In Christus fanden sich das Menschliche und das Göttliche zu einer Einheit zusammen. Seine Aufgabe bestand in der Versöhnung Gottes mit dem Menschen, um das Endliche mit dem Unendlichen zu verbinden. Das war der einzige Weg, um gefallene Menschen durch das Blut Christi aufrichten zu können und sie an der göttlichen Natur teilhaben zu lassen. Die Annahme der menschlichen Natur ließ Christus die Anfechtungen und das Leid der Menschen verstehen, einschließlich aller Versuchungen, die jeden bedrängen. Engel, denen die Sünde unbekannt blieb, konnten die Gefühle der Menschen in ihren besonderen Anfechtungen nicht nachempfinden. Christus entäußerte sich selbst, nahm das Wesen des Menschen an und wurde in allen Dingen versucht, gleichwie wir, um zu wissen, wie all denen geholfen werden kann, die versucht werden. Sch1 200.2
Nachdem er Mensch geworden war, fühlte er das Bedürfnis, von seinem Vater gestärkt zu werden. Er hatte auserwählte Gebetsstätten. Er liebte es, in der Einsamkeit der Berge mit seinem Vater Gemeinschaft zu pflegen. In diesen Zwiesprachen empfing seine heilige, menschliche Natur die Kraft, die Pflichten und Anfechtungen des Tages bewältigen zu können. Unser Heiland nahm unsere Nöte und Anfechtungen auf sich, insofern als er ein demütig Bittender wurde, der von seinem Vater neue Kraftfülle erbat, um für alle Pflichten und Versuchungen belebt, erquickt und gerüstet zu sein. Er ist in allem unser Vorbild. Er ist uns Gefährte in unseren Unvollkommenheiten, aber er hat nichts mit unseren Leidenschaften gemein. Als einziger Sündloser wich sein Wesen vor dem Bösen zurück. In einer sündigen Welt ertrug er Kämpfe und Seelenqualen. Sein Menschsein ließ das Gebet nicht nur zur Notwendigkeit, sondern zu einer besonderen Gnade werden. Nachdrücklich verlangte er nach göttlicher Hilfe und göttlichem Trost. Sein Vater war bereit, ihm, der zum Wohle der Menschen die himmlischen Freuden verlassen und seine Wohnung in einer lieblosen und undankbaren Welt gewählt hatte, beides zu geben. Christus fand Trost und Erquickung in der Gemeinschaft mit seinem Vater. Hier konnte er sein Herz von den Sorgen erleichtern, die ihn quälten, denn sein Gemüt war mit Schmerz und Kummer beladen. Sch1 201.1