Christus empfing ständig von seinem Vater Gaben, um davon an uns weitergeben zu können. “Und das Wort, das ihr hört”, sagte er, “ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.” Johannes 14,24. “So wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene.” Matthäus 20,28. Er dachte nicht an sich selbst, sondern lebte und betete für andere. Nach Stunden engster Gemeinschaft mit Gott ging er jeden Morgen hinaus, um den Menschen das Licht des Himmels zu bringen. Täglich wurde er neu mit dem Heiligen Geist getauft. Früh an jedem Morgen weckte Gott ihn auf und schenkte ihm Gnade, damit er sie anderen weitergeben konnte. Von Gottes Thron wurden ihm Worte geschenkt, mit denen er die Mühseligen und Beladenen trösten konnte. “Gott der Herr”, sagte Christus, “hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören.” Jesaja 50,4. BRG 107.1
Es beeindruckte die Jünger tief, wie Christus betete und mit Gott enge Gemeinschaft pflegte. Eines Tages kamen sie dazu, wie er auf den Knien lag und ins Gebet versunken war. Er schien ihre Gegenwart gar nicht zu bemerken, sondern fuhr fort, laut zu beten. Das bewegte die Jünger so tief, dass sie ihn, als er geendet hatte, baten: “Herr, lehre uns beten.” Lukas 11,1. Da lehrte Christus sie das Vaterunser und veranschaulichte anschließend das, was er ihnen sagen wollte, durch ein Gleichnis: BRG 107.2
“Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf.” Lukas 11,5-8. BRG 108.1
Christus schildert hier, wie jemand bittet, um geben zu können. Der Mann im Gleichnis braucht Brot, damit er einen müden Reisenden, der so spät noch unterwegs ist, bewirten kann. Obwohl er weiß, dass der Nachbar sich über die Störung ärgert, bittet er ihn doch um Brot, damit sein Freund etwas zu essen bekommt. Schließlich wird sein “unverschämtes Drängen” belohnt, und er bekommt, was er will. BRG 108.2
Genauso sollten die Jünger Gott um Gaben bitten. Bei der Speisung der großen Volksmenge (Lukas 9,10-17; Johannes 6,1-15) und in der Predigt über das Brot vom Himmel (Johannes 6,22-59) hatte Christus ihnen ihre Aufgabe, die sie einmal an seiner Stelle wahrnehmen sollten, klargemacht: Sie sollten den Menschen das Brot des Lebens geben. Er wies ihnen aber nicht nur diese Arbeit zu, sondern sah dabei auch voraus, wie oft ihr Glaube geprüft, wie oft sie in unerwartete Lagen geraten und ihr menschliches Unvermögen erkennen würden. Menschen, die nach dem Brot des Lebens hungerten, würden zu ihnen kommen und ihnen das Gefühl geben, selbst arm und hilflos zu sein. Die Jünger, das wusste er, brauchten geistliche Nahrung, da sie sonst nichts weiterzugeben hätten. Weil sie ja niemanden hungrig fortschicken sollten, zeigte Jesus ihnen, woher das lebendige Brot kommt. Der Mann im Gleichnis wies seinen Freund nicht ab, obwohl dieser zu so unpassender Zeit, um Mitternacht, Unterkunft und Bewirtung erbat. Weil er selbst nichts hatte, was er dem Gast vorsetzen konnte, ging er zu jemandem, der Lebensmittel auf Vorrat hatte, und flehte ihn so lange an, bis der ihm zuletzt gab, was er brauchte. Sollte Gott seinen Mitarbeitern, die in seinem Auftrag den geistlichen Hunger der Menschen stillen, nicht auch geben, was sie dazu benötigen? BRG 108.3
Allerdings stellt der Nachbar im Gleichnis, der zuerst an sich selbst denkt, nicht das Wesen Gottes dar, sondern sein Gegenteil. Der egoistische Mensch gibt dem “unverschämten Drängen” nach, um den Ruhestörer loszuwerden; Gott dagegen gibt gern. Er hat so viel Mitgefühl und möchte alle zufrieden stellen, die gläubig zu ihm kommen. Er gibt uns Gaben, damit wir anderen helfen können und ihm auf diese Weise ähnlicher werden. BRG 109.1
