Wenn Christus zu den Menschen sprach, war das gleichzeitig auch ein Teil der Ausbildung seiner Jünger für ihre zukünftige Aufgabe. Immer konnten sie aus dem, was er sagte, etwas lernen. Als er das Gleichnis vom Netz erzählt hatte, fragte er sie: “Habt ihr das alles verstanden?” Sie antworteten: “Ja.” Da machte er ihnen durch einen weiteren Vergleich klar, welche Verantwortung ihnen das Wissen um die Wahrheit auferlegte. “Darum gleicht jeder Schriftgelehrte”, sagte er, “der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.” Matthäus 13,51.52. BRG 96.1
Der Hausvater hortet seinen Reichtum nicht, sondern teilt alles, was er erworben hat, Gewinn bringend aus. Auf diese Weise vermehrt sich der Schatz. Der Hausvater besitzt kostbare Dinge, neue und alte. Christus zeigte also, dass die Wahrheit, die seinen Jüngern anvertraut wurde, der Welt mitgeteilt werden soll. In dem Maße, wie man die Erkenntnis der Wahrheit weitergibt, vermehrt sie sich auch. Wer die Evangeliumsbotschaft mit dem Herzen erfasst hat, will sie unbedingt anderen mitteilen. BRG 96.2
Die aus dem Heiligen Geist geborene Liebe zu Christus möchte auch an anderen wirksam werden. Wer Christus angenommen hat, wird aus eigener Erfahrung berichten wollen, wie der Heilige Geist ihn Schritt für Schritt führte. Er wird von seinem Hunger und Durst nach der Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, den er gesandt hat, erzählen, vom Erfolg seines Bibelstudiums, von seinen Gebeten, inneren Kämpfen und schließlich von Christi Zusage an ihn: “Deine Sünden sind dir vergeben.” Weil es unnatürlich wäre, solche Erfahrungen zu verheimlichen, bringen das diejenigen, die von der Liebe Christi erfüllt sind, auch nicht fertig. Je mehr der Herr ihnen von der heiligen Wahrheit anvertraut, umso stärker wird ihr Wunsch, dass andere denselben Segen erfahren möchten. Und indem sie vom Reichtum der Gnade Gottes erzählen, wird ihnen selbst die Gnade Christi immer reichlicher zuteil. Sie besitzen das einfache, rückhaltlos gehorsame Herz eines Kindes und haben ein großes Bedürfnis nach Heiligung. Die Schätze der Wahrheit und Gnade erschließen sich ihnen immer mehr, um so an die Welt weitergegeben zu werden. BRG 96.3
Die unerschöpfliche Fundgrube der Wahrheit ist das Wort Gottes: als Heilige Schrift, als Buch der Natur und als Buch der Erfahrung, in dem das Wirken Gottes im Menschenleben niedergelegt wird. Hier finden wir die Schätze, aus denen wir als Christi Mitarbeiter schöpfen dürfen. Auf der Suche nach der Wahrheit sollen wir uns auf Gott verlassen und nicht auf menschliche Einsichten oder noch so kluge Köpfe, deren Weisheit vor Gott nur Torheit ist. Durch seine eigens erwählten Werkzeuge wird der Herr sich jedem offenbaren, der aufrichtig nach Wahrheit sucht. BRG 97.1
Wer Christus nachfolgt, seinem Wort glaubt und danach lebt, der wird keine Schwierigkeiten haben, die Welt der Natur zu erforschen und zu erfassen. In allem wird er ein Mittel sehen, die empfangene Wahrheit anderen mitzuteilen. Naturkunde wird für ihn zu einer Schatzkammer der Erkenntnis, die jedem Jünger Jesu offen steht. Wenn wir die Schönheit der Natur betrachten und dabei lernen, was uns die Bestellung des Bodens, das Wachstum der Bäume und all die Wunder der Erde, des Meeres und der Luft zu sagen haben, dann gewinnen wir einen völlig neuen Blick für die Wahrheit, dann entdecken wir reiche Schätze auch in dem geheimnisvollen Handeln Gottes an den Menschen, in der Tiefe seiner Weisheit und in seinen Absichten, die sich im menschlichen Leben offenbaren. Am klarsten jedoch kann der sündige Mensch Gott in seinem geschriebenen Wort erkennen, dieser Schatzkammer des unermesslichen Reichtums Christi. BRG 97.2
