Gott hängt für den Unterhalt seines Werkes keineswegs von Menschen ab. Er würde die Mittel zur Auffüllung seiner Schatzkammer unmittelbar vom Himmel gesandt haben, wenn seine Fürsorge das für den Menschen für gut erachtete. Er hätte Wege ersinnen können, um die Engel zur Verkündigung der Wahrheit an die Welt ohne Mithilfe der Menschen auszusenden. Er hätte die Wahrheit an die Himmel schreiben können, um auf diese Weise der Welt mit lebendigen Lettern seine Forderungen kundzutun. Gott ist von keines Menschen Gold oder Silber abhängig. Er spricht: “Denn alle Tiere im Walde sind mein und das Vieh auf den Bergen, da sie bei tausend gehen ... Wo mich hungerte, wollte ich dir nicht davon sagen; denn der Erdboden ist mein und alles, was darinnen ist.” Psalm 50,10.12. Was immer für unseren Dienst am Fortschritt des Werkes Gottes erforderlich ist, hat er absichtlich zu unserem Besten eingerichtet. Gott ehrte uns, indem er uns zu seinen Mitarbeitern erwählte. Er hat die Unumgänglichkeit menschlicher Mitwirkung beschlossen, damit der Mensch seine Wohltätigkeit ständig beweise. Sch1 336.1
In weiser Voraussicht bringt Gott uns immer mit besitzlosen Menschen zusammen, damit wir uns von den verschiedenen Nöten und Leiden in der Welt überzeugen können und somit geprüft, versucht und in die Lage versetzt werden, christliche Charaktere zu entwickeln. Er hat uns unter arme Menschen gestellt, damit wir ihnen christliches Mitgefühl und christliche Liebe entgegenbringen. Sch1 337.1
Sünder, die im Begriff sind, wegen mangelnder Erkenntnis zugrunde zu gehen, werden in Unwissenheit und Finsternis bleiben, es sei denn, man bringt ihnen das Licht der Wahrheit. Gott wird keine Engel vom Himmel senden, um die Aufgabe zu erfüllen, die er den Menschen überlassen hat. Er hat allen mit voller Absicht eine Aufgabe übertragen, um sie zu prüfen und zur Enthüllung ihres wahren Charakters zu veranlassen. Christus stellt die Unbegüterten als seine Stellvertreter mitten unter uns. Er sagt: “Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt.” Matthäus 25,42. Christus setzt sich gleich mit der leidenden Menschheit in Gestalt der leidenden Menschenkinder. Ihre Bedürfnisse sind auch seine Bedürfnisse. Ihren Kummer verbirgt er in seinem Herzen. Sch1 337.2
Die moralische Verderbtheit einer zugrunde gerichteten Welt ruft christliche Männer und Frauen auf, keine persönliche Anstrengung zu scheuen und ihre Mittel und ihren Einfluß einzusetzen, damit die Welt dem Bilde Christi gleich werde, der um unsertwillen arm wurde, obwohl er unermeßliche Reichtümer besaß. Gottes Geist kann nicht auf solchen Menschen ruhen, denen er zwar seine Botschaft gesandt hat, die aber ständig gedrängt werden müssen, ehe sie auch nur das geringste Gefühl haben für ihre Aufgabe, Mitarbeiter Christi zu sein. Aus höheren Motiven zu geben als nur aus menschlicher Anteilnahme, weil vielleicht unser Innerstes angerührt ist, diese Notwendigkeit bekräftigt nachdrücklich der Apostel. Er nötigt uns zur Beobachtung des Grundsatzes, uneigennützig zu wirken und die Aufmerksamkeit allein der Ehre Gottes zuzuwenden. Sch1 337.3
Die Heilige Schrift erwartet von den Christen, daß sie wirksame Wohltätigkeit planvoll betreiben, damit sie ständig um die Erlösung ihrer Mitmenschen bemüht bleiben. Das Sittengesetz gebot die Feier des Sabbats. Diesen empfand man nicht als Bürde, außer das Gesetz wurde übertreten. Das Volk sah sich durch die Strafen gehemmt, die eine Übertretung des Gesetzes nach sich gezogen hätte. Die Ordnung des Zehnten bedeutete für diejenigen keine Last, die von diesem Plan nicht abwichen. Und diese Ordnung, die in den Anweisungen für die Hebräer klar festgelegt wurde, wurde auch von ihrem Begründer weder aufgehoben noch gelockert. Vielmehr muß sie noch intensiver durchgeführt und noch mehr ausgedehnt werden, da die Erlösung allein durch Christus im christlichen Zeitalter noch umfassender ans Licht kommen sollte. Sch1 337.4
Jesus zeigte dem Schriftgelehrten, daß das ewige Leben von der Erfüllung der besonderen Gesetzesforderungen in seinem irdischen Leben abhängig war Gott zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen seinen Kräften und seinen Nächsten wie sich selbst. Als der Opferdienst des Alten Bundes mit dem Tode Christi aufhörte, blieb das in steinerne Tafeln geschriebene Gesetz unverändert bestehen und hielt seine Forderungen an die Menschen aller Zeiten aufrecht. In der nachchristlichen Zeit sind unsere Aufgaben keineswegs geschmälert worden, sondern sie wurden bestimmter und klarer zum Ausdruck gebracht. Sch1 338.1
Das sich ausbreitende Evangelium erforderte größere Vorkehrungen, um den Kampf auch nach dem Tode Christi fortführen zu können. Aus diesem Grunde wurde die finanzielle Unterstützung der Evangeliumsverkündigung zu einem dringenderen Bedürfnis als zur Zeit der Israeliten. Jetzt fordert Gott nicht geringere, sondern größere Gaben, größer als zu irgendeiner anderen Zeit. Der von Christus aufgestellte Grundsatz heißt: Die Gaben und Opfer sollen der empfangenen Erkenntnis und den genossenen Segnungen entsprechen. Er sprach: “Welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen.” Lukas 12,48. Sch1 338.2
Die Antwort der ersten Jünger auf die Segnungen des christlichen Zeitalters bestand in Werken der Güte und Barmherzigkeit. Nachdem Christus gen Himmel gefahren war und seine Jünger verlassen hatte, brachte sie die Ausgießung des Heiligen Geistes dahin, sich zum Heile anderer Menschen selbst zu verleugnen und aufzuopfern. Als die Frommen zu Jerusalem in Not waren, schrieb der Apostel Paulus an die Heidenchristen über die Werke der Mildtätigkeit: “Gleichwie ihr in allen Stücken reich seid, im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allerlei Fleiß in eurer Liebe zu uns, also schaffet, daß ihr auch in dieser Wohltat reich seid.” 2.Korinther 8,7. Dem Glauben, der Liebe und dem christlichen Fleiß wird hier das Wohltun an die Seite gestellt. Wer da meint, ein guter Christ zu sein, aber sein Ohr und sein Herz dem Ruf Gottes nach Freigebigkeit verschließt, befindet sich in einem argen Irrtum. Es gibt Menschen, die wortreich bekennen, große Liebe zur Wahrheit zu haben, die auch das Werk gefördert sehen möchten, solange man von ihnen nicht mehr als ein Lippenbekenntnis fordert; doch sie wollen nichts dafür tun. Ihr Glaube ist tot und nicht durch die Werke vollkommen geworden. Der Herr hat niemals einen Menschen bekehrt und ihn dabei unter dem Einfluß des Geizes belassen. Sch1 338.3