Christus sagt: “Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.” Lukas 11,9.10. Und er fährt fort: “Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!” Lukas 11,11-13. BRG 109.2
Um unser Vertrauen zu Gott zu stärken, fordert Christus uns auf, diesen mit einem neuen Namen anzureden, einem Namen, mit dem wir besonders liebe Empfindungen verknüpfen: Er schenkt uns nämlich das Vorrecht, den unendlichen Gott unseren Vater zu nennen. Reden wir mit oder von Gott als unserem Vater, dann soll das ein Zeichen dafür sein, dass wir ihn lieben und ihm vertrauen; zugleich ist es aber auch ein Unterpfand dafür, dass Gott sich um uns kümmert und uns immer nahe ist. Wenn wir ihn um etwas bitten, ist ihm die Anrede “Vater” Musik in den Ohren. Gott selbst hat diesen Namen wiederholt auf sich angewandt, damit wir nicht meinen, es sei zu kühn, ihn im Gespräch mit ihm zu benutzen. Vielmehr wünscht er sich, dass uns diese Anrede ganz selbstverständlich wird. BRG 109.3
Gott betrachtet uns als seine Kinder. Er hat uns aus der Welt, in der man gedankenlos in den Tag hineinlebt, erlöst und uns in seine Familie aufgenommen als Söhne und Töchter des himmlischen Königs. Er lädt uns ein, ihm noch stärker zu vertrauen als ein Kind seinem irdischen Vater. Eltern lieben ihre Kinder; die Liebe Gottes jedoch ist umfassender, als menschliche Liebe je sein kann — sie ist unermesslich. Wenn also irdische Eltern wissen, wie sie ihren Kindern gute Gaben geben können, wie viel mehr wird dann unser Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten! BRG 109.4
Was Christus über das Gebet sagte, ist es wert, dass wir gründlich darüber nachdenken. Das Gebet ist eine göttliche Wissenschaft. Christus spricht Gedanken darüber aus, die jeder kennen sollte. Er zeigt uns, wie die rechte Einstellung zum Gebet aussieht, und weist darauf hin, dass wir zwar Ausdauer brauchen, wenn wir etwas von Gott erbitten wollen, dass Gott aber gern bereit ist, unser Bitten zu erhören. BRG 110.1
Unsere Gebete sollen kein egoistisches Bitten um den eigenen Vorteil sein. Lasst uns Gott um Gaben bitten, damit wir geben können. Dabei wird uns der Grundsatz Christi eine große Hilfe sein, der an seine Jünger dachte, als er betete: “Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.” Johannes 17,19. Dieselbe Hingabe, dieselbe Bereitschaft, sich aufzuopfern und den Forderungen von Gottes Wort nachzukommen, die für Christus so charakteristisch war, soll auch in unserem Leben sichtbar werden. Unsere Aufgabe in der Welt besteht nicht darin, dem eigenen Vergnügen nachzugehen, sondern in der Verherrlichung Gottes, wenn wir mit ihm zusammenarbeiten, um Sünder zu retten. Wir sind aufgefordert, von Gott Segnungen zu erbitten, um sie an andere austeilen zu können. Nur wenn wir weitergeben, werden wir selbst immer wieder empfangen können. Es ist nicht möglich, ununterbrochen himmlische Schätze zu erhalten, ohne unsere Mitmenschen daran teilhaben zu lassen. BRG 110.2
Der Mann im Gleichnis, der seinen Nachbarn bat, ihm Brot zu leihen, wurde immer wieder abgewiesen; dennoch gab er sein Ziel nicht auf. Auch unsere Gebete scheinen nicht immer sofort erhört zu werden. Christus jedoch ermuntert uns, in unserem Bitten nicht nachzulassen. Das Gebet soll Gott nicht umstimmen, sondern uns in Übereinstimmung mit ihm bringen. An dem, worum wir ihn bitten, mag er erkennen, wie notwendig es für uns ist, einmal in uns selbst hineinzuschauen und unsere Sünden zu bereuen. Deshalb führt er uns ja auch durch Schwierigkeiten, Prüfungen und Erfahrungen, die unseren Stolz brechen, damit wir feststellen können, warum der Heilige Geist nicht durch uns wirken kann. BRG 110.3