Das Wort Gottes umfasst die Schriften des Alten wie des Neuen Testaments. Das eine ist ohne das andere unvollständig. Christus wies darauf hin, dass die Wahrheiten des Alten Bundes ebenso wertvoll sind wie die des Neuen. Er war bei der Erschaffung dieser Welt nicht weniger der Erlöser der Menschen als heute. Lange bevor der Sohn Gottes als Mensch in die Welt kam, predigten bereits Adam, Seth, Henoch, Methusalah und Noah die Frohe Botschaft. Abraham verbreitete das Evangelium in Kanaan, Lot in Sodom, und so gab es in jeder Generation treue Boten, die das Kommen des Erlösers verkündigten. Christus selbst hatte die religiösen Zeremonien der Juden eingesetzt. Er war der Begründer ihres Opferkultes, und in ihm erfüllte sich der gesamte Gottesdienst. Das Blutvergießen beim Opfern sollte auf den Tod des Gotteslammes hinweisen. Alle Opfer waren symbolische Darstellungen, die sich in Christus erfüllten. Christus, der den Patriarchen verkündigt, im Opferdienst symbolisiert, im Gesetz abgebildet und durch die Propheten vorhergesagt wurde, ist der “Schatz” des Alten Testaments. Sein Leben, sein Tod, seine Auferstehung und sein Wirken durch den Heiligen Geist machen ihn aber auch zum “Schatz” des Neuen Testaments. Unser Heiland, die Widerspiegelung der Herrlichkeit des Vaters, ist beides zugleich: das Alte und das Neue. BRG 97.3
Vom Leben, Sterben und dem Mittlerdienst des Herrn Jesus Christus, wovon bereits die Propheten geweissagt hatten, sollten die Apostel Zeugnis ablegen. Die Demut und Reinheit, das heilige Wesen und die unvergleichliche Liebe des Gottessohnes sollten dabei besonders im Vordergrund stehen. Um das Evangelium nun unverkürzt zu predigen, genügte es nicht, nur vom Leben und der Lehre Jesu zu erzählen; vielmehr musste auch auf die Weissagungen der alttestamentlichen Propheten hingewiesen und der Zusammenhang mit dem Opferdienst im Alten Bund hergestellt werden. In seiner Verkündigung sprach Christus über all die alten Wahrheiten, deren Ursprung er war und die er schon durch Patriarchen und Propheten hatte verbreiten lassen. Nun aber stellte er sie in einem neuen Licht dar, und wie ganz anders erschien plötzlich ihre Bedeutung! Die Art, wie er darüber sprach, brachte Licht und geistliches Leben in sie. Darüber hinaus versprach er seinen Nachfolgern, dass der Heilige Geist ihnen Erkenntnis schenken würde, damit sie das Wort Gottes immer besser verstehen und seine Wahrheit in neuer Schönheit anderen weitergeben könnten. BRG 98.1
Seitdem im Garten Eden zum ersten Mal die Erlösung verheißen wurde, haben sich Menschen immer wieder mit dem Leben, Wesen und der Mittlerrolle Christi beschäftigt. Aber jeder, der unter dem Einfluss des Heiligen Geistes stand, sprach über diese Themen so, dass dabei völlig neue Aspekte zu Tage traten. Die Wahrheiten von der Erlösung unterliegen nämlich einer ständigen Entwicklung und Erweiterung. Sie sind zugleich alt und doch immer wieder neu; dem Suchenden offenbaren sie sich in immer größerer Herrlichkeit und Macht. BRG 99.1
Jedes Zeitalter erlebt eine neue Entwicklungsstufe der Wahrheit, und für jede Generation gibt es eine Botschaft von Gott. Die alten Wahrheiten bleiben dabei ausnahmslos wichtig; ein neuer Wahrheitspunkt ist ja von den altbekannten nicht unabhängig, sondern ergänzt sie vielmehr. Nur wer die bereits vertrauten Aspekte der Wahrheit verstanden hat, kann auch die neuen begreifen. Als Christus mit seinen Jüngern über seine Auferstehung sprechen wollte, “fing [er] an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war.” Lukas 24,27. Das gleiche Licht aber, das den neuen Wahrheitspunkt erhellt, verherrlicht auch die alte Wahrheit. Wer die neue ablehnt oder für unwichtig hält, hat die alte nicht wirklich erfasst; sie verliert für ihn ihre Lebenskraft und erstarrt zur toten Form. BRG 99.2
