Auf der Grundlage von 1.Johannes; 2.Johannes; 3.Johannes.
Nach der Himmelfahrt Christi erwies sich Johannes als ein treuer, gewissenhafter Arbeiter für seinen Meister. Ebenso wie die anderen Jünger hatte er Anteil an der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten. Mit neuem Eifer und frischer Kraft fuhr er fort, dem Volk die Worte des Lebens zu verkündigen, um die Gedanken der Hörer auf den Unsichtbaren zu lenken. Er war ein gewaltiger Prediger, voll Eifer und tiefer Überzeugung. In ausgewählter Rede und mit wohlklingender Stimme sprach er von den Lehren und Taten Christi. Seine Worte erreichten die Herzen seiner Zuhörer; seine schlichte Ausdrucksweise, die erhebende Macht der von ihm verkündigten Wahrheiten und die lebendige Darbietung seiner Lehren verschafften ihm Zugang zu allen Menschenklassen. WA 545.1
Der Lebenswandel des Apostels stimmte mit seinen Worten überein. Die Liebe zu Christus, die in seinem Herzen brannte, trieb ihn zu ernster, unermüdlicher Arbeit für seine Mitmenschen, besonders für die Brüder in der christlichen Gemeinde. WA 545.2
Christus hatte die ersten Jünger aufgefordert, sich untereinander zu lieben, wie er sie selbst geliebt hatte. Auf diese Weise sollten sie vor der Welt bezeugen, daß ihre Herzen von Christus, der Hoffnung der Herrlichkeit, erfüllt waren. “Ein neu Gebot”, so hatte er ihnen gesagt, “gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabet.” Johannes 1,13,34. Als er damals diese Worte sprach, konnten die Jünger sie nicht verstehen. Nachdem sie aber Zeugen der Leiden Christi, seiner Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt geworden waren und nachdem der Heilige Geist zu Pfingsten auf sie herniedergekommen war, besaßen sie eine klarere Vorstellung von der Liebe Gottes und darüber, wie die Liebe untereinander beschaffen sein sollte. Nun konnte Johannes seinen Mitjüngern sagen : “Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.” 1.Johannes 3,16. WA 545.3
Als die Jünger nach der Ausgießung des Heiligen Geistes hinauszogen, um den lebendigen Heiland zu verkündigen, war ihr einziges Ziel die Rettung von Menschen. Dabei wurden sie erfreut und gestärkt durch die beglückende Gemeinschaft mit den Gläubigen. Sie waren rücksichtsvoll, aufmerksam, selbstlos und um der Wahrheit willen zu jedem Opfer bereit. Im täglichen Umgang bewiesen sie einander die Liebe, die Christus ihnen geboten hatte. Durch selbstlose Worte und Taten trachteten sie danach, diese Liebe auch in den Herzen anderer zu entfachen. WA 546.1
Eine solche Liebe sollten die Gläubigen allezeit üben und in willigem Gehorsam das neue Gebot befolgen. So innig sollten sie mit Christus verbunden sein, daß sie all seinen Forderungen nachzukommen imstande waren. Sie waren ausersehen, durch ihr Leben die Macht des Erlösers zu verherrlichen, der sie durch seine Gerechtigkeit rechtfertigen konnte. WA 546.2
Allmählich trat jedoch ein Wandel ein. Die Gläubigen fingen an, bei anderen nach Mängeln zu suchen. Während sie sich mit Fehlern beschäftigten und sich in unfreundlicher Kritik ergingen, verloren sie den Heiland und seine Liebe aus den Augen. Sie wurden strenger in der Beachtung äußerer Formen und legten mehr Gewicht auf die bloße Lehre als auf das Ausleben des Glaubens. In ihrem Eifer, andere zu verurteilen, übersahen sie die eigenen Fehler. So nahm die brüderliche Liebe, die Christus geboten hatte, bei ihnen ab. Das Traurigste dabei war, daß sie sich dieses Verlustes nicht einmal bewußt wurden. Sie merkten nicht, daß Glück und Freude aus ihrem Leben schwanden und daß sie bald in Finsternis geraten würden, weil sie ihre Herzen der Liebe Gottes verschlossen hatten. WA 546.3
Als Johannes erkannte, daß die brüderliche Liebe in der Gemeinde immer geringer wurde, wies er die Gläubigen darauf hin, daß sie diese Liebe ständig brauchten. Seine Briefe an die Gemeinden sind angefüllt mit diesem Gedanken. “Ihr Lieben”, so heißt es da, “lasset uns einander liebhaben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebhat, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebhat, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, daß Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen. Darin steht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden. Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.” 1.Johannes 4,7-11. WA 547.1
