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Kapitel 8 - Luther Vor Dem Reichstag VSL 136

Mit Karl V. hatte ein neuer Kaiser den deutschen Thron bestiegen. Die römischen Gesandten beeilten sich, ihre Glückwünsche zu überbringen und den Monarchen zu bewegen, seine Macht gegen die Reformation einzusetzen. Auf der anderen Seite wurde Karl vom Kurfürst von Sachsen, dem er zu einem großen Teil seine Krone verdankte, eindringlich gebeten, keine Maßnahmen gegen Luther einzuleiten, bevor er diesen nicht angehört hätte. Damit kam der Kaiser in eine schwierige Lage, die ihn in Verlegenheit brachte. Die Vertreter des Papstes würden sich nicht mit weniger zufrieden geben, als mit einem kaiserlichen Erlass, der Luther zum Tod verurteilte. Der Kurfürst hingegen hatte mit Nachdruck erklärt, dass weder Seine Kaiserliche Majestät noch jemand anderes bisher nachgewiesen hätten, dass Luthers Schriften widerlegt seien. Deshalb bat er um »freies Geleit für Dr. Luther, um ihn vor einem Tribunal von gelehrten, frommen und unparteiischen Richtern erscheinen zu lassen« (DAGR, IV, 11; vgl. KML, I, 367 u. 384). VSL 136.1