Gott hat an seine Verheißungen ganz bestimmte Bedingungen geknüpft, die durch das Gebet keinesfalls ersetzt werden können. “Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten”, sagt Christus. “Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.” Johannes 14,15.21. Wer sich nur auf Gottes Verheißungen beruft und ihn mit Bitten bestürmt, ohne die entsprechenden Voraussetzungen zu erfüllen, beleidigt den Herrn. Er bringt seine Anliegen “im Namen Jesu” vor, tut aber nichts, was wahren Glauben an Christus und echte Liebe zu ihm beweisen würde. BRG 111.1
Viele verscherzen sich die Möglichkeit, vom Vater angenommen zu werden. Wir müssen uns selbst prüfen, ob das Vertrauen echt ist, mit dem wir zu Gott kommen. Wenn wir ungehorsam sind, legen wir dem Herrn gleichsam einen Wechsel zur Einlösung vor, ohne die Bedingungen beachtet zu haben, nach denen er zahlbar ist. Wir erinnern Gott an seine Verheißungen und bitten ihn, sie zu erfüllen, obwohl er in diesem Fall dadurch seinen eigenen Namen entehren würde. BRG 111.2
Die Verheißung lautet: “Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.” Johannes 15,7. Johannes versichert: “Dass wir nun Gottes Gebote halten, ist der Beweis dafür, dass wir Gott kennen. Sollte allerdings jemand behaupten: ‘Ich kenne Gott’, seinen Geboten aber trotzdem nicht gehorchen, so ist er ein Lügner, der Christus gar nicht kennt. Doch wer sich an Gottes Wort hält und danach lebt, an dem zeigt sich Gottes ganze Liebe. Daran ist zu erkennen, ob wir wirklich Christen sind.” 1.Johannes 2,3-5 (Hfa). BRG 111.3
Eines der letzten Gebote Christi an die Jünger war: “... dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.” Johannes 13,34. Gehorchen wir diesem Gebot, oder ist unser Verhalten von harten Charakterzügen geprägt, die dem Wesen Christi ganz fremd sind? Wenn wir andere Menschen irgendwie vor den Kopf gestoßen oder verletzt haben, dann ist es unsere Pflicht, dass wir das zugeben und um Verzeihung bitten. Das ist eine wichtige Vorbereitung dafür, um gläubig vor Gott treten und seinen Segen erbitten zu können. BRG 111.4
Noch etwas anderes wird oft auf die leichte Schulter genommen von Menschen, die im Gebet zu Gott kommen: die Frage, ob sie ihm gegenüber ehrlich gewesen sind. Durch den Propheten Maleachi klagt Gott: “Ihr seid von eurer Väter Zeit an immerdar abgewichen von meinen Geboten und habt sie nicht gehalten. So bekehrt euch nun zu mir, so will ich mich auch zu euch kehren, spricht der Herr Zebaoth. Ihr aber sprecht: ‘Worin sollen wir uns bekehren?’ Ist’s recht, dass ein Mensch Gott betrügt, wie ihr mich betrügt! Ihr aber sprecht: ‘Womit betrügen wir dich?’ Mit dem Zehnten und der Opfergabe!” Maleachi 3,7.8. BRG 112.1
Gott, von dem alle guten Gaben kommen, beansprucht einen bestimmten Teil unseres Besitzes. Diese Regelung hat er getroffen, damit die Verkündigung des Evangeliums finanziert werden kann. Wenn wir Gott diesen Teil zurückgeben, sollen wir damit zum Ausdruck bringen, dass wir seine Gaben zu schätzen wissen. Wie können wir aber, umgekehrt, auf seinen Segen Anspruch erheben, wenn wir ihm vorenthalten, was ihm gehört? Wie können wir in irdischen Dingen unehrliche Haushalter sein und dennoch erwarten, dass uns himmlische Güter anvertraut werden? Vielleicht liegt hier die Erklärung dafür, warum manches Gebet nicht erhört wird. BRG 112.2
