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Auf Der Suche Nach Einer Anklage SDL 682

Christus hatte nichts gesagt, woraus seine Ankläger einen Vorteil hätten ziehen können. Trotzdem war er gefesselt - als Zeichen, dass er bereits verurteilt war. Um aber den Schein der Gerechtigkeit zu wahren, musste die Form eines rechtmäßigen Gerichtsverfahrens eingehalten werden. Die Obrigkeit war entschlossen, rasch zu handeln. Sie wusste, wie sehr Jesus beim Volk angesehen war, und befürchtete, dass man, wenn seine Festnahme bekannt würde, versuchen könnte, ihn zu befreien. Würde andererseits das Verfahren nicht schnellstens zum Abschluss gebracht werden, müssten die Verhandlung und Vollstreckung wegen der Feier des Passafestes um eine Woche verschoben werden. Dies aber hätte ihre Pläne vereiteln können. Um die Verurteilung von Jesus sicherzustellen, verließen sie sich auf das Geschrei der Meute, die hauptsächlich aus Jerusalems Gesindel bestand. Sollte sich alles um eine Woche verzögern, würde sich die ganze Aufregung legen und wahrscheinlich eine Gegenbewegung einsetzen. Der größere Teil des Volkes würde sich zu Gunsten von Jesus erheben. Viele würden als Zeugen zu seiner Verteidigung aufstehen und die mächtigen Taten, die er vollbracht hatte, ans Licht bringen. Dies würde eine allgemeine Empörung gegen den Hohen Rat zur Folge haben; dessen Vorgehensweise würde verurteilt und Jesus auf freien Fuß gesetzt werden, um erneut vom Volk verehrt zu werden. Die Hohenpriester und Obersten waren deshalb entschlossen, Jesus an die Römer auszuliefern, noch bevor ihre Absicht bekannt werden konnte. SDL 682.2

Zuerst mussten sie eine Anklage finden, doch bis dahin hatten sie noch nichts erreicht. Hannas befahl, Jesus zu Kaiphas zu bringen. Kaiphas gehörte zu den Sadduzäern, von denen einige die erbittertsten Feinde von Jesus waren. Obwohl er keine Charakterstärke besaß, war er genauso hart, unbarmherzig und gewissenlos wie Hannas. Er würde nichts unversucht lassen, um Jesus zu vernichten. Es war jetzt früh am Morgen und noch sehr dunkel. Im Licht der Fackeln und Laternen ging die bewaffnete Schar mit ihrem Gefangenen weiter zum Palast des Hohenpriesters. Während sich dort die Mitglieder des Hohen Rats versammelten, vernahmen Hannas und Kaiphas Jesus erneut, doch ohne Erfolg. SDL 683.1