Dein Glaube und dein schlichtes Gottvertrauen schwanden immer mehr, nachdem du reich geworden warst. Du hast dich nicht sofort von Gott losgesagt, sondern entferntest dich allmählich von ihm. Weil es nicht immer angebracht schien, hieltest du keine Morgen- und Abendandachten mehr. Deine Schwiegertochter verursachte dir Schwierigkeiten besonderer Art, die im wesentlichen darauf hinzielten, dich von den Familienandachten fernzuhalten. Dein Haus wurde ein Heim ohne Gebet. Am wichtigsten war dir dein Geschäft; der Herr und seine Wahrheit kamen erst in zweiter Linie. Denk einmal an deine früheren Erfahrungen zurück! Hätten dich damals diese Prüfungen von der Familienandacht zurückgehalten? Sch1 228.1
Mit der Vernachlässigung des lauten Betens hast du deinen häuslichen Einfluß eingebüßt, den du dir erhalten haben könntest. Es gehörte zu deiner Aufgabe, Gott auch in deiner Familie ohne Rücksicht auf die etwaigen Folgen anzuerkennen. Du solltest Gott deine Gebete morgens und abends dargebracht haben. Du hättest als Priester der Familie dienen und deine und deiner Kinder Sünden bekennen sollen. Wärst du treu geblieben, würde dich Gott, der dein Führer war, nicht der eigenen Weisheit überlassen haben. Sch1 228.2
Um vor anderen Menschen zu protzen, wurde das Geld unnütz ausgegeben. Über diese Sünde zeigtest du dich bei anderen früher zutiefst betrübt. Indem du deine Mittel auf diese Weise verbrauchtest, hast du Gott beraubt. Daraufhin sprach der Herr: “Ich will zerstreuen. Ich will ihr vorerst gestatten, ihren selbstgewählten Weg zu gehen. Ich will ihr Urteilsvermögen verdunkeln und ihre Weisheit von ihr nehmen. Ich will ihr zeigen, daß ihre Kraft nichts als Ohnmacht und ihre Weisheit nur Torheit ist. Ich will sie demütigen und ihr kundtun, wie weit sie sich von mir entfernt hat. Wird sie dann nicht von ganzem Herzen zu mir zurückkehren und mich in allen ihren Wegen anerkennen soll meine Hand zerstreuen, und der Hochmut der Mutter und ihrer Kinder soll gebrochen werden und Armut wieder ihr Schicksal sein. Alles Tun und Lassen diene der Ehre meines Namens. Der Stolz des Menschen soll gedemütigt und seine Überheblichkeit gebeugt werden.” Sch1 228.3
Einst war dir die Fähigkeit zuteil geworden, Menschen beeinflussen zu können; aber Gott gab dir keinen Reichtum. Deshalb erwartete er von dir in deiner Armut nicht, irgend etwas aufzuwenden, was du nicht hattest. Gleich der Witwe gabst du, was deinen Möglichkeiten entsprach, obwohl du dir in Anbetracht deiner Lage kein Gewissen zu machen brauchtest, wenn du weniger gegeben hättest, als du gegeben hast. Während deiner Krankheit erwartete Gott von dir nicht jenen tätigen Kraftaufwand, der ja durch deine Krankheit beeinträchtigt wurde. Wenn du auch deinen Einfluß und deine Mittel nur beschränkt einsetzen konntest, hat Gott deine Bemühungen, Gutes zu tun und seinem Werk voranzuhelfen, angenommen, und zwar nach dem, was du getan hast und nicht nach dem, was du nicht getan hast. Der Herr verachtet nicht die geringste Gabe, die willig und aufrichtig gespendet wird. Sch1 229.1
Du besitzt ein hitziges Temperament. Begeisterungsfähigkeit in einer guten Sache ist lobenswert. In deinen früheren Prüfungen und Schwierigkeiten hast du dir eine Erfahrung zu eigen machen können, die anderen Menschen von Nutzen sein sollte. Eifrig dientest du Gott, und voll Hingabe hast du denen, die der gegenwärtigen Wahrheit nicht glaubten, die Gewißheit unseres Glaubens vor Augen geführt. Du konntest unseren Glauben überzeugend darlegen, weil er für dich eine Wirklichkeit war. Die Wahrheit war ein Teil deines Seins. Wer deinen eindringlichen Ausführungen zuhörte, zweifelte nicht an deiner Aufrichtigkeit, sondern war von der Wahrheit deines Bekenntnisses überzeugt. Sch1 229.2
Nach Gottes Vorsehung wuchs dein Einfluß immer mehr. Hinzu kam, daß Gott es für gut befand, dich zu prüfen, indem er dich mit dem trügerischen Glanz des Reichtums umgab. Du standest dadurch unter doppelter Verantwortung. Als sich deine Lebensverhältnisse besserten, sagtest du: “Sobald ich mir ein Haus kaufen kann, will ich dem Werke Gottes wieder Geschenke machen.” Doch als du ein Haus hattest, ergaben sich so viele bauliche Verbesserungen, um in deiner unmittelbaren Umgebung alles bequem und angenehm zu haben, daß du den Herrn und seinen Anspruch an dich vergaßest und noch weniger bereit warst, dem Werke Gottes zu helfen, als in den Tagen deiner Armut und Trübsal. Sch1 229.3
Du suchtest die Freundschaft der Welt und entferntest dich immer weiter von Gott. Du vergaßest die Mahnung Christi: “Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch.” Lukas 21,34. “Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle.” 1.Korinther 10,12. Sch1 230.1
Im christlichen Leben müssen wir drei Dinge besonders beachten, wenn wir nicht wünschen, daß uns Satan zuvorkomme: Wachen, beten und arbeiten! Gebet und Wachsamkeit sind notwendig, um in einem göttlichen Leben weiterwachsen zu können. Niemals war in deinem Leben eine Zeit bedeutungsvoller als die gegenwärtige. Du wirst dich erst sicher fühlen, wenn du ständig wachsam bist. Wache und bete zu jeder Zeit! Wie bewahrt uns das vor Versuchungen und vor dem Gefangenwerden in den Schlingen der Welt! Du hättest in den vergangenen Jahren, als dein Einfluß noch weitreichend war, ernsthaft wirken müssen. Sch1 230.2
Liebe Schwester, Menschenlob und weltliche Schmeicheleien haben dich mehr beeinflußt als du glaubst. Du hast mit deinen Zentnern nicht gewuchert. Hättest du sie doch den Wechslern anvertraut! Du bist von Natur gütig und großzügig. Diese Charaktereigenschaften wurden bis zu einem gewissen Grade erkennbar, doch traten sie nicht so hervor, wie Gott das erwartet. Es genügt nicht, diese vortrefflichen Gaben nur zu besitzen. Gott verlangt, daß sie ständig eingesetzt werden. Durch diese Gaben segnet er die Hilfsbedürftigen und treibt sein Erlösungswerk für die Menschheit voran. Sch1 230.3