“So bezeuge ich nun vor Gott”, schrieb Paulus an Timotheus “und dem Herrn Jesus Christus, der da zukünftig ist zu richten die Lebendigen und die Toten mit seiner Erscheinung und mit seinem Reich: Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.” 2.Timotheus 4,1.2. DEV 23.1
Dieser ernste und feierliche Auftrag, gerichtet an einen solch eifrigen und treuen Diener wie Timotheus, ist ein kräftiger Beweis für die Wichtigkeit und Verantwortlichkeit des Werkes, das einem Prediger des Evangeliums obliegt. Paulus fordert Timotheus vor den Richterstuhl Gottes und gebietet ihm, das Wort, und nicht Aussagen und Gebräuche der Menschen, zu predigen, bereit zu sein, bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit für Gott zu zeugen — sei es in großen Versammlungen oder im Familienkreis, am Wege oder im Heim, Freunden oder Feinden gegenüber, in Sicherheit oder unter Schwierigkeiten, Gefahren, Schmach und Verlusten. DEV 23.2
Timotheus war von milder, nachgebender Natur. Da Paulus befürchtete, daß ihn diese Veranlagung verleiten möchte, vor einem wesentlichen Teil seines Werkes zurückzuschrecken, ermahnte er ihn, getreulich die Sünde zu rügen und selbst mit Schärfe diejenigen zu tadeln, die sich schwerer Übertretungen schuldig machten. Aber es sollte “mit aller Geduld und Lehre” geschehen. Er sollte die Geduld und Liebe Christi bekunden und seine Zurechtweisungen durch die Wahrheiten des Wortes erklären und bekräftigen. DEV 23.3
Die Sünde zu hassen und zu tadeln und gleichzeitig Mitleid und Zärtlichkeit für den Sünder zu zeigen, ist schwer auszuführen. Je ernster unsre eigenen Anstrengungen sind, Heiligkeit des Herzens und des Wandels zu erreichen, desto stärker werden wir die Sünde empfinden und desto bestimmter wird unsre Abneigung dagegen sein. Wir müssen uns bewahren vor ungebührlicher Strenge gegen den Übeltäter und dennoch sorgfältig sein, nicht das überaus Sündige der Sünde aus dem Auge zu verlieren. Es ist notwendig, Christo ähnliche Geduld und Nachsicht dem Irrenden zu zeigen, aber die Gefahr liegt auch nahe, den Irrtum zu sehr zu mildern, so daß der Betreffende zu der Annahme kommt, er habe den Tadel nicht verdient; dann wird er ihn als unpassend und ungerecht zurückweisen. DEV 24.1