Manche Menschen behaupten von sich, an die alttestamentliche Wahrheit zu glauben und sie zu verkündigen, aber die neutestamentliche lehnen sie ab. Die Tatsache, dass sie Christus und seine Lehre nicht anerkennen, zeigt jedoch, dass sie auch nicht das glauben, was die Patriarchen und Propheten gesagt haben. “Wenn ihr Mose glaubtet”, sagte Christus deshalb, “so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.” Johannes 5,46. Das ist auch der Grund, weshalb wir bei solchen Menschen jede echte Vollmacht vermissen, selbst wenn sie über das Alte Testament predigen. In einem ähnlichen Irrtum befinden sich viele, die behaupten, an das Evangelium zu glauben und zu seiner Verbreitung beizutragen. Sie lassen nämlich das Alte Testament außer acht, von dem Christus doch sagte, dass es auf ihn hinweise. Johannes 5,39 (GN). Indem sie das Alte ablehnen, verwerfen sie auch das Neue Testament, denn beide sind Teile eines untrennbaren Ganzen. Niemand kann das Gesetz Gottes im rechten Licht darstellen ohne das Evangelium — und umgekehrt! Das Gesetz enthält bereits das Evangelium, und das Evangelium ist die Verwirklichung des Gesetzes. Das Gesetz ist die Wurzel, das Evangelium seine wohlriechende Blüte und Frucht. BRG 99.3
Das Alte Testament wirft Licht auf das Neue und umgekehrt. Jedes offenbart auf seine Weise die Herrlichkeit Gottes in Christus. Beide enthalten Wahrheiten, die sich dem aufrichtig Suchenden in ständig tieferer Bedeutung erschließen. BRG 100.1
Die Wahrheit in und durch Christus kennt keine Grenzen. Wer die Bibel mit aufrichtigem Herzen liest, blickt sozusagen in einen Brunnen, der ihm dabei immer unergründlicher und tiefer erscheint. Das Geheimnis der göttlichen Liebe, die den Sohn opferte zur Vergebung unserer Sünden, werden wir in diesem Leben nicht völlig erfassen. Was der Erlöser auf dieser Erde für uns getan hat, ist und bleibt etwas, das unser Vorstellungsvermögen übersteigt. Wir mögen unsere Verstandeskräfte noch so sehr anstrengen, um dieses Geheimnis zu ergründen — wir werden dabei nur müde und kraftlos werden. Auch für den eifrigsten Denker wird dieses Thema grenzen- und uferlos bleiben. BRG 100.2
Die Wahrheit, die in Jesus zu finden ist, kann man erfahren, aber niemals erklären. Ihre Dimensionen übersteigen unser Verständnis. Selbst wenn wir unser Vorstellungsvermögen aufs Äußerste anstrengen, können wir doch nur in etwa die Umrisse einer Liebe erahnen, die so unerklärlich und himmelhoch über uns steht und sich doch auf unsere Erde herabließ, um in allen Menschen das Bild Gottes wiederherzustellen. BRG 100.3
In dem Maße, wie wir es ertragen können, wird uns aber doch Gottes Fähigkeit, mit uns zu fühlen und zu leiden, gezeigt — vorausgesetzt, wir sehen unsere Schuld ein und wollen mit Gott wieder ins Reine kommen. Wie viel Einsicht uns hier gewährt wird, hängt allerdings auch davon ab, wie wir das Opfer, das er für uns brachte, zu schätzen wissen. Wer das Wort Gottes in Demut liest, dem erschließt sich das großartige Thema der Erlösung. Je länger er sich damit beschäftigt, umso mehr Klarheit gewinnt er darüber, und sein Verständnis dafür nimmt zu, wenn er sich bemüht, es gläubig zu erfassen. BRG 100.4
Unser Leben muss eng mit dem Leben Christi verbunden sein. Wir können nur zu ihm gehören, wenn wir uns ständig von ihm als dem Brot des Lebens, das uns vom Himmel geschenkt wurde, im geistlichen Sinn ernähren und unseren Durst an der immer frischen Quelle löschen, die ununterbrochen ihr kostbares Gut hervorbringt. Wenn wir uns immer bewusst machen, wie nahe Gott uns ist, wenn wir dafür dankbar sind und ihn loben können, dann wird unser Glaube frisch und lebendig bleiben, und wir werden im Gebet mit Gott sprechen wie mit einem Freund. Er wird uns dafür vieles klarmachen, was uns vorher unverständlich war. Voller Freude werden wir die Nähe Jesu verspüren, wenn er mit uns Zwiesprache halten möchte, wie er das einst mit Henoch tat. Diese Erfahrung des Christen schenkt ihm die Fähigkeit, einfach und bescheiden, freundlich und frei von Überheblichkeit zu sein. Die Menschen in seiner Umgebung werden merken, dass er Jesus kennt und von ihm gelernt hat. BRG 101.1
