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Vom Schatten zum Licht

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    Gedemutigt Wie Christus

    Als das Urteil gefällt worden war, begann die Zeremonie der Amtsenthebung. Die Bischöfe kleideten ihren Gefangenen in das priesterliche Gewand, und als er es anlegte, sagte er: »Unser Herr Jesus Christus wurde zum Zeichen der Schmähung mit einem weißen Mantel bedeckt, als Herodes ihn vor Pilatus bringen ließ.” (BRAR, III, 95/96) Als er abermals zum Widerruf ermahnt wurde, antwortete er und wandte sich an das Volk: »Mit welchem Antlitz könnte ich den Himmel anblicken? Wie sollte ich jene Menge von Menschen ansehen, denen ich das reine Evangelium gepredigt habe? Nein, ich erachte ihre Seligkeit höher als diesen armseligen Leib, der nun zum Tode bestimmt ist.« Dann wurde ihm ein Teil des Priesterornats nach dem anderen abgenommen, wobei jeder Bischof einen Fluch über ihn aussprach, während er seinen Teil der Zeremonie durchführte. »Schließlich wurde ihm eine pyramidenförmige Mitra aus Papier aufgesetzt, die mit schrecklichen dämonischen Figuren bemalt war und vorn die Inschrift ›Haeresiarcha‹ (Erzketzer) trug. ›Mit größter Freude‹, sagte Hus, ›will ich diese Krone der Schmach um deinetwillen tragen, o Jesus, der du für mich die Dornenkrone getragen hast.‹«VSL 100.3

    Als er so hergerichtet war, »sprachen die Prälaten: ›Nun übergeben wir deine Seele dem Teufel.‹ Aber Hus hob seine Augen zum Himmel und sprach: ›Ich befehle meinen Geist in deine Hände, o Herr Jesus, denn du hast mich erlöst.‹« (WHP, III, 7)VSL 101.1

    Nun wurde er den weltlichen Behörden übergeben und zum Richtplatz geführt. Ein riesiger Zug folgte nach; Hunderte Waffenträger, Priester und Bischöfe in ihren kostbaren Gewändern und die Bevölkerung von Konstanz. Als er auf dem Scheiterhaufen an den Marterpfahl gebunden wurde und alles bereit war, das Feuer anzuzünden, wurde der Märtyrer nochmals aufgefordert, seine Irrtümer zu widerrufen und sein Leben zu retten. »Welche Irrtümer«, sagte Hus, »sollte ich widerrufen? Ich bin mir keines Irrtums bewusst. Ich rufe Gott zum Zeugen an, dass alles, was ich geschrieben und gepredigt habe, geschehen ist, um Menschen von Sünde und Verderben wegzubringen; und daher bestätige ich freudig mit meinem Blut die Wahrheit, die ich geschrieben und gepredigt habe.” (WHP, III, 7; vgl. NGK.) Als das Feuer um ihn aufflammte, begann er zu singen: »Christe, du Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner!” (NGK, VI, 2, 2, § 69; vgl. HK, VI, 209 ff.) Er sang so lange, bis seine Stimme für immer verstummte.VSL 101.2

    Selbst seine Feinde waren betroffen über dieses heroische Verhalten. Ein eifriger Anhänger des Papsttums, der den Märtyrertod von Hus und Hieronymus aufzeichnete und ein Jahr später starb, schrieb: »Beide ertrugen alles mit standhaftem Gemüt, als ihre letzte Stunde geschlagen hatte. Sie bereiteten sich auf das Feuer vor, als ob sie zu einem Hochzeitsfest gingen. Sie gaben keinen Schmerzenslaut von sich. Als die Flammen emporschlugen, fingen sie an, Loblieder zu singen, und kaum vermochte die Heftigkeit des Feuers ihrem Gesang Einhalt zu gebieten.” (WHP, III, 7; vgl. SHB)VSL 101.3

    Als Hus’ Körper vollständig verbrannt war, wurde seine Asche samt der Erde, auf der sie lag, gesammelt, in den Rhein geworfen und so ins Meer gespült. Seine Verfolger bildeten sich vergeblich ein, sie hätten die Wahrheiten nun ausgerottet, die er gepredigt hatte. Sie konnten nicht ahnen, dass die Asche, die an jenem Tag dem Meer zuströmte, wie eine Saat war, die in alle Länder der Welt ausgestreut wurde und dass sie in noch unbekannten Ländern eine reiche Ernte an Zeugen für die Wahrheit einbringen würde. Die Stimme, die in der Konzilshalle in Konstanz gesprochen hatte, brachte ein Echo hervor, das in allen kommenden Zeiten gehört werden sollte. Hus lebte nicht mehr, aber die Wahrheit, für die er gestorben war, konnte nicht untergehen. Sein Beispiel an Glauben und Standhaftigkeit würde noch viele ermutigen, fest zur Wahrheit zu stehen, auch angesichts von Folter und Tod. Sein Flammentod rückte der ganzen Welt die hinterhältige Grausamkeit Roms ins Bewusstsein. Die Feinde der Wahrheit förderten dadurch unwissentlich eine Sache, die sie vergebens zu vernichten suchten.VSL 101.4

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