen. Sie trieben es in ihrer Bosheit immer ärger und missachteten willentlich Gottes Gebote. Auf diese Art wollten sie beweisen, dass sie vor dem ewigen Gott keine Angst hatten. Wenn an Noahs Worten etwas Wahres dran wäre, behaupteten sie, würden angesehene, weise, umsichtige Männer die Sache auch verstehen. WAB 78.3

Hätten die Menschen vor der Sintflut die Warnung ernst genommen und ihre bösen Taten bereut, hätte der Herr seinen Zorn genauso abgewendet, wie er es später bei Ninive tat. Aber die damalige Menschheit widersetzte sich halsstarrig ihrem mahnenden Gewissen und den Warnungen Noahs, des von Gott gesandten Propheten. Dadurch machte sie das Maß ihrer Bosheit voll und wurde reif für den Untergang. WAB 78.4

Das Ende der Zeit, die ihnen Gott aus Gnaden eingeräumt hatte, stand nun unmittelbar bevor. Die Anweisungen, die Noah von Gott gegeben worden waren, hatte er treu und zuverlässig ausgeführt. Die Arche war in jedem Teil so gebaut, wie der Herr es geboten hatte. Nahrung für Menschen und Tiere war an Bord gebracht worden. Nun richtete Gottes Diener seinen letzten ernsten Aufruf an das Volk. Mit einem schmerzlichen Verlangen, das man nicht in Worte fassen kann, flehte er die Menschen an, die rettende Zuflucht aufzusuchen, solange es noch möglich sei. Doch erneut schlugen sie seine Worte in den Wind. Lauthals verlachten und verspotteten sie ihn. Doch plötzlich verstummte die höhnende Menge. Tiere aller Art kamen - ob wild oder zahm - von den Bergen und aus den Wäldern. Ruhig und friedlich schlugen sie den Weg zur Arche ein. Dann vernahm man ein Rauschen wie von einem Wind. Aus allen Richtungen kamen Vogelschwärme angeflogen. Es waren so viele, dass sie den Himmel verdunkelten. In vollkommener Ordnung flogen sie zur Arche. Die Tiere gehorchten Gottes Befehl, aber die Menschen verharrten im Ungehorsam. Von heiligen Engeln geführt, »kamen je zwei zu Noah in die Arche, ein Männliches und ein Weibliches, wie Gott dem Noah geboten hatte«, von den reinen Tieren sogar sieben Paare (1. Mose 7,9.2 Elb.). Die Menschen schauten mit Erstaunen zu, manche hatten Angst. Man rief Gelehrte herbei, um dieses einzigartige Geschehen zu erklären, aber vergeblich. Sie konnten dieses Rätsel nicht lösen. Die Menschen waren durch ihren hartnäckigen Widerstand gegen die Botschaft Gottes so verstockt, dass selbst dieses Ereignis nur vorübergehend Eindruck auf sie machte. Als sie die Sonne wie eh und je in ihrem Glanz leuchten sahen und sich ihnen die Erde in nahezu paradiesischer Schönheit darbot, vertrieben sie ihre aufkommende Angst durch laute Fröhlichkeit. Dabei waren sie doch dem Untergang geweiht! Durch ihre Gewalttätigkeiten schienen sie die Heimsuchung durch den erwachten Zorn Gottes geradezu herauszufordern. WAB 79.1