Dann schreibt der Apostel, in welcher Weise sich diese Liebe unter den Gläubigen bekunden sollte: “Wiederum, ein neues Gebot schreibe ich euch, das da wahr ist in ihm und in euch; denn die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt. Wer da sagt, er sei im Licht, und hasset seinen Bruder, der ist noch in der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und ist kein Ärgernis in ihm. Wer aber seinen Bruder hasset, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wo er hingeht; denn die Finsternis hat seine Augen verblendet.” 1.Johannes 2,8-11. “Das ist die Botschaft, die ihr gehört habt von Anfang, daß wir uns untereinander lieben sollen.” 1.Johannes 3,11. “Wer nicht liebt, der bleibt im Tode. Wer seinen Bruder hasset, der ist ein Totschläger; und ihr wisset, daß ein Totschläger nicht hat das ewige Leben in ihm bleibend. Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.” 1.Johannes 3,14-16. WA 547.2
Nicht die Feindschaft der Welt bietet die große Gefahr für die Gemeinde Christi, sondern das in den Herzen der Gläubigen gehegte Böse fügt ihr den schwersten Schaden zu und verzögert den Fortschritt des Werkes Gottes. Nichts schwächt das geistliche Leben so sehr, als wenn Neid, Mißtrauen, Tadelsucht und Argwohn gehegt werden. Andererseits sind Einmütigkeit und Eintracht unter so verschieden veranlagten Menschen, wie sie in der Gemeinde Christi zusammenkommen, der beste Beweis dafür, daß Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat. Es ist eine Ehre für die Nachfolger Christi, daß sie dieses Zeugnis ablegen dürfen. Um das aber tun zu können, müssen sie sich selbst der Herrschaft Christi unterordnen. Ihr Charakter muß seinem Charakter ähnlich werden, ihr Wille seinem Willen entsprechen. WA 548.1
Christus hat gesagt: “Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe.” Johannes 13,34. Welch eine wunderbare Aussage, doch wie wenig wird dieses Gebot in die Tat umgesetzt! In der Gemeinde Gottes herrscht heute ein beklagenswerter Mangel an brüderlicher Liebe. Viele, die vorgeben, den Heiland zu lieben, üben keine Liebe untereinander. Ungläubige achten darauf, ob der Glaube derer, die sich zu Christus bekennen, einen heiligenden Einfluß auf ihr Leben ausübt. Sie stellen sehr bald fest, wo sich Charakterfehler und wo sich Widersprüche im Handeln zeigen. Christen sollten dem Feind keine Gelegenheit geben, mit Fingern auf sie zu zeigen und zu sagen: Seht nur, wie diese Bekenner Christi einander hassen. Alle Nachfolger Christi sind Glieder einer Familie, Kinder desselben himmlischen Vaters, und sie haben die gleiche selige Hoffnung auf die Unsterblichkeit. Das Band, das sie miteinander verbindet, sollte sehr stark und zugleich zart sein. WA 548.2
Wenn die göttliche Liebe uns auffordert, dasselbe herzliche Mitgefühl zu bekunden, das Jesus offenbarte, wendet sie sich am eindringlichsten an unser Herz. Nur wer seinem Bruder selbstlose Liebe entgegenbringt, liebt auch Gott wahrhaftig. Der wahre Christ kann keinen Menschen, der sich in Not und Gefahr befindet, absichtlich ohne Warnung und Hilfe lassen. Er wird sich nicht von den Irrenden abwenden, so daß sie noch tiefer in Unglück und Entmutigung versinken oder auf Satans Schlachtfeld umkommen. WA 549.1
Wer die herzliche, gewinnende Liebe Christi nie an sich erfahren hat, kann auch andere nicht zur Lebensquelle führen. Jesu Liebe ist in unserem Herzen eine Macht, die Menschen dazu treibt, Christus zu offenbaren, und zwar in ihren Gesprächen, durch ihr Mitgefühl, durch ihren sanften Geist und durch Besserung des Lebens derer, mit denen sie Umgang haben. Mitarbeiter Christi müssen Christus kennen, wenn ihre Bemühungen Gelingen haben sollen. Um ihn aber zu kennen, müssen sie seine Liebe erfahren haben. Im Himmel wird ihre Fähigkeit als Mitarbeiter Gottes daran gemessen, ob sie so lieben können, wie Jesus geliebt hat, und so arbeiten können, wie er gearbeitet hat. WA 549.2
“Lasset uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge”, ermahnt der Apostel, “sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.” 1.Johannes 3,18. Die Vollkommenheit des christlichen Charakters wird erreicht, wenn der Antrieb, dem Nächsten zu helfen und ihm zum Segen zu sein, ständig dem Innern des Gläubigen entspringt. Gerade diese Atmosphäre der Liebe, die den Gläubigen umgibt, macht ihn für andere zu einem Geruch des Lebens zum Leben, und Gott wird in die Lage versetzt, seine Arbeit zu segnen. WA 549.3
