Der Krieg gegen die Bibel, der in Frankreich über Jahrhunderte anhielt, fand in den Auswirkungen der Revolution42Siehe Glossar »Französische Revolution, Ursachen und Auswirkungen«, S. 658. seinen Höhepunkt. Ihr schrecklicher Ausbruch war nur die logische Folge der Ablehnung der Heiligen Schrift durch Rom. 43Siehe Glossar »Frankreich, Ablehnung der volkssprachigen Bibellektüre«, S. 657. Noch nie hatte die Welt die Auswirkung der päpstlichen Politik auf drastischere Weise erlebt. Es war ein Beispiel dafür, wohin die Lehre der römischen Kirche nach mehr als tausend Jahren geführt hatte. VSL 243.2
Schon die Propheten sagten die Unterdrückung der Heiligen Schrift während der päpstlichen Oberherrschaft voraus. Der Schreiber der Offenbarung wies sogar auf die schrecklichen Folgen hin, die besonders Frankreich durch die Herrschaft des »Menschen der Bosheit” (2. Thessalonicher 2,3) erleiden sollte. VSL 244.1
Der Engel des Herrn sagte: »Die heilige Stadt werden sie zertreten 42 Monate lang. Und ich will meinen zwei Zeugen Macht geben, und sie sollen weissagen 1260 Tage lang, angetan mit Trauerkleidern. ... Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie überwinden und wird sie töten. Und ihre Leichname werden liegen auf dem Marktplatz der großen Stadt, die heißt geistlich: Sodom und Ägypten, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde. ... Und die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf Erden wohnten. Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie stellten sich auf ihre Füße; und eine große Furcht fiel auf die, die sie sahen.« (Offenbarung 11,2-11) VSL 244.2
Die hier erwähnten »42 Monate« und »1260 Tage« sind ein und dieselbe Zeitangabe, welche die Periode umfasst, in der die Gemeinde Christi unter der Unterdrückung Roms leiden würde. Die 1260 Jahre der päpstlichen Vorherrschaft begannen 538 und endeten 179844Siehe Grafik S. 398. In diesem Jahr drangen französische Truppen in Rom ein und nahmen den Papst gefangen, der dann in der Verbannung starb. Es wurde zwar kurz darauf ein neuer Papst gewählt, aber das Papsttum hat nie wieder die gleiche Macht auszuüben vermocht, die es vorher besaß. VSL 244.3
Die Gemeinde wurde nicht während der ganzen Zeit dieser 1260 Jahre verfolgt. In seinem Erbarmen verkürzte Gott diese Feuerprobe für sein Volk. Der Herr sprach von einer »großen Trübsal«, die über die Gemeinde kommen sollte, mit folgenden Worten: »Und wenn diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig werden; aber um der Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt.” (Matthäus 24,22) Durch den Einfluss der Reformation wurde die Verfolgung schon vor 1798 eingestellt. VSL 244.4
Über die zwei Zeugen sagt der Prophet ferner: »Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.” (Offenbarung 11,4) Der Psalmist erklärt: »Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.” (Psalm 119,105) Die beiden Zeugen stellen die Schriften des Alten und des Neuen Testaments dar. Beide sind wichtige Zeugnisse für den Ursprung und den ewigen Bestand des Gesetzes Gottes. Beide sind auch Zeugnisse für den Erlösungsplan. Die Sinnbilder, der Opferdienst und die Prophezeiungen im Alten Testament weisen auf den kommenden Erlöser hin. Die Evangelien und Briefe des Neuen Testaments erzählen von einem Retter, der genauso kam, wie es die Sinnbilder und Prophezeiungen vorhergesagt hatten. VSL 244.5
»Sie sollen weissagen 1260 Tage lang, angetan mit Trauerkleidern.” (Offenbarung 11,3) Während des längsten Teils dieser Zeitepoche blieben diese Zeugen Gottes verborgen. Die päpstliche Macht wollte das Wort der Wahrheit vor dem Volk verbergen und lieferte ihm falsche Zeugen, um der Bibel zu widersprechen. Als sie durch weltliche und kirchliche Behörden geächtet war, wurde ihr Zeugnis verfälscht und alles unternommen, was sich Menschen und Dämonen ausdenken konnten, um die Gedanken der Menschen von der Schrift abzulenken. Wer es wagte, ihre heiligen Wahrheiten zu verkündigen, wurde gejagt, verraten, gefoltert, in Kerkerzellen eingesperrt, um seines Glaubens willen gepeinigt, zur Flucht in Bergfestungen oder in Schluchten und Höhlen gezwungen. Da weissagten die treuen Zeugen »angetan mit Trauerkleidern.” Dennoch legten sie ihr Zeugnis in der gesamten Zeit der 1260 Jahre ab. Auch in der finstersten Zeit gab es Gläubige, die Gottes Wort liebten und Gott von ganzem Herzen ehrten. Diesen treuen Dienern wurde Weisheit, Macht und Autorität geschenkt, Gottes Wahrheit in all dieser Zeit zu verkündigen. VSL 245.1
»Und wenn ihnen jemand Schaden tun will, so kommt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und wenn ihnen jemand Schaden tun will, muss er so getötet werden.” (Offenbarung 11,5) Menschen können nicht ungestraft das Wort Gottes mit Füßen treten. Diese schreckliche Warnung wird im letzten Kapitel der Offenbarung wiederholt: »Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht.« (Offenbarung 22,18.19) VSL 245.2
Solche Warnungen hat Gott den Menschen gegeben, um sie davor zu bewahren, in irgendeiner Weise zu verändern, was er offenbart oder geboten hat. Diese ernsten Warnungen gelten allen, die Menschen veranlassen, das Gesetz Gottes auf die leichte Schulter zu nehmen. Wer leichtfertig behauptet, dass es wenig darauf ankomme, ob man Gottes Gebot halte oder nicht, sollte bangen und zittern. Wer seine eigenen Ansichten höher stellt als Gottes Offenbarungen und die klaren Aussagen des Wortes dem eigenen Zweck anpassen will oder der Welt nach dem Munde reden möchte, lädt eine schreckliche Verantwortung auf sich. An dem geschriebenen Wort, dem Gesetz Gottes, wird der Charakter eines jeden Menschen geprüft, und jeder muss mit Verurteilung rechnen, der diese unfehlbare Prüfung nicht besteht. VSL 245.3