Äußerer Schein ergreift nicht nur das Namenschristentum, sondern nimmt auch in beunruhigendem Ausmaß unter den Menschen zu, die die Gebote Gottes zu halten bekennen und nach dem baldigen Erscheinen Christi in den Wolken des Himmels Ausschau halten. Engherzige Ansichten sind unangebracht für uns. Wir sollten unsere Möglichkeiten, Gutes zu tun, nicht beschränken. Doch wir haben darauf zu achten, daß wir, während wir unseren Einfluß ausweiten und unsere Pläne ausdehnen, so wie die Vorsehung die Wege öffnet, ernsthafter die Abgötterei der Welt meiden. Während wir uns stärker darum bemühen, unsere Brauchbarkeit zu steigern, müssen wir auch entsprechend danach trachten, göttliche Weisheit zu erhalten, um alle Zweige des Werkes nach Gottes Anordnung und nicht nach weltlichen Gesichtspunkten weiterzuführen. Wir sollten keine weltlichen Gewohnheiten nachahmen, sondern das Äußerste aus den Möglichkeiten herausschöpfen, die Gott in unsere Macht gegeben hat, um die Wahrheit unter den Menschen zu verbreiten. Sch1 490.1
Wir sind ein Volk. Wenn unsere Werke mit unserem Glaubensbekenntnis übereinstimmen, werden wir viel mehr erreichen als jetzt. Hätten wir noch Männer so voller Hingabe und gleicher Glaubenskraft wie Elia, wir erlebten, daß sich Gott uns offenbarte, wie er sich einst den heiligen Männern offenbart hat. Wir würden die gleichen Ergebnisse erzielen, wenn wir Männer wie Jakob hätten, die mit Gott in ernsthaftem Glauben ringen und ihre eigene Unzulänglichkeit erkannt haben. Als Antwort auf das Gebet des Glaubens wird der Mensch mit göttlicher Kraft erfüllt. Sch1 490.2
In der Welt gibt es nur wenig Glauben. Es sind nicht viele, die unter Gottes Augen leben. Wie können wir erwarten, daß sich Gott den Menschen offenbaren wird, wenn man sein Wort geringschätzig behandelt und unsere Herzen durch die Wahrheit nicht geheiligt werden? Wie können wir dann mehr Kraft erwarten? Menschen, die kaum halb bekehrt sind, die sich auf sich selbst verlassen und von sich eingenommen sind, predigen anderen die Wahrheit. Aber Gott wirkt nicht mit ihnen, weil sie im Herzen und im Leben nicht geheiligt sind. Sie wandeln nicht demütig vor Gott. Wir brauchen Prediger, die gründlich bekehrt sind, dann werden wir erleben, wie alle unsere Bemühungen von Gottes Licht und Kraft unterstützt werden. Sch1 490.3
Die Wächter, die vor alters auf den Mauern Jerusalems und anderer Städte postiert waren, bekleideten eine sehr verantwortungsvolle Stellung. Von ihrer Pflichttreue hing die Sicherheit aller Menschen in diesen Städten ab. Wenn Gefahr vermutet wurde, durften sie weder am Tage noch des Nachts schweigen. Ihre Aufgabe war es, sich gegenseitig in kurzen Zeitabständen anzurufen, um festzustellen, ob noch alle wach und unverletzt seien. Auf einigen Erhöhungen wurden Posten aufgestellt; von dort aus konnten sie die wichtigen zu bewachenden Stellen überblicken. Entsprechend der Lage ließen sie Warnungs- oder Freudenrufe ertönen. Diese wurden von einem zum andern weitergegeben. Jeder wiederholte die Worte, bis der Ruf die ganze Runde um die Stadt gemacht hatte. Sch1 491.1
Diese Wächter stellen das Predigtamt dar, von dessen Pflichttreue die Rettung von Seelen abhängt. Die Haushalter über Gottes Geheimnisse sollten wie Wächter auf den Mauern Zions stehen, und wenn sie die drohende Gefahr anrücken sehen, ist es ihre Aufgabe, das Warnsignal ertönen zu lassen. Sollten sie jedoch schläfrige Wachen mit so erstarrten geistlichen Sinnen sein, daß sie die Gefahr weder sehen noch erkennen und Gottes Kinder darin umkommen, dann wird Gott deren Blut von den Händen der Wächter fordern. Sch1 491.2