Uneingeschränkte Liebe zu Gott und selbstlose Liebe zueinander — das ist die beste Gabe, die unser himmlischer Vater uns schenken kann. Diese Liebe ist keine Gefühlsregung, sondern eine göttliche Grundhaltung, eine beständige Kraft. Ein ungeheiligtes Herz kann sie weder erzeugen noch hervorbringen. Sie ist nur in einem Herzen zu finden, in dem Jesus regiert. “Lasset uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.” 1.Johannes 4,19. In einem durch Gottes Gnade erneuerten Herzen ist die Liebe der leitende Beweggrund allen Tuns. Sie wandelt den Charakter um, beherrscht die Triebe, zähmt die Leidenschaften und veredelt das Gemüt. Geben wir solcher Liebe Raum, so macht sie das Leben freundlicher und verbreitet überall einen wohltuenden Einfluß. WA 549.4
Johannes suchte den Gläubigen verständlich zu machen, welch herrlicher Segen ihnen zuteil werde, wenn sie solche Liebe übten. Erfüllt diese erlösende Macht das Herz, dann überwacht sie alle anderen Beweggründe und hebt die Menschen, die sie besitzen, über die verderblichen Einflüsse der Welt empor. Und räumten sie dieser Liebe gar die volle Herrschaft im Leben ein und ließen sie zur einzigen Triebkraft ihres Handelns werden, dann würde das Vertrauen der Gläubigen zu Gott und zu seinem Handeln mit ihnen den Grad der Vollkommenheit erreichen. Dann könnten sie in voller Glaubenszuversicht zu ihm kommen, wissen sie doch, daß sie von ihm alles empfangen werden, was ihrem gegenwärtigen und ewigen Wohle dient. “Darin ist die Liebe völlig bei uns, daß wir Zuversicht haben am Tage des Gerichts; denn gleichwie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus.” 1.Johannes 4,17.18. “Und das ist die Zuversicht, die wir haben zu ihm, daß, wenn wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Und wenn wir wissen, daß er uns hört ... so wissen wir, daß wir erlangen, was wir von ihm gebeten haben.” 1.Johannes 5,14.15. WA 550.1
“Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. Und derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.” 1.Johannes 2,1.2. “Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.” 1.Johannes 1,9. Einfach und vernünftig sind die Bedingungen, um Gottes Gnade erlangen zu können. Der Herr erwartet nicht, daß wir irgend etwas Beschwerliches unternehmen, um Vergebung zu empfangen. Wir brauchen weder lange, mühselige Wallfahrten zu machen noch schmerzliche Bußübungen auszuführen, um uns vor dem lebendigen Gott angenehm zu machen oder unsere Übertretungen zu sühnen. “Wer seine Sünde ... bekennt und läßt, der wird Barmherzigkeit erlangen.” Sprüche 28,13. WA 550.2
Christus bittet vor dem Throne Gottes für seine Gemeinde; er bittet für die, die er mit seinem Blut erkauft hat. Weder Jahrhunderte noch Jahrtausende können die Kraft seines Sühnopfers verringern. “Weder Tod noch Leben ... weder Hohes noch Tiefes ... kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist” (Römer 8,38.39), nicht, weil wir uns so fest an ihn klammern, sondern weil er uns so fest hält. Hinge unsere Erlösung von unseren eigenen Anstrengungen ab, so könnten wir nicht gerettet werden; aber sie hängt von dem Einen ab, der hinter all den Verheißungen steht. Es mag so scheinen, als klammerten wir uns nur schwach an ihn; doch seine Liebe ist die eines älteren Bruders. Solange wir mit ihm Gemeinschaft aufrechterhalten, kann uns niemand aus seiner Hand reißen. WA 551.1
Als die Jahre dahingingen und die Zahl der Gläubigen zunahm, wirkte Johannes mit zunehmender Treue und mit noch größerem Ernst für seine Brüder. Die damalige Zeit war voller Gefahren für die Gemeinde. Allenthalben zeigten sich satanische Täuschungen. Durch Entstellung und Lüge suchten Satans Sendboten Widerspruch gegen die Lehren Christi zu erregen. Dadurch kamen Gefahren in Form von Spaltungen und Irrlehren über die Gemeinde. Einige, die sich zu Christus bekannten, traten mit der Behauptung auf, daß die Liebe vom Gehorsam gegen Gottes Gebote entbinde. Andererseits lehrten viele, daß es notwendig sei, die jüdischen Sitten und Kultformen zu beobachten, und daß das Halten des Gesetzes für die Erlösung ausreiche; auch ohne den Glauben an das Blut Christi. Wieder andere behaupteten, Christus sei wohl ein guter Mensch gewesen, sie verneinten aber seine Gottheit. Etliche, die vorgaben, treu zur Sache Gottes zu stehen, waren Betrüger und verleugneten mit ihrem Lebenswandel Christus und sein Evangelium. Da sie selbst in Übertretungen dahinlebten, brachten sie Irrlehren in die Gemeinde. Auf diese Weise gerieten viele in das Labyrinth des Zweifels und der Täuschung. WA 551.2