Der Glaube an Christus erweist sich für den Einzelnen immer wieder als Leben spendendes, alles durchdringendes Prinzip, als lebendige, mächtig wirkende geistliche Kraft. Er wird deutlich an der Frische, Energie und Freude jung gebliebener Menschen. Ein Herz, das Gottes Wort in sich aufnimmt, ist nicht wie ein Teich, dessen Wasser verdunstet, nicht wie eine löchrige Zisterne, deren Inhalt versickert; vielmehr gleicht es einem Gebirgsbach, der von nie versiegenden Quellen gespeist wird und dessen kühles Nass über die Felsen sprudelt, um die Müden, Durstigen und Beladenen zu erfrischen. Erst diese Erfahrung befähigt jeden, der die Wahrheit weitergeben möchte, ein echter Botschafter Christi zu sein. Seine Gespräche mit anderen Menschen und seine Gebete sind dann von der Kraft und Bestimmtheit geprägt, die auch für die Lehre Jesu charakteristisch ist, und sein Bekenntnis zu Christus bleibt nicht länger engstirnig und wirkungslos. Als Prediger wird er nicht immer wieder dieselben vorbereiteten Ansprachen halten, sondern der ständigen Erleuchtung durch den Heiligen Geist offen stehen. BRG 101.2
Christus sagte: “Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben ... Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen ... Der Geist ist’s, der lebendig macht ... Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.” Johannes 6,54.57.63. Wenn wir Christi “Fleisch essen” und sein “Blut trinken”, dann wird der Grundstoff des ewigen Lebens im Predigtamt wirksam sein. Dann werden nicht immer wieder die altbekannten, abgedroschenen Redensarten bemüht werden, und das geistlose, langweilige Predigen wird aufhören. Zwar werden weiterhin die alten Wahrheiten verkündigt werden, aber in einem neuen Licht. Man wird sie ganz neu verstehen, und eine Klarheit und Kraft wird herrschen, die jeder deutlich wahrnehmen kann. Wer das Glück hat, eine solche Predigt zu hören, der fühlt — falls er den Heiligen Geist auf sich wirken lässt — die Energie spendende Kraft eines neuen Lebens. Das Feuer der Liebe Gottes erfasst ihn, und sein Auffassungsvermögen in geistlichen Dingen wird so geschärft, dass er die Schönheit und Herrlichkeit der Wahrheit erfassen kann. BRG 101.3
Der treue Hausvater zeigt uns, was jeder tun sollte, dem Kinder und junge Leute zur Erziehung anvertraut sind: Wenn das Wort Gottes für ihn zu einem Schatz geworden ist, wird er daraus immer wieder neue Schönheit und Wahrheit hervorholen. Er vertraut betend auf Gott, sodass der Geist Christi in sein Leben kommen kann und Gott ihn als Werkzeug benutzt, um durch ihn mit Hilfe des Heiligen Geistes andere Menschen zu beeinflussen. Der Geist erfüllt ihn ganz mit freudiger Hoffnung, mit Mut und Gedankengut der Bibel, und er kann all dies den jungen Menschen in seiner Obhut weitergeben. Durch Gottes Wort ziehen Friede und Freude in das Herz des Lehrers und Erziehers ein, um dort zu einem mächtigen Strom des Segens für die Menschen in seinem Einflussbereich zu werden. Seine Schüler sehen jetzt in der Bibel kein langweiliges Buch mehr — im Gegenteil! Wenn er es versteht, ihnen das Wort Gottes in der rechten Weise zu vermitteln, wird es für sie bald das unentbehrliche, stets frische Brot des Lebens werden. Die Schönheit des lebendigen Wortes vermag junge Menschen in seinen Bann zu schlagen. Darin gleicht es der Sonne, die der Erde Licht und Wärme spendet, ohne sich jemals zu erschöpfen. BRG 102.1
Gottes heiliger, das Herz des Menschen umformender Geist kommt aus seinem Wort. Neues, wertvolles Licht wird uns auf jeder Seite der Bibel geschenkt. Dort finden wir Wahrheit und Ratschläge für alle Lebenslagen, und wir spüren, dass Gott persönlich zu uns spricht. Der Heilige Geist wendet sich gern an die Jugend, um ihr die Schätze und Schönheiten von Gottes Wort zu zeigen. Die Verheißungen des großen Lehrers sprechen das junge Herz unmittelbar an und schenken geistliche Kraft von Gott. Wer bereit dazu ist, wird auf diese Weise mit dem Göttlichen vertraut und erhält so einen wirksamen Schutz gegen Versuchungen. BRG 102.2