Doch Gott ist in seiner großen Gnade bereit zu vergeben. Er sagt: “Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit ... ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle. Und ich will um euretwillen den ‘Fresser’ bedrohen, dass er euch die Frucht auf dem Acker nicht verderben soll und der Weinstock auf dem Felde euch nicht unfruchtbar sei ... Dann werden euch alle Heiden glücklich preisen, denn ihr sollt ein herrliches Land sein, spricht der Herr Zebaoth.” Maleachi 3,10-12. Das Gleiche gilt auch für alle anderen Forderungen Gottes. Er verspricht uns seine Gaben unter der Bedingung, dass wir ihm gehorchen. Gott hat einen Himmel voll Segnungen bereit für alle, die mit ihm zusammenarbeiten wollen. Wer ihm gehorcht, darf zuversichtlich die Erfüllung seiner Verheißungen erwarten. BRG 112.3
Aber wir müssen Gott fest und unbeirrbar vertrauen. Oft erhört er uns nicht gleich, um so unseren Glauben und die Echtheit unseres Wunsches zu prüfen. Wenn wir aber in Übereinstimmung mit seinem Wort beten, dann dürfen wir seiner Verheißung glauben und unsere Bitten mit einer Bestimmtheit vorbringen, die sich nicht abweisen lässt. BRG 113.1
Gott sagt nicht: Bittet nur einmal, so wird euch schon gegeben. Er fordert uns auf, unablässig zu bitten und im Gebet mit ihm verbunden zu sein. Dem, der anhaltend um etwas bittet, ist es ernst mit seinem Anliegen, und in ihm wird der Wunsch nach der Erfüllung seiner Bitte immer stärker werden. Christus sagte am Grab des Lazarus zu Martha: “Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?” Johannes 11,40. BRG 113.2
Leider fehlt vielen der lebendige Glaube, und sie erfahren deshalb nur wenig von der Kraft Gottes. Dass sie schwach sind, ist die Folge ihres Unglaubens. Sie verlassen sich lieber auf ihre eigene Leistung als auf die Hilfe Gottes. Sie wollen für sich selbst verantwortlich sein; sie überlegen viel, beten aber wenig und haben kaum Vertrauen zu Gott. Zwar bilden sie sich ein, Glauben zu haben, aber das ist nichts weiter als eine momentane Gefühlsregung. Da sie weder spüren, was ihnen fehlt, noch Gottes Bereitschaft, ihnen gerade dies zu geben, erkennen, fehlt ihnen auch die Ausdauer, im Gebet immer wieder ihre Anliegen vorzutragen. BRG 113.3
Unsere Gebete sollen so ernst und beharrlich sein wie die Bitte des Freundes im Gleichnis, der mitten in der Nacht um Brot bat. Je ernster und unentwegter wir bitten, desto enger wird unsere geistliche Gemeinschaft mit Christus. Mit unserem Glauben wird auch der Segen wachsen, den wir dadurch erfahren. BRG 113.4
Es ist unsere Aufgabe, zu beten und zu glauben. “Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung!” Kolosser 4,2. Wacht und arbeitet mit dem Gott zusammen, der Gebete erhört! Denkt daran: “Wir sind Gottes Mitarbeiter.” 1.Korinther 3,9. Redet und handelt so, wie ihr im Gebet vor Gott kommt! Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob sich der Glaube in der Prüfung als echt erweist oder ob jemand nur der Form halber betet. BRG 113.5
Wenn Probleme und Schwierigkeiten auftauchen, ist es wenig sinnvoll, seine Hoffnung auf die Hilfe anderer Menschen zu setzen. Vertrauen wir doch lieber unserem Gott! Die Gewohnheit, anderen von unseren Schwierigkeiten zu erzählen, schwächt uns nur und stärkt auch den, der uns zuhört, nicht. Wir belasten ihn nur mit unserer geistlichen Unzulänglichkeit, an der er ja auch nichts ändern kann. Warum wollen wir Beistand bei irrenden, sterblichen Menschen suchen, wenn uns doch die Kraft des unfehlbaren und ewigen Gottes zur Verfügung steht? BRG 114.1
