Am Auferstehungstag — es ging schon auf den Abend zu — waren zwei Jünger unterwegs nach Emmaus, einer kleinen Stadt, zwölf Kilometer von Jerusalem entfernt. Die beiden hatten das Passafest in Jerusalem besucht und waren noch ganz verwirrt von dem, was sie da gehört und erlebt hatten. Man hatte Jesus zum Tode verurteilt; aber dann sei sein Leichnam verschwunden. Frauen hätten berichtet, Engel gesehen zu haben und sogar Jesus selbst begegnet zu sein. Auf ihrem Heimweg nun unterhielten sich die beiden Jünger über all die Geschehnisse seit der Kreuzigung Jesu. Sie waren völlig verzweifelt. En 190.3
Da schloß sich ihnen ein Fremder an. Doch weil sie so bedrückt und traurig waren, ganz von ihrem düsteren Gedanken in Anspruch genommen, beachteten sie den anderen nicht weiter und redeten nur von dem, was sie belastete ... En 190.4
Jesus hätte sie gern getröstet und ihre Tränen abgewischt, aber zuvor mußte er ihnen Grundsätzliches sagen, was sie nie wieder vergessen sollten ... En 190.5
Der Herr fing nun an bei Mose, also mit dem Beginn der biblischen Geschichte, und erklärte ihnen aus den heiligen Schriften alles, was den Messias betraf. Hätte sich Jesus den beiden Jüngern gleich vorgestellt, dann hätten sie vielleicht auf alle weiteren Erklärungen verzichtet. Aber es war wichtig, daß sie die Bilder und Weissagungen des Alten Testaments verstanden ... En 190.6
Inzwischen war die Sonne untergegangen, und die Arbeiter auf den Feldern hatten ihren Heimweg angetreten. So “waren sie in die Nähe von Emmaus gekommen. Jesus tat als wollte er weitergehen. Aber sie hielten ihn zurück und baten: ‘Bleib doch bei uns! Es ist fast Abend, und gleich wird es dunkel.’ Da folgte er ihrer Einladung und blieb bei ihnen.” Lukas 24,28.29 (GN) ... En 190.7
Eine einfache Mahlzeit war bald angerichtet. Der Gast hatte an der Stirnseite des Tisches Platz genommen. Nun streckte er die Hände aus, um die Speise zu segnen — so wie er es immer tat. Die beiden Jünger waren starr vor Staunen! In seinen Händen erkannten sie die Nägelmale; und wie aus einem Munde riefen sie: Es ist der Herr! Sie wollten sich ihm zu Füßen werfen. “Aber im selben Augenblick verschwand er vor ihnen.” En 191.1
Plötzlich waren Hunger und Müdigkeit vergessen. “Sie machten sich sofort auf den Rückweg nach Jerusalem. Als sie dort ankamen, waren die Elf mit allen übrigen versammelt und riefen ihnen zu: ‘Der Herr ist wirklich auferweckt worden!’” Lukas 24,33.34 (GN). Jesus von Nazareth 547-549. En 191.2
Von Emmaus aus kamen die beiden Jünger durch das Osttor nach Jerusalem ... Schließlich fanden die beiden Männer den oberen Saal, wo Jesus die letzte Nacht vor seinem Tod verbracht hatte ... Die Tür war verriegelt; selbst nach kräftigem Klopfen regte sich nichts. Alles still. Die Emmausjünger nannten ihre Namen. Da wurde der Riegel vorsichtig zurückgeschoben. Sie traten ein, und mit ihnen unbemerkt auch ein anderer. Dann wurde die Tür wieder verschlossen, damit ja kein Spitzel eindringen konnte. En 191.3
Über dem Raum lag eine seltsame Stimmung aus Spannung und Erregung, “... die Elf waren mit allen übrigen versammelt und riefen ihnen zu: ‘Der Herr ist wirklich auferweckt worden! Simon hat ihn gesehen!’” En 191.4