Die Worte der Wahrheit werden an Bedeutung zunehmen und eine Tragweite und Inhaltsschwere gewinnen, wie wir das nie erwartet hätten. Schönheit und Reichtum des Wortes haben einen umformenden Einfluss auf unser Wesen und Denken, und das Licht der himmlischen Liebe inspiriert unser Herz. Je intensiver man die Bibel liest, desto mehr lernt man sie schätzen. Überall findet man in ihr die unendliche Weisheit und Liebe Gottes. BRG 103.1
Die Bedeutung des jüdischen Gottesdienstes ist noch immer nicht ganz klar erfasst worden. Tiefe, grundlegende Wahrheiten waren da, als Schatten auf das Zukünftige, in Riten und Symbole gekleidet. Das Evangelium ist der Schlüssel, der diese Geheimnisse erschließt. Wenn wir den Erlösungsplan kennen, sind wir auch in der Lage, diese Wahrheiten zu verstehen. Weit mehr, als wir davon Gebrauch machen, ist es unser Vorrecht, diese wunderbaren Dinge immer besser zu begreifen. Gott möchte, dass wir in seine tiefen Gedanken immer mehr Einblick gewinnen können. Engel würden etwas darum geben, wenn sie die Erkenntnis haben könnten, die Menschen mit dem aufrichtigen Verlangen, Gottes Wort kennen zu lernen und mit ihm versöhnt zu werden, geschenkt wird. Deshalb wollen wir darum bitten, dass Gott unsere Erkenntnis in jeder Hinsicht erweitert, was nur er allein zu tun vermag. BRG 103.2
Da wir uns dem Ende der Weltgeschichte nähern, sollten wir den Prophezeiungen über die letzten Tage erhöhte Aufmerksamkeit widmen. Das letzte Buch der Bibel ist voll von Wahrheit, die man unbedingt kennen muss. Satan hat viele Menschen so sehr verblendet, dass ihnen jede Ausrede recht ist, um die Offenbarung nicht studieren zu müssen. Dabei hat Christus in ihr durch seinen Diener Johannes deutlich vorhergesagt, was in den letzten Tagen geschehen wird, und deshalb betont: “Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist.” Offenbarung 1,3. “Das ist aber das ewige Leben”, sagte Christus, “dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.” Johannes 17,3. Warum machen wir uns so wenig den Wert dieser Erkenntnis klar? Warum lassen wir diese herrliche Wahrheit nicht unser Herz, unser Reden und ganzes Sein erfassen? BRG 103.3
Mit seinem Wort hat Gott uns jede Wahrheit geschenkt, die wir brauchen, um erlöst zu werden. Tausende haben aus diesem Lebensbrunnen getrunken, und doch ist sein Wasservorrat nicht geringer geworden. Tausende haben sich Jesus Christus zum Vorbild genommen und sind ihm dadurch allmählich ähnlich geworden. Mit Feuereifer reden sie von seinem Wesen, erzählen davon, was Christus ihnen bedeutet und was sie für Christus sind. Doch auch sie haben diese großartigen Themen längst nicht erschöpft. Noch vielen Tausenden stehen die Geheimnisse der Erlösung zur weiteren Erforschung offen. Je mehr wir über das Leben und die Aufgabe Christi nachdenken, desto heller wird das Licht sein, das uns bei der Wahrheitssuche hilft. Immer wieder entdecken wir noch Interessanteres und Wichtigeres, als uns schon bekannt ist. Das Thema ist unerschöpflich. Die Menschwerdung Christi, sein Sühnopfer und sein Amt als Vermittler werden den ernsthaften Leser der Bibel beschäftigen, solange die Welt besteht. Wenn er den Himmel in seiner Unermesslichkeit über sich sieht, muss er sagen: “Groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens.” 1.Timotheus 3,16. BRG 104.1
In der Ewigkeit werden wir vieles verstehen, was wir schon hier hätten begreifen können, wenn wir von der angebotenen Verständnishilfe Gebrauch gemacht hätten. Bis in alle Ewigkeit werden sich die Erlösten mit den Themen ihrer Errettung beschäftigen. Sie werden dann die Wahrheiten erfassen, die Christus seinen Jüngern so gern vermitteln wollte, für deren Verständnis ihnen aber der Glaube fehlte. Immer wieder werden sich neue Perspektiven über die Vollkommenheit und Hoheit Christi auftun, und ohne Ende wird der treue Hausvater Neues und Altes aus seinem Schatz hervorholen. BRG 104.2