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Kapitel 67: Die heilsame Lehre DEV 275

“Es wird die Zeit sein,” schrieb Paulus an Timotheus, “da sie die heilsame Lehre nicht leiden werden, sondern nach ihren eigenen Lüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach dem ihnen die Ohren jücken; und werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu den Fabeln kehren. Du aber sei nüchtern allenthalben, sei willig zu leiden, tue das Werk eines evangelischen Predigers, richte dein Amt redlich aus.” 2.Timotheus 4,3-5. DEV 275.5

Die “heilsame Lehre” ist die Bibelwahrheit — die Wahrheit, welche Frömmigkeit und Hingabe fördert und Gottes Volk im Glauben festigt. Eine heilsame Lehre ist von großer Bedeutung für den Empfänger, besonders für den Lehrer und den Prediger der Gerechtigkeit, denn wo das Evangelium auch gepredigt wird, ist jeder Diener Christi, welche Art des Dienstes er auch versehen mag, entweder seiner Verantwortlichkeit als Bote des Herrn getreu oder untreu. DEV 276.1

Wiederum schrieb Paulus: “Das ist gewißlich wahr: Sterben wir mit, so werden wir mit leben; dulden wir, so werden wir mit herrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen; glauben wir nicht, so bleibt er treu; er kann sich selbst nicht verleugnen. Solches erinnere sie und bezeuge vor dem Herrn, daß sie nicht um Worte zanken, welches nichts nütze ist denn zu verkehren, die da zuhören.” 2.Timotheus 2,11.14. DEV 276.2

Etliche von denen, die in Pauli Tagen die Wahrheit hörten, erhoben Fragen von geringer Bedeutung, brachten Ideen und Meinungen von Menschen vor und versuchten, die Gedanken des Lehrers von den großen Evangeliumswahrheiten abzuwenden auf Besprechungen über unwesentliche Theorien und Schlichten von unwichtigen Streitfragen. Paulus wußte daß Gottes Diener weise genug sein muß, die Absichten des Feindes zu durchschauen und sich zu weigern, irregeleitet oder abgelenkt zu werden. Die Bekehrung von Seelen muß ihm die Hauptsache seines Wirkens sein; er muß das Wort Gottes predigen und Streitfragen vermeiden. DEV 276.3

“Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit. Des ungeistlichen, losen Geschwätzes entschlage dich; denn es hilft viel zum ungöttlichen Wesen.” 2.Timotheus 2,15.16. DEV 277.1

Christi Diener stehen heute in derselben Gefahr. Satan wirkt beständig, ihre Gedanken auf verkehrte Pfade zu lenken, damit die Wahrheit ihre Kraft auf das Herz verlieren möchte. Wenn Prediger und Volk die Wahrheit nicht ausleben und durch sie geheiligt werden, werden sich Fragen von unwesentlicher Wichtigkeit einschleichen, um ihre Sinne zu beschäftigen. Dies führt zu Spitzfindigkeiten und Streit, denn es werden sich unzählige Punkte von Meinungsverschiedenheiten erheben. DEV 277.2

Fähige Männer haben unter Gebet sehr viel Zeit dem Suchen in der Schrift geweiht, und dennoch gibt es viele Teile der Bibel, die nicht ganz erforscht sind. Einige Schriftstellen werden nie vollkommen verstanden werden, bis im zukünftigen Leben Christus selbst sie erklären wird. Es gibt Geheimnisse, die nicht offenbar werden, Aussagen die von menschlichen Geistern nicht in Einklang gebracht werden können, und der Feind versucht, Streitfragen über solche Punkte zu erwecken, die besser unerörtert blieben. DEV 277.3

Ein frommer, geistlicher Diener Gottes wird es vermeiden, geringe theoretische Verschiedenheiten vorzutragen und wird seine Kraft der Verkündigung der großen prüfenden Wahrheiten, die der Welt gegeben werden müssen, widmen. Er wird das Volk auf das Erlösungswerk, auf die Gebote Gottes, auf das nahe Kommen Christi hinweisen, und diese Gegenstände bieten genügend Speise für die Gedanken. DEV 277.4

In vergangenen Zeiten hat man mir viele unwesentliche, schwärmerische Theorien vorgelegt, um meine Meinung zu erfahren. Einige vertraten die Lehre, daß die Gläubigen mit offenen Augen beten müßten; andere lehrten, weil in alten Zeiten die im heiligen Amt Stehenden beim Betreten des Heiligtums ihre Sandalen ablegen und ihre Füße waschen mußten, die Gläubigen jetzt auch die Schuhe abziehen sollten, wenn sie das Gotteshaus betreten. Noch andere erklärten bezugnehmend auf das sechste Gebot, daß selbst Insekten, die den Menschen quälen, nicht getötet werden dürften. Einige haben sogar gelehrt, daß die Erlösten kein graues Haar haben werden — als ob das eine Sache von irgendwelcher Wichtigkeit sei. DEV 277.5

