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Vom Schatten zum Licht

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    Akademiker Und Priester

    Jan Hus war von bescheidener Herkunft und wurde durch den Tod seines Vaters Halbwaise. Seine gläubige Mutter23Siehe Glossar »Hus, Jan«, S. 660., die Bildung und Gottesfurcht als eines der wertvollsten Besitztümer ansah, wollte ihrem Sohn dieses Erbe weitergeben. Hus besuchte erst eine örtliche Schule und begab sich dann auf die Universität nach Prag, wo er einen Freiplatz erhielt. Seine Mutter begleitete ihn dorthin, eine arme Witwe, die ihrem Sohn keine irdischen Güter geben konnte; doch als sie sich der großen Stadt näherten, kniete sie neben dem vaterlosen Sohn nieder und erbat für ihn den Segen des himmlischen Vaters. Die Mutter konnte nicht ahnen, wie umfassend ihr Gebet erhört werden sollte.VSL 91.1

    An der Universität zeichnete sich Hus bald durch unermüdlichen Fleiß und große Fortschritte im Studium aus, während sein tadelloser Lebenswandel und sein liebenswürdiges, gewinnendes Benehmen ihm allgemeine Achtung einbrachte. Er war ein aufrichtiger Anhänger der römischen Kirche und ein ernster Sucher nach den geistlichen Segnungen, die diese versprach. Anlässlich einer Jubiläumsfeier ging er zur Beichte, spendete seine letzten Geldstücke als Opfer und schloss sich der Prozession an, damit er die versprochene Absolution bekäme. Nach Beendigung seiner Studien wurde er Priester, bald darauf kirchlicher Würdenträger mit Zugang zum königlichen Hof. Er wurde auch Professor und später Rektor24Siehe Glossar »Hus’ Rektorat«, S. 660. der Universität, an der er studiert hatte. Nach wenigen Jahren war der bescheidene ehemalige Stipendiat der Stolz seines Vaterlandes, und sein Name wurde in ganz Europa berühmt.VSL 91.2

    Sein Erneuerungswerk begann aber auf einem anderen Gebiet. Mehrere Jahre nach seiner Priesterweihe wurde er zum Prediger der Bethlehemskapelle ernannt. Der Stifter dieser Kapelle hatte seinerzeit durchgesetzt, dass die Schrift in der Volkssprache gepredigt werden sollte, was für ihn einen hohen Stellenwert hatte. Trotz der Gegnerschaft Roms wurde diese Gepflogenheit in Böhmen nie ganz abgeschafft. Doch man kannte die Bibel kaum und in allen Bevölkerungsschichten hatten sich große Laster verbreitet. Schonungslos trat Hus diesen Missständen entgegen und benutzte das Wort Gottes, um daraus die Grundsätze der Wahrheit und Reinheit zu betonen, die er ihnen einprägte.VSL 91.3

    Hieronymus, ein Bürger Prags und späterer Weggefährte von Jan Hus, brachte bei seiner Rückkehr aus England Wycliffs Schriften mit. Die Königin von England, eine böhmische Prinzessin, hatte sich zu Wycliffs Lehren bekannt, und durch ihren Einfluss wurden die Werke des Reformators auch in ihrem Heimatland weit verbreitet. Hus las diese Werke mit großem Interesse. Er hielt den Verfasser für einen aufrichtigen Christen und war geneigt, die Reformen, die Wycliff vertrat, mit Wohlwollen zu betrachten. Hus wusste noch nicht, dass er zu diesem Zeitpunkt schon einen Pfad betreten hatte, der ihn weit weg von Rom führen sollte.VSL 92.1

    Um diese Zeit trafen zwei Fremde aus England in Prag ein, Gelehrte, die das Licht empfangen hatten und gekommen waren, um es in fremden Ländern zu verbreiten. Sie begannen mit einem offenen Angriff auf die Vorrangstellung des Papstes und wurden bald von den Behörden zum Schweigen gebracht. Sie ließen sich jedoch von ihrem Vorhaben nicht abhalten und nahmen Zuflucht zu anderen Mitteln. Da sie nicht nur Prediger sondern auch Künstler waren, stellten sie von nun an diese Gaben in den Dienst der Verkündigung. An einem öffentlichen Ort zeichneten sie zwei Bilder. Eines stellte den Einzug Jesu nach Jerusalem dar, »auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers” reitend (Matthäus 21,5), gefolgt von seinen Jüngern in abgetragenen Kleidern und barfuß. Das andere Bild zeigte eine päpstliche Prozession, wobei der Papst in reiche Gewänder gekleidet und mit dreifacher Krone auf dem Haupt auf einem großen, prächtig geschmückten Pferd saß, mit Trompetern vorweg und gefolgt von Kardinälen und Prälaten in blendender Pracht.VSL 92.2

    Dies war eine Predigt, die die Aufmerksamkeit aller Bevölkerungsschichten erregte. Ganze Scharen kamen, um sich die Bilder anzusehen. Alle erkannten die Moral in diesen Zeichnungen. Viele waren vom Gegensatz zwischen der Barmherzigkeit und Demut Christi und dem arroganten Prunk des Papstes, des angeblichen Dieners Christi, beeindruckt. In Prag entstand daraufhin eine große Aufregung, und nach einer gewissen Zeit fanden die Fremdlinge, dass es für ihre Sicherheit besser wäre, wenn sie weiterzögen. Die Lehre aber, die sie verkündigt hatten, wurde nicht vergessen. Die Bilder machten einen großen Eindruck auf Hus und hatten zur Folge, dass er die Bibel und Wycliffs Schriften gründlicher studierte. Obwohl er auch jetzt noch nicht bereit war, alle Reformen Wycliffs anzunehmen, sah er doch den wahren Charakter des Papsttums deutlicher, und mit noch größerem Eifer brandmarkte er nun den Stolz, den Ehrgeiz und die Korruption der Hierarchie.VSL 92.3

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