Die Propheten des Alten Bundes sagten, als sie den Tag des Herrn in der Vision sahen: »Heulet, denn des Herrn Tag ist nahe; er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen.” (Jesaja 13,6) »Verkrieche dich in den Felsen und verbirg dich im Staub aus Furcht vor dem Herrn und vor der Herrlichkeit seiner Majestät! Die stolzen Augen der Menschen werden erniedrigt, und der Hochmut der Männer wird gebeugt werden; der Herr aber wird allein erhaben sein an jenem Tag. Denn es kommt ein Tag [des Gerichts] von dem Herrn der Heerscharen über alles Stolze und Hohe und über alles Erhabene, und es wird erniedrigt werden ... An jenem Tag wird der Mensch seine silbernen Götzen und seine goldenen Götzen, die jeder sich gemacht hat, um sie anzubeten, den Maulwürfen und Fledermäusen hinwerfen, um sich zu verkriechen in die Felsspalten und Steinklüfte aus Furcht vor dem Herrn und der Herrlichkeit seiner Majestät, wenn er sich aufmachen wird, um die Erde in Schrecken zu versetzen.« (Jesaja 2,1012.20.21 Schl.) VSL 584.3
Durch ein Loch in den Wolken funkelt ein Stern, der einen Kontrast zu dieser Finsternis bildet und dessen Helligkeit sich vervierfacht. Den Treuen verspricht er Hoffnung und Freude, den Gesetzesübertretern aber strenges Gericht und Zorn. Die alles für Christus geopfert haben, sind nun in Sicherheit, als wären sie ganz geborgen im Zelt des Herrn. Sie wurden geprüft und haben vor der Welt und vor denen, die sie verachtet haben, ihre Treue zu dem bewiesen, der für sie gestorben ist. Diejenigen, die im Angesicht des Todes ihre Rechtschaffenheit bewahrt haben, erleben eine große Veränderung. Sie werden plötzlich aus der finsteren und schrecklichen Tyrannei von Menschen befreit, die sich in Dämonen verwandelt haben. Noch vor kurzem waren ihre Gesichter blass, ängstlich und verstört, doch nun strahlen sie vor Verwunderung, Glaube und Liebe. Siegesgewiss erheben sie ihre Stimmen und singen: »Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.« (Psalm 46,2-4) VSL 585.1
Während diese Worte heiligen Vertrauens zu Gott emporsteigen, weichen die Wolken zurück, und der sternenübersäte Himmel wird sichtbar, unaussprechlich herrlich im Gegensatz zum schwarzen und zornigen Firmament ringsumher. Der Glanz der himmlischen Stadt leuchtet aus den offenen Toren. Dann erscheint eine Hand am Himmel, die zwei zusammengelegte Steintafeln hält. Der Prophet sagt: »Die Himmel werden seine Gerechtigkeit verkünden; denn Gott selbst ist Richter.« (Psalm 50,6) Jenes heilige Gesetz, Gottes Gerechtigkeit, das unter Donner und Blitz vom Sinai herab als Richtschnur des Lebens verkündigt worden war, wird nun den Menschen als Maßstab des Gerichts offenbart. Die Hand öffnet die Tafeln, und nun werden die Zehn Gebote, wie von einem feurigen Griffel geschrieben, sichtbar. Erinnerungen werden wach, der Verstand eines jeden Menschen wird von der Finsternis des Aberglaubens und der Irrlehre befreit und allen Bewohnern der Erde stehen die Zehn Gebote Gottes kurz, vollständig und als verbindliche Norm vor Augen. VSL 585.2
Es ist unmöglich, den Schrecken und die Verzweiflung derer zu beschreiben, die Gottes Gesetz mit Füßen getreten haben. Der Herr selbst gab es ihnen. Sie hätten ihren Charakter damit vergleichen und ihre Fehler erkennen können, solange noch Zeit für Buße und Bekehrung war. Aber sie zogen die Gunst der Welt vor, missachteten die Gebote und lehrten andere, diese zu übertreten. Sie haben es gewagt, Gottes Volk zu zwingen, den Sabbat des Herrn zu entheiligen. Nun werden sie durch jenes Gesetz verurteilt, das sie verachtet haben. Mit schrecklicher Deutlichkeit erkennen sie, dass sie keine Entschuldigung haben. Sie bestimmten selbst, wem sie dienen und wen sie anbeten wollten. »Ihr werdet am Ende doch sehen, was für ein Unterschied ist zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.« (Maleachi 3,18) VSL 586.1
Die Feinde des Gesetzes, angefangen von den Geistlichen bis hinunter zu den Geringsten, gewinnen jetzt eine neue Vorstellung von Wahrheit und Pflicht. Zu spät erkennen sie, dass der Sabbat des vierten Gebots das Siegel des lebendigen Gottes ist. Zu spät erkennen sie die wahre Natur des falschen Sabbats und den sandigen Grund, auf den sie gebaut haben. Ihnen wird klar, dass sie gegen Gott gekämpft haben. Religiöse Führer haben Suchende ins Verderben geführt, während sie vorgaben, diese zu den Toren des Paradieses zu geleiten. Erst bei der Endabrechnung wird bekannt werden, wie groß die Verantwortung der Menschen in heiligen Ämtern ist und wie schrecklich die Folgen ihrer Untreue sein werden. Erst in der Ewigkeit wird man den Verlust eines einzigen Menschen richtig einschätzen können. Das Urteil wird für den schrecklich sein, zu dem Gott sagt: »Gehe hinweg von mir, du gottloser Knecht!” (Lukas 13,27) VSL 586.2