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Jesus, Der Wahre Hirte SDL 463

»Der aber zur Tür hineingeht, der ist der Hirte der Schafe.« (Johannes 10,2) Christus ist Tür und Hirte zugleich. Er tritt durch sich selbst ein. Durch sein eigenes Opfer wird er Hirte der Schafe. »Dem macht der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme; und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie hinaus. Und wenn er alle seine Schafe hinausgelassen hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme.« (Johannes 10,3.4) Das Schaf ist eines der furchtsamsten und hilflosesten Geschöpfe. Darum kümmerte sich der Hirte im Orient beständig und unermüdlich um seine Herde. SDL 463.2

Früher gab es außerhalb der Stadtmauern nur wenig Sicherheit. Räuber aus umherziehenden Sippen oder Raubtiere, die sich in den Felsen versteckt hielten, lauerten darauf, ein Tier aus der Herde zu erbeuten. Der Hirte wachte über die ihm anvertrauten Schafe - wohl wissend, dass sein eigenes Leben dabei auf dem Spiel stand. Jakob, der einst die Herden von Laban auf den Weiden bei Haran hütete, beschrieb diese mühevolle Arbeit folgendermaßen: »Ich litt unter der sengenden Hitze des Tages und unter der Kälte der Nacht, oft konnte ich nicht schlafen.« (1. Mose 31,40 NLB) Und als der junge David die Schafe seines Vaters weidete, kämpfte er allein mit Löwen und Bären und rettete das gestohlene Lamm aus deren Rachen (vgl. 1. Samuel 17,34.35). SDL 464.1

Der Hirte führt seine Herde über felsige Hügel, durch Wälder und wilde Schluchten zu den saftigen Weideplätzen an den Ufern der Flüsse. Er durchwacht einsam die Nacht in den Bergen, schützt die Tiere vor Räubern und kümmert sich liebevoll um die verletzten und schwachen Schafe. Auf diese Weise wird sein Leben nach und nach mit dem ihren eins. Eine starke und zärtliche Beziehung verbindet ihn mit den Schafen, die er umsorgt. Er kennt jedes Tier, wie groß die Herde auch sei. Jedes Schaf hat einen Namen und reagiert darauf, wenn der Hirte es ruft. SDL 464.2

So wie ein irdischer Hirte kennt auch der göttliche die »Schafe« seiner Herde, die auf der ganzen Welt zerstreut leben: »Ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der Herr.« (Hesekiel 34,31) Jesus sagte: »Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!« (Jesaja 43,1b) »Siehe, ich habe dich in meine Handflächen gezeichnet.« (Jesaja 49,16a NLB) SDL 464.3

Jesus kennt jeden Einzelnen von uns und hat Mitleid mit unseren Schwächen. Er kennt uns alle mit Namen. Er kennt genau das Haus, in dem wir leben, und den Namen jedes Bewohners. Manchmal hat er seine Diener angewiesen, eine bestimmte Straße in einer bestimmten Stadt aufzusuchen, um in einem gewissen Haus eines seiner Schafe zu finden. SDL 464.4

Jesus kennt jeden Menschen so genau, als ob dieser der Einzige wäre, für den der Erlöser sein Leben gelassen hat. Die Not jedes Menschen rührt sein Herz, und jeder Hilferuf findet bei ihm Gehör. Er kam, um alle Menschen zu sich zu ziehen (vgl. Johannes 12,32). Allen rief er zu: »Folgt mir!« Sein Geist wirkt an ihren Herzen, um sie zu sich zu ziehen. Viele verschließen sich diesem Einfluss. Jesus weiß um sie. Er kennt aber auch jene, die sein Rufen mit Freuden hören und bereit sind, sich seinem fürsorglichen Schutz anzuvertrauen. Er sagt: »Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir.« (Johannes 10,27) Er sorgt für jeden Einzelnen, als wäre dieser allein auf der Welt. SDL 464.5

»Er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie hinaus ... und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme.« (Johannes 10,3b.4) Ein orientalischer Hirte treibt seine Herde nicht an. Er wendet weder Gewalt an, noch arbeitet er mit Einschüchterung. Er geht vor ihnen her und ruft sie. Sie kennen seine Stimme und gehorchen seinem Ruf. So macht es auch der Erlöser bei seinen Schafen. Die Bibel sagt: »Wie eine Schafherde hast du dein Volk diesen Weg geführt, Mose und Aaron waren deine Hirten.« (Psalm 77,21 NLB) Und durch den Propheten Jeremia erklärte Jesus: »Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.« (Jeremia 31,3b) Er zwingt keinen, ihm zu folgen. »Mit menschlichen Seilen habe ich sie gezogen«, sagte er, »mit Stricken der Liebe« (Hosea 11,4a ZÜ). SDL 465.1

Die Jünger folgen Jesus nicht aus Angst vor Strafe oder wegen der Hoffnung auf ewigen Lohn. Sie betrachten seine einzigartige Liebe, die sich in seinem ganzen Erdenleben von der Krippe in Bethlehem bis zum Kreuz auf Golgatha offenbart. Sein Anblick zieht sie an, erweicht und überwältigt das Herz. Liebe erwacht in ihren Herzen. Sie hören seine Stimme und folgen ihm. SDL 465.2

So wie der Hirte seiner Herde vorausgeht und zuerst den Gefahren auf dem Weg entgegentritt, ist es auch bei Jesus und seinem Volk. »Und wenn er alle seine Schafe hinausgelassen hat, geht er vor ihnen her.« (Johannes 10,4a) Der Pfad zum Himmel ist durch die Fußspuren von Jesus geweiht. Mag er auch steil und rau sein, Jesus ist diesen Weg gegangen. Seine Füße haben die spitzen Dornen niedergetreten, um uns den Weg leichter zu machen. Jede Last, die uns zum Tragen auferlegt wurde, hat er selbst getragen. SDL 465.3