Johannes war tief bekümmert, als er sah, wie sich diese verheerenden Irrtümer in die Gemeinde einschlichen. Er erkannte die Gefahren, die der Gemeinde drohten, und trat ihnen schnell und entschieden entgegen. Die Briefe des Johannes atmen den Geist der Liebe. Man hat den Eindruck, er habe seine Feder in Liebe getaucht. Hatte er es aber mit Menschen zu tun, die Gottes Gebote übertraten und dennoch behaupteten, ein sündloses Leben zu führen, dann zögerte er keinen Augenblick, sie vor dieser furchtbaren Täuschung zu warnen. WA 552.1
Einer Frau von gutem Ruf und weitreichendem Einfluß, die am Evangeliumswerk mitarbeitete, schrieb er: “Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht bekennen, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Widerchrist. Sehet euch vor, daß ihr nicht verlieret, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfanget. Wer weitergeht und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat Gott nicht; wer in der Lehre Christi bleibt, der hat beide, den Vater und den Sohn. So jemand zu euch kommt und bringt diese Lehre nicht, den nehmet nicht ins Haus und grüßet ihn auch nicht. Denn wer ihn grüßt, der macht sich teilhaftig seiner bösen Werke.” 2.Johannes 7-11. WA 552.2
Wir sind berechtigt, den gleichen Maßstab wie Johannes an jene anzulegen, die behaupten, in Christus zu sein, während sie Gottes Gesetz übertreten. In diesen letzten Tagen gibt es ähnliche Übelstände, wie sie das Wohlergehen der ersten Gemeinde bedrohten. Deshalb sind die diesbezüglichen Lehren des Apostels Johannes sorgfältiger Beachtung wert. Ihr müßt Liebe üben! so hört man es überall, besonders von denen, die sich ihrer Heiligung rühmen. Aber wahre Liebe ist zu rein, um auch nur eine uneingestandene Sünde zuzudecken. Gewiß, wir sollen die Menschen lieben, für die Christus starb; dennoch dürfen wir keine Zugeständnisse der Sünde gegenüber machen. Wir dürfen uns nicht mit Aufrührern verbinden und das dann als Nächstenliebe ausgeben. Gott erwartet, daß sein Volk heute ebenso eindeutig für das Recht einsteht, wie Johannes damals den für die Menschen verderblichen Irrtümern entgegentrat. WA 552.3
Der Apostel lehrt, daß wir einerseits christliche Höflichkeit bekunden sollen, andererseits aber ermächtigt sind, Sünde und Sündern mit klaren Worten zu begegnen. Das widerspricht wahrer Liebe nicht. “Wer Sünde tut, steht wider das Gesetz und die Sünde ist Übertretung des Gesetzes. Und ihr wisset, daß er ist erschienen, damit er die Sünden wegnehme, und ist keine Sünde in ihm. Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer da sündigt, der hat ihn nicht gesehen noch erkannt.” 1.Johannes 3,4-6. WA 553.1
Als Zeuge für Christus ließ sich Johannes nicht in Wortgefechte oder ermüdende Auseinandersetzungen ein. Er verkündigte, was er wußte, was er gesehen und gehört hatte. Eng war er mit Jesus verbunden gewesen, dessen Lehren er gelauscht und dessen mächtige Wunder er erlebt hatte. Nur wenige konnten die überragende Schönheit des Wesens Christi so erkennen wie Johannes. Für ihn war die Finsternis dahingeschwunden; auf ihn schien das wahre Licht. Sein Zeugnis über das Leben und den Tod des Heilandes war klar und eindrucksvoll. Er sprach aus einem so vollen Herzen, daß es von Liebe zum Heiland überfloß, und nichts vermochte seine Worte zu hemmen. WA 553.2
“Das da von Anfang war”, bezeugte er, “das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unsren Augen, das wir beschaut haben und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens ... was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, auf das auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.” 1.Johannes 1,1.3. WA 554.1
So vermag jeder wahre Gläubige aus eigener Erfahrung zu besiegeln, “daß Gott wahrhaftig ist”. (Johannes 3,33). Er kann Zeugnis ablegen von dem, was er selber von der Kraft Christi gesehen, gehört und verspürt hat. WA 554.2