Ich bin unterwiesen worden zu sagen, daß derartige Theorien Erzeugnisse von Menschen sind, welche die ersten Grundsätze des Evangeliums noch nicht erfaßt haben. Durch derartige Lehren versucht der Feind, die großen Wahrheiten für diese Zeit zu verdunkeln. DEV 278.1

Wer beim Predigen die großen Wahrheiten Gottes übergeht und bei weniger wichtigen Dingen verweilt, predigt nicht das Evangelium, sondern bringt eitle Reden. Möchten doch unsere Prediger ihre Zeit in Erörterung solcher Fragen nicht vergeuden. Wenn es fraglich ist, worüber sie sprechen, wenn sie im Zweifel sind, welchen Gegenstand zu ihrer Betrachtung sie wählen sollen, mögen sie die Reden des Meisters betrachten und seinem Gedankengang folgen. Die Gegenstände, die Jesus als wesentlich hinstellte, sind gerade die, welche auch heute dem Gedächtnis eingeschärft werden müssen. Wir müssen unsere Zuhörer aufmuntern, sich mit Dingen zu beschäftigen, die von ewigem Wert sind. DEV 278.2

Als einmal ein Bruder mit der Botschaft zu mir kam, daß die Erde ganz platt sei, wurde ich unterwiesen, ihm Christi Auftrag an seine Jünger vorzuführen: “Gehet hin und lehret alle Völker ... Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.” Matthäus 28,19.20. Über solche Lehren wie die der platten Gestalt der Erde sagt Gott zu jeder Seele: “Was geht das dich an? Folge du mir nach. Ich habe dir dein Amt gegeben. Beschäftige dich mit den großen, prüfenden Wahrheiten für diese Zeit und nicht mit Dingen, die nicht zur Förderung unsres Werkes beitragen.” DEV 278.3

Gottes Diener sollten ihre Zeit auch nicht damit zubringen, über die auf der neuen Erde herrschenden Zustände nachzugrübeln. Es ist anmaßend, Lehren und Mutmaßungen aufzustellen über Dinge, welche der Herr uns nicht offenbart hat. Er hat für unser Glück im zukünftigen Leben hinreichend gesorgt, und wir sollen nicht in seine Pläne mit uns hineindringen wollen; auch können wir die Verhältnisse des zukünftigen Lebens nicht nach denen dieses Lebens ermessen. DEV 279.1

Meinen Brüdern im Predigtamt möchte ich sagen: Predigt das Wort. Legt nicht als einen Grund von Holz, Heu und Stoppeln eure eigenen Mutmaßungen und Grübeleien, die keinem nützen können. Gegenstände größter Wichtigkeit sind uns im Worte Gottes offenbart, und diese sind unseres tiefsten Nachdenkens wert. Aber Sachen, worüber Gott schweigt, sollten wir nicht zu ergründen suchen. DEV 279.2

Entstehen Fragen, worüber wir im Unklaren sind, dann laßt uns erwägen: Was sagt die Schrift? Sagt sie nichts über die betreffende Frage, so laßt uns diese nicht zum Gegenstand einer Besprechung machen. Laßt diejenigen, die nach etwas Neuem verlangen, nach der Neuheit des Lebens trachten, das die Wiedergeburt mit sich bringt. Laßt sie ihre Seelen durch den Gehorsam gegen die Wahrheit heiligen und im Einklang mit den von Christo gegebenen Unterweisungen handeln. DEV 279.3

Die einzige im Gericht gestellte Frage wird sein: “Sind sie meinen Geboten gehorsam gewesen?” kleinlicher Streit und Uneinigkeit über unwichtige Dinge haben keinen Teil in Gottes großem Plan. Alle, welche die Wahrheit lehren, sollten Männer gesunden Verstand sein, die ihre Hörer nicht, wie man sagen könnte, in Felder voll Dornen führen und sie dort verlassen. DEV 279.4

Christi Opfer zu Versöhnung der Sünde ist die große Wahrheit, an der alle anderen Wahrheiten hängen. Um richtig verstanden und gewürdigt zu werden, muß jede Wahrheit im Worte Gottes, vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung, in dem vom Kreuz auf Golgatha ausströmenden Licht erforscht werden. Ich halte euch das erhabene, großartige Denkmal der Gnade und der Wiedergeburt, das heil und der Erlösung vor — den am Kreuze erhöhten Sohn Gottes. Das soll die Grundlage einer jeden von unsern Predigern gehaltenen Rede sein. DEV 280.1

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Wir brauchen für diese Zeit Männer, welche die Notdurft der Menschen verstehen und ihren Bedürfnissen dienen können. Der treue Diener Christi steht Posten, um durch Gottes Geist, der in ihm mächtig wirkt, seine Mitmenschen zu warnen, zurechtzuweisen, zu beraten, zu bitten und zu ermutigen, damit er jeden vollkommen in Christo darstellen möchte. Ein solcher Mann wird im Himmel als ein Diener anerkannt, der in den Fußtapfen seines großen Vorbildes wandelt. Testimonies for the Church IV, 416. DEV 280.2