Die Zahl der Jünger in Jerusalem wuchs schnell, und viele Priester waren dem Glauben gehorsam. Stephanus, voll Glaubens, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volke. Die jüdischen Obersten wurden noch zu größerem Zorne erregt, als sie sahen, wie sogar Priester sich von ihren Satzungen und Opfern wandten und Jesum als das große Opfer annahmen. Mit Kraft von oben tadelte Stephanus die ungläubigen Priester und Ältesten und erhöhte Jesum vor ihnen. Sie konnten der Weisheit und der Kraft, womit er redete, nicht widerstehen, und da sie sahen, daß sie nichts auszurichten vermochten, bestachen sie Männer, fälschlich zu schwören, daß sie ihn Lästerworte hätten reden hören wider Moses und Gott. Sie machten einen Aufruhr unter dem Wolke, nahmen Stephanus gefangen und beschuldigten ihn durch falsche Zeugen, daß er wider die heilige Stätte und das Gesetz geredet hätte. Sie behaupteten, daß sie ihn selber hätten sagen hören, daß dieser Jesus von Nazareth die Sitten ändern würde, die Moses gegeben habe. EG 187.2
Als Stephanus vor den Richtern stand, ruhte die Herrlichkeit Gottes auf seinem Angesicht. “Und sie sahen auf ihn alle, die im Rat saßen, und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht.” Als man ihn aufforderte, auf die Beschuldigungen, die gegen ihn vorgebracht wurden, zu antworten, fing er bei Mose und den Propheten an, wiederholte die Geschichte der Kinder Israel und das Verfahren Gottes mit ihnen, und zeigte, wie Christus in der Prophezeiung angekündigt worden sei. Er wies auf die Geschichte des Tempels hin und sagte, daß Gott nicht in Tempeln von Händen gemacht wohne. Die Juden verehrten den Tempel und wurden mit größerem Zorne erregt, wenn etwas gegen dies Gebäude gesagt wurde, als wenn gegen Gott geredet wurde. Als Stephanus von Christo sprach und auf den Tempel hinwies, bemerkte er, daß das Volk seine Worte verwarf, und furchtlos tadelte er sie: “Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geist.” Während sie auf die äußeren Formen ihrer Religion achteten, waren ihre Herzen verderbt und voll tödlichen Übels. Er wies sie auf die Grausamkeit ihrer Väter hin, wie dieselben die Propheten verfolgten, und erklärte, daß diejenigen, die er jetzt anredete, eine noch größere Sünde begangen hätten, indem sie Christum verworfen und gekreuzigt hätten. “Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die da zuvor verkündigten die Zukunft dieses Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid.” EG 188.1
Als diese deutlichen, schneidenden Wahrheiten gesprochen wurden, wurden die Priester und Ältesten sehr erbost, stürmten auf ihn ein und bissen ihre Zähne zusammen. Aber er sah voll Heiligen Geistes auf gen Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und sagte: “Siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen.” Das Volk wollte ihn nicht hören. “Sie schrieen aber laut und hielten ihre Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.” Er aber kniete nieder und schrie laut: “Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht.” EG 189.1
Ich sah, daß Stephanus ein mächtiger Mann Gottes war, besonders dazu ausersehen, eine wichtige Stellung in der Gemeinde zu bekleiden. Satan frohlockte über seinen Tod, denn er wußte, daß die Jünger den Verlust schmerzlich empfinden würden. Aber der Triumph Satans war nur kurz, denn in jener Menge, die Zeuge von dem Tode des Stephanus war, befand sich einer, dem Jesus sich selbst offenbaren wollte. Saulus beteiligte sich nicht an der Steinigung des Stephanus, willigte jedoch in seinen Tod ein. Er war eifrig, die Gemeinde Gottes zu verfolgen, indem er sie aufsuchte, sie in ihren Häusern ergriff und denjenigen auslieferte, welche sie töteten. Saulus war ein begabter, talentvoller Mann; durch seinen Eifer auf seine Studien war er bei den Juden hoch angesehen, während er von vielen der Jünger Christi gefürchtet wurde. Seine Gaben wurden von Satan erfolgreich benutzt, seine Empörung gegen den Sohn Gottes und diejenigen, die an ihn glaubten, auszuführen. Aber Gott kann die Kraft des großen Feindes brechen und die von ihm gefangen sind, befreien. Christus hatte Saulus als ein “auserwähltes Rüstzeug” erwählt, seinen Namen zu predigen, seine Jünger in ihrer Arbeit zu stärken und den Platz des Stephanus völlig auszufüllen. EG 189.2