Du brauchst nicht bis an das Ende der Erde zu gehen, um Weisheit zu finden, denn Gott ist nahe. Keine deiner jetzigen oder zukünftigen Fähigkeiten wird dir letztlich Erfolg schenken; entscheidend ist das, was Gott für dich tut. Wir sollten uns weniger von anderen Menschen erhoffen und viel mehr darauf vertrauen, was Gott für jeden Gläubigen tun will. Er wünscht so sehr, dass wir im Glauben die Hand nach ihm ausstrecken und Großes von ihm erwarten. In weltlichen wie in geistlichen Angelegenheiten möchte er uns Einsicht schenken. Er kann unseren Verstand schärfen und uns Feingefühl und Gewandtheit schenken. Stellen wir deshalb unsere Fähigkeiten dem Werk Gottes zur Verfügung und bitten wir ihn um Weisheit, so wird er sie uns geben. BRG 114.2
Das Wort Christi dürfen wir als festes Versprechen betrachten. Hat er uns nicht zu sich eingeladen? Deshalb haben wir auch keinen Grund, uns hoffnungslos oder enttäuscht zu äußern. Wir verlieren dadurch viel. Wer auf Äußerlichkeiten schaut und sich beklagt wenn Schwierigkeiten und Bedrängnis kommen, zeigt damit, wie schwach und angekränkelt sein Glaube ist. Wir wollen reden und handeln, als sei unser Glaube unüberwindbar. Gott hat genügend Mittel und Wege für uns bereit, denn ihm gehört die Welt. Deshalb wollen wir zu ihm im Glauben aufschauen, der Licht, Kraft und Macht hat. BRG 114.3
Echter Glaube gibt uns immer wieder neuen Auftrieb, lässt uns treu zu unseren Grundsätzen stehen und schenkt uns eine Zielstrebigkeit, die durch nichts zu erschüttern ist. “Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.” Jesaja 40,30.31. BRG 114.4
Viele wollen von Herzen gern anderen helfen, werden aber das Gefühl nicht los, dass sie weder geistliche Kraft noch Erkenntnis vermitteln können. Ihnen kann man nur empfehlen, ihr Anliegen vor den Vater im Himmel zu bringen und um den Heiligen Geist zu bitten. Gott steht felsenfest zu seinen Verheißungen. Wir dürfen uns auf die Bibel berufen und sagen: Herr, ich habe nach deinem Wort gehandelt; nun erinnere ich dich an dein Versprechen: “Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.” Matthäus 7,7. BRG 115.1
Wir sollen nicht nur im Namen Jesu beten, sondern dabei auch unter dem Einfluss des Heiligen Geistes stehen. Dies meint Paulus, wenn er sagt: “Der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.” Römer 8,26. Solche Gebete erhört Gott gern. Wenn wir im Namen Christi ernst und anhaltend beten können, so ist dies bereits ein Unterpfand Gottes dafür, dass er uns erhören wird und “überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen”. Epheser 3,20. BRG 115.2
Christus hat verheißen: “Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden.” Markus 11,24. “Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.” Johannes 14,13. Und der Lieblingsjünger Johannes versichert unter dem Einfluss des Heiligen Geistes klar und zuversichtlich: “Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, worum wir auch bitten, so wissen wir, dass wir erhalten, was wir von ihm erbeten haben.” 1.Johannes 5,14.15. Wir wollen also unsere Anliegen dem Vater im Namen Jesu eindringlich vorlegen. Gott wird diesen Namen ehren. BRG 115.3
Mit dem Regenbogen, der sich über dem Thron Gottes wölbt, sollen wir daran erinnert werden, dass Gott zuverlässig ist und es bei ihm kein Wanken und keine noch so geringe Veränderung seines Wesens gibt. Wir haben gegen ihn gesündigt und verdienen seine Zuneigung nicht; dennoch legt er selbst uns diese schöne Bitte in den Mund: “Aber um deines Namens willen verwirf uns nicht! Lass den Thron deiner Herrlichkeit nicht verspottet werden; gedenke doch an deinen Bund mit uns und lass ihn nicht aufhören!” Jeremia 14,21. Wenn wir mit dem Eingeständnis zu ihm kommen, dass wir gesündigt haben und uns auf keine Leistung berufen können, dann wird er uns annehmen, denn das hat er fest versprochen und die Ehre seines Thrones als Pfand dafür gegeben, dass er sein Wort uns gegenüber halten will. BRG 115.4
