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Vom Schatten zum Licht

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    Tyndale-Prediger, Übersetzer Und Märtyrer

    Tyndale war ein eifriger Schüler und ernsthafter Wahrheitssucher, der das Evangelium aus dem griechischen Neuen Testament von Erasmus kennen lernte. Er verkündigte seine Überzeugungen furchtlos und verlangte, dass alle Lehren anhand der Schrift geprüft würden. Auf die päpstliche Behauptung, die Kirche sei Urheberin der Bibel und allein die Kirche könne sie auslegen, erwiderte Tyndale: »Wer hat denn den Adler gelehrt, seine Beute zu finden? Derselbe Gott lehrt seine hungrigen Kinder ihren Vater in seinem Worte finden. Nicht ihr habt uns die Schrift gegeben, vielmehr habt ihr sie uns vorenthalten; ihr seid es, die solche verbrennen, die sie predigen, ja ihr würdet die Schrift selbst verbrennen, wenn ihr könntet.« (DAGR, XVIII, 4)VSL 225.2

    Tyndales Predigten weckten großes Interesse, und viele nahmen die Wahrheit an. Die Priester waren jedoch wachsam, denn kaum hatte er sein Arbeitsfeld verlassen, versuchten sie durch Drohungen und Entstellungen sein Werk zu zerstören. Dies gelang ihnen nur allzu oft. »Was soll ich tun?”, rief Tyndale aus, »während ich hier säe, reißt der Feind dort alles aus, wo ich gerade herkomme. Ich kann nicht überall gleichzeitig sein. Oh, dass die Christen die Heilige Schrift in ihrer Sprache besäßen, dann könnten sie den Verdrehungen selbst widerstehen! Ohne die Bibel ist es unmöglich, die Laien in der Wahrheit zu gründen” (DAGR, XVIII, 4).VSL 226.1

    Dieser Gedanke ließ ihn von nun an nicht mehr los. Er sagte: »In Israels eigener Sprache erschollen die Psalmen im Tempel des Herrn, und das Evangelium sollte unter uns nicht reden dürfen in der Sprache Englands? Die Kirche sollte weniger Licht haben jetzt im hohen Mittag als ehemals in den ersten Stunden der Dämmerung? Das Neue Testament muss in der Volkssprache gelesen werden können.” Die Kirchengelehrten waren sich nicht einig. Nur mit Hilfe der Bibel konnte das Volk die Wahrheit erkennen. »Einer hält zu diesem Gelehrten, der andere zu jenem und alle widersprechen sich. Wie sollen wir da das Wahre vom Falschen unterscheiden? Allein durch das Wort Gottes!” (DAGR, XVIII, 4)VSL 226.2

    Nicht lange danach erklärte ein katholischer Gelehrter in einem Streitgespräch mit Tyndale: »Wir wären besser dran ohne Gottes Gesetz als ohne das Gesetz des Papstes.« Tyndale antwortete: »Ich trotze dem Papst samt all seinen Gesetzen. Wenn Gott mir das Leben schenkt, so soll in wenigen Jahren ein Bauernknecht, der den Pflug führt, die Schrift noch besser verstehen als du.” (AEB, 19; vgl. DAGR, XVIII, 4)VSL 226.3

    Nun war er in seiner Absicht bestärkt, dem Volk in seiner eigenen Sprache das Neue Testament zu geben, und er machte sich sofort an die Arbeit. Als er aus seinem Heimatort in Gloucestershire vertrieben wurde, ließ er sich in London nieder, wo er eine Zeit lang ungestört arbeiten konnte. Aber wiederum zwang ihn die Gewalt der Anhänger Roms in die Flucht. Als ihm ganz England verschlossen schien, suchte er in Deutschland Zuflucht. Hier begann er das englische Neue Testament zu drucken. Zweimal musste er seine Arbeit einstellen, doch wenn es ihm in einer Stadt verboten wurde zu drucken, ging er in eine andere. Schließlich kam er nach Worms, wo Luther einige Jahre zuvor das Evangelium vor dem Reichstag verteidigt hatte. In dieser alten Stadt lebten viele Freunde der Reformation, und Tyndale konnte ohne weitere Behinderungen sein Werk fortsetzen. Eine erste Auflage von 3.000 Exemplaren war bald fertig, und noch im selben Jahr folgte eine zweite.VSL 226.4

    Ernsthaft und beharrlich führte er seine Arbeit fort. Obwohl die englischen Behörden ihre Häfen strengstens überwacht hatten, gelangte das Wort auf verschiedenen Wegen heimlich nach London und verbreitete sich von dort aus über das ganze Land. Die Anhänger des Papsttums versuchten vergeblich, die Wahrheit zu unterdrücken. Der Bischof von Durham kaufte einem Buchhändler, der ein Freund Tyndales war, den ganzen Vorrat an Bibeln mit der Absicht ab, diese zu vernichten, und meinte, damit das Werk stark zu behindern. Aber das Gegenteil war der Fall. Das eingenommene Geld wurde in eine neue und bessere Auflage investiert, die sonst gar nicht hätte erscheinen können. Als Tyndale später gefangen genommen wurde, bot man ihm die Freiheit an, wenn er die Namen derer verrate, die ihm die Kosten zum Druck seiner Bibeln finanzierten. Er antwortete, dass der Bischof von Durham mehr denn sonst jemand dazu beigetragen habe. Da dieser für den Büchervorrat einen hohen Preis bezahlt hatte, war Tyndale in der Lage, guten Mutes weiterzumachen.VSL 227.1

    Tyndale wurde an seine Feinde verraten und musste viele Monate im Kerker zubringen. Schließlich bezeugte er seinen Glauben durch den Märtyrertod. Doch die Waffen, die er schmiedete, befähigten andere, den Kampf durch die Jahrhunderte bis in unsere Zeit weiterzuführen.VSL 227.2

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