Wie wenige folgen heutzutage seinem Beispiel! Bei vielen Eltern findet sich eine blinde, ichbezogene Gefühlsduselei, die fälschlicherweise als Liebe bezeichnet wird. Sie zeigt sich darin, dass Kinder mit ihrem unausgereiften Urteilsvermögen und ihren zügellosen Leidenschaften der Herrschaft ihres eigenen Willens überlassen werden. Das ist äußerste Grausamkeit gegenüber den Jugendlichen und ein großes Unrecht an der Welt. Die Nachsicht der Eltern verursacht Unordnung in den Familien und folglich auch in der Gesellschaft. Sie bestärkt die Jugendlichen im Wunsch, ihren Neigungen zu folgen, statt sich Gottes Geboten zu fügen. So wachsen sie mit einer inneren Abneigung gegen Gottes Willen auf. Als Eltern geben sie dann ihre ungläubige und ungehorsame Einstellung an ihre Kinder und Enkel weiter. Wie Abraham sollten auch Eltern ihrem Haushalt vorstehen. Gehorsam gegenüber der elterlichen Autorität soll in den Familien gelehrt und durchgesetzt werden. Das ist der erste Schritt hin zum Gehorsam gegenüber der Autorität Gottes. WAB 126.2
Die Geringschätzung, die Gottes Gesetz erfährt - selbst von Geistlichen -, hat viel Schlimmes verursacht. Die weitverbreitete Lehre, dass Gottes Gebote für die Menschen heute nicht mehr verbindlich seien, hat die gleiche Auswirkung auf die Moral der Leute wie der Götzendienst damals. Wer die Forderungen des göttlichen Gesetzes herabmindert, untergräbt die Grundlage der Ordnung in Familie und Volk. Religiöse Eltern, die Gottes Gebote selbst nicht wirklich befolgen, weisen auch ihre Familie nicht an, auf den Wegen des Herrn zu wandeln. Gottes Gesetz wird auf diese Weise nicht zur Lebensregel. Wenn die Nachkommen dann ihre eigenen Familien gründen, fühlen sie keine Verpflichtung, ihren Kindern etwas beizubringen, was sie selbst nie gelernt haben. Aus diesem Grund gibt es so viele gottlose Familien. Deshalb ist auch die Verdorbenheit so tief verwurzelt und so weit verbreitet. WAB 126.3
Nur wenn Eltern das Gesetz des Herrn reinen Herzens befolgen, sind sie in der Lage, auch ihren Kindern beizubringen, danach zu leben. Eine Reformation ist in dieser Hinsicht notwendig - eine Erneuerung, die tiefgehend und weitreichend sein muss. Die Eltern müssen sich bessern; Geistliche müssen sich bessern. Sie brauchen Gott in ihren Heimen. Wenn sie erleben wollen, dass sich die Zustände ändern, muss Gottes Wort in den Familien wieder Geltung bekommen und wieder zum Ratgeber werden. Eltern müssen ihren Kindern sagen, dass dieses Wort Gottes Stimme ist, die sich an sie richtet und der sie unbedingt gehorchen müssen. Sie sollten ihre Kinder geduldig unterweisen und sie freundlich, aber unermüdlich lehren, wie man leben muss, um Gott zu gefallen. Kinder aus solchen Familien sind darauf vorbereitet, den Spitzfindigkeiten des Unglaubens zu begegnen. Sie haben die Bibel als Grundlage ihres Glaubens angenommen und besitzen damit ein Fundament, das von keiner hereinbrechenden Woge des Zweifels unterhöhlt werden kann. WAB 127.1
In zu vielen Haushalten wird das Gebet vernachlässigt. Die Eltern meinen, sie hätten keine Zeit für eine Morgen- oder Abendandacht. Sie erübrigen nicht einmal ein paar Minuten, um Gott für seine vielen Segnungen zu danken - für Sonnenschein und Regen, welche die Pflanzenwelt gedeihen lassen, und für den Dienst der Schutzengel im Alltag. Sie haben auch keine Zeit, um Gott um Beistand und Führung und Jesus um seine Gegenwart in ihrem Heim zu bitten. Den einstigen Ochsen oder Pferden gleich geht man ohne einen einzigen Gedanken an Gott an die Arbeit. Und dabei sind die Menschen dem Sohn Gottes so wertvoll, dass er sein Leben gab, um sie zu erlösen, statt sie hoffnungslos verlorengehen zu lassen. Doch sie schätzen seine große Güte kaum mehr als die Tiere, die umkommen. WAB 127.2
Wie die Patriarchen der alten Welt sollten alle, die Gott lieben, dem Herrn einen Altar errichten, wo immer sie ihre Zelte aufschlagen. Wenn es je eine Zeit gab, in der jedes Haus ein Bethaus sein sollte, dann heute. Väter und Mütter sollten oft ihre Gedanken zu Gott erheben, um für sich selbst und ihre Kinder zu beten. Der Vater sollte als Priester der Familie das Morgen- und Abendopfer auf den Altar Gottes legen. Seine Frau und die Kinder sollten sich mit ihm in Gebet und Lobpreis vereinen. In einem solchen Heim weilt Christus gern. WAB 127.3
Von jedem christlichen Zuhause sollte ein heiliges Licht scheinen. Die Liebe sollte sich in entsprechenden Taten äußern. Sie sollte allen familiären Umgang durchdringen und sich in wohlüberlegter Freundlichkeit und in sanfter, selbstloser Höflichkeit zeigen. Es gibt Familien, bei denen nach diesem Grundsatz gelebt wird - Heime, in denen Gott angebetet wird und echte Liebe herrscht. Von ihnen steigen morgens und abends Gebete wie angenehmer Weihrauch zu Gott empor; und seine Gnade und Segnungen sinken auf die Bittenden herab wie der Morgentau. WAB 127.4
Ein gut geführtes christliches Heim ist ein starkes Argument für die Echtheit des christlichen Glaubens - ein Argument, das auch Ungläubige nicht anfechten können. Denn jeder kann erkennen, dass in dieser Familie ein Einfluss am Werk ist, der sich auf die Kinder auswirkt - dass der Gott Abrahams mit ihnen ist. Hätten die Heime der bekennenden Christen die rechte religiöse Prägung, könnten sie einen machtvollen Einfluss zum Guten ausüben. Sie wären in der Tat »das Licht der Welt« (Matthäus 5,14). Der Gott des Himmels richtet an alle treuen Eltern die Worte, die er einst an Abraham gerichtet hat: »Ich habe ihn auserwählt, damit er seine Nachkommen lehrt, nach meinem Willen zu leben und zu tun, was richtig und gerecht ist. Dann werde ich alle meine Versprechen einlösen, die ich ihm gegeben habe.” (1. Mose 18,19) WAB 128.1