Nun berichteten Kleopas und sein Gefährte, was sie erlebt hatten und wie Jesus ihnen begegnet war. “Während die beiden noch erzählten, stand plötzlich der Herr selbst mitten unter ihnen. Er grüßte sie: ‘Ich bringe euch Frieden!’ Sie erschraken, denn sie meinten einen Geist zu sehen. Aber er sagte: ‘Warum seid ihr so erschrocken? Warum kommen euch solche Zweifel? Schaut mich doch an, meine Hände, meine Füße, und überzeugt euch; ein Geist hat doch nicht Fleisch und Knochen wie ich!’ Während er das sagte, zeigte er ihnen seine Hände und Füße.” Lukas 24,33-39 (GN). Jesus von Nazareth 551. En 191.5
Als der Auferstandene zum erstenmal mit seinen Jüngern zusammentraf, war Thomas nicht dabei. Er hatte zwar von den anderen die Auferstehungsbotschaft gehört, war aber trotzdem niedergeschlagen und traurig ... En 192.1
“Eine Woche später waren die Jünger wieder im Haus versammelt, und Thomas war bei ihnen. Die Türen waren abgeschlossen. Jesus kam, trat in ihre Mitte und sagte: ‘Leg deinen Finger hierher und sieh dir meine Hände an! Streck deine Hand aus und lege sie in meine Seitenwunde! Hör auf zu zweifeln und glaube, daß ich es bin!’ Da antwortete Thomas: ‘Mein Herr und mein Gott’.” Johannes 20,26-28 (GN). Jesus von Nazareth 553.554. En 192.2
Jesus hatte wiederholt davon gesprochen, daß er seine Jünger in Galiläa wiedersehen wollte ... En 192.3
Nun aber war das Passa vorüber, und die Jünger wanderten heimwärts in der frohen Erwartung, ihrem Erlöser zu begegnen. Das hatte er ihnen ja versprochen. En 192.4
Sieben Jünger waren es noch. Sie waren arm an Geld und Gut, aber reich durch die Erkenntnis der Wahrheit ... En 192.5
Sie fuhren also hinaus und mühten sich ab die ganze Nacht — aber sie hatten keinen Erfolg! Endlos zogen sich die Stunden hin. Dabei redeten sie von ihrem Herrn, machten sich Gedanken über ihre Existenz und waren niedergeschlagen angesichts ihrer ungewissen Zukunft. En 192.6
Endlich dämmerte der Morgen. Das Boot war nicht mehr weit vom Ufer entfernt. Da sahen die Jünger einen Fremden am Strand. Er fragte: “Kinder, habt ihr nicht ein paar Fische?” ... Der Jünger, den Jesus liebte, sagte zu Petrus: “Es ist der Herr!” Jesus von Nazareth 556.557. En 192.7
Gläubige aus der ganzen Umgebung waren auf einem Berg in Galiläa zusammengekommen, hatte doch ein Engel am Grab Jesu die Jünger daran erinnert, daß der Herr in Galiläa mit ihnen zusammentreffen wollte. Viele, die den Tod des Herrn beklagt hatten, sahen nun in gespannter Erwartung diesem Ereignis entgegen. Aus allen Richtungen kamen sie herbei. Schließlich hatten sich um die fünfhundert Gläubige eingefunden. Da stand auf einmal Jesus mitten unter ihnen. Keiner konnte sagen, woher er gekommen war ... En 192.8
Andere waren beeindruckt von dem was Jesus zu sagen hatte, war es doch für viele das erste Gespräch mit dem Herrn nach seiner Auferstehung. “Unbeschränkte Vollmacht” hatte ihm der Vater gegeben! Die Hörer ahnten etwas von Jesu göttlicher Herrlichkeit. Jesus von Nazareth 562. En 193.1
Vierzig Tage lang weilte Christus noch auf der Erde, um die Jünger auf ihr künftiges Werk vorzubereiten und ihnen das zu erklären, was sie bislang nicht hatten begreifen können. Er sprach über die Prophezeiungen, die sein Kommen, seine Verwerfung durch die Juden und seinen Tod betrafen, und zeigte, daß sich diese Voraussagen bis in alle Einzelheiten erfüllt hatten. Diese Erfüllung der Prophezeiungen, so sagte er ihnen, sollten sie als eine Bestätigung jener Kraft erkennen, die ihr künftiges Wirken begleiten würde. Das Wirken der Apostel 26. En 193.2