Wie Aaron, der ja ein Symbol für Christus war, die Namen der Söhne Israels auf die Schulterteile seines Gewandes geheftet hatte, so trägt unser Heiland im himmlischen Heiligtum die Namen seines ganzen Volkes in seinem Herzen. Unser großer Hoherpriester erinnert sich an alle Worte, mit denen er uns ermuntert hat, ihm zu vertrauen; seinen Bund vergisst er nicht. BRG 116.1
Alle, die sich auf ihrer Suche an ihn wenden, werden finden. Wer anklopft, dem wird die Tür geöffnet werden. Bei Gott bekommen wir nicht zu hören: Stör mich nicht! Die Tür ist schon verschlossen, und ich will sie nicht wieder öffnen. Es heißt auch niemals: Ich kann dir nicht helfen! Selbst wer um Mitternacht Brot von ihm haben will, um es den geistlich Hungrigen zu geben, wird nicht enttäuscht werden. BRG 116.2
Im Gleichnis erhält der Mann, der um Brot bittet, soviel, wie er braucht. Nach welchem Maß aber gibt Gott uns seine Gaben, damit wir sie an andere austeilen können? “Nach dem Maß der Gabe Christi.” Epheser 4,7. Engel beobachten aufmerksam, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen. Wenn sie sehen, dass wir wie Christus denen gern helfen wollen, die noch weit vom rechten Weg entfernt sind, dann kommen sie uns zu Hilfe und erinnern uns an Worte aus der Bibel, die wir dann als “Lebensbrot” weitergeben können. So erfüllt sich die Zusicherung: “Aus seinem Reichtum wird euch Gott, dem ich gehöre, durch Jesus Christus alles geben, was ihr zum Leben braucht.” Philipper 4,19 (Hfa). Er wird unser wirklichkeitsnahes, ehrliches Zeugnis unterstützen durch die Kraft des zukünftigen Lebens. Das Wort Gottes wird in unserem Mund wahr und gerecht sein. BRG 116.3
Dem persönlichen Bemühen um andere Menschen muss viel Beten in der Stille vorausgehen: Es erfordert nämlich große Weisheit, jemanden zu Gott zu führen. Bevor wir mit Menschen ins Gespräch kommen, müssen wir eine enge Beziehung zu Christus gefunden haben und durch seine Gnade die Bereitschaft erlangt haben, den Menschen zu helfen. BRG 117.1
Lass dein Herz voll Verlangen nach dem lebendigen Gott sein. Das Leben Christi zeigt deutlich, was ein Mensch leisten kann, wenn er am göttlichen Wesen Anteil gewinnt. Alles, was Christus von Gott erhielt, können auch wir bekommen. Bitte deshalb, und dir wird gegeben! Mit dem unerschütterlichen Glauben Jakobs, mit der hartnäckigen Ausdauer Elias dürfen wir für uns in Anspruch nehmen, was Gott verheißen hat. BRG 117.2
Lassen wir die herrlichen Vorstellungen, die wir von Gott haben, doch ganz unsere Gedanken beherrschen, damit unser Leben wie durch ein unsichtbares Band mit dem Leben Jesu verbunden bleibt! Der das Licht aus der Finsternis hervorscheinen ließ, möchte auch in dein Herz hineinleuchten und dich die Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus erkennen lassen. 2.Korinther 4,6. Der Heilige Geist wird dir die Welt des Göttlichen erschließen und sie als lebendige Kraft in dein gehorsames Herz wirken lassen. Christus wird dich an die Schwelle des Ewigen führen; du kannst dort die Herrlichkeit, die jenseits unserer Wirklichkeit ist, sehen und bist so in der Lage, den Menschen zu bezeugen, dass für den Einen, der ewig lebt und für uns bittet, nichts unmöglich ist. BRG 117.3