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Vom Schatten zum Licht

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    Enttäuschung In Rom

    Luther wurde zum Priester geweiht und aus dem Kloster als Professor an die Universität Wittenberg berufen. Hier widmete er sich dem Studium der Heiligen Schrift in den Ursprachen und begann Vorlesungen über die Bibel zu halten. So wurden die Psalmen, die Evangelien und die neutestamentlichen Briefe Scharen von begeisterten Zuhörern zugänglich und verständlich gemacht. Staupitz, sein Freund und Vorgesetzter, drängte ihn, auf die Kanzel zu gehen und das Wort Gottes zu predigen. Luther zögerte, denn er fühlte sich unwürdig, an Christi Statt zum Volk zu reden. Nach langem inneren Kampf gab er dem Drängen seiner Freunde nach. Er war mit der Schrift bereits sehr gut vertraut und die Gnade Gottes war mit ihm. Seine Wortgewandtheit fesselte die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Die Klarheit und Vollmacht, mit der er die Wahrheit darlegte, überzeugte ihren Verstand, und sein glühender Eifer rührte ihr Herz an.VSL 117.2

    Luther war nach wie vor ein treuer Sohn der päpstlichen Kirche, und es fiel ihm nicht im Entferntesten ein, je etwas anderes zu sein. Durch die Vorsehung Gottes konnte er Rom besuchen. Zu Fuß machte er sich auf die Reise und übernachtete in Klöstern, die am Weg lagen. In einem italienischen Kloster war er über den Reichtum, die Pracht und den Luxus erstaunt. Mit einem fürstlichen Einkommen ausgestattet, wohnten die Mönche in prächtigen Gemächern, kleideten sich in die reichsten und kostbarsten Gewänder und aßen an einem reich gedeckten Tisch. Eine böse Vorahnung beschlich ihn, als er diese Zustände mit der Selbstverleugnung und Härte seines eigenen Lebens verglich und seine Gedanken wurden zunehmend verwirrt.VSL 118.1

    Endlich erblickte er in der Ferne die Stadt der sieben Hügel. Tief bewegt warf er sich zu Boden und rief: »Sei mir gegrüßt, du heiliges Rom!« (DAGR, II, 6) Er betrat die Stadt, besuchte die Kirchen, hörte den Wundererzählungen der Priester und Mönche zu und befolgte alle vorgeschriebenen Zeremonien. Wohin er auch blickte, immer wieder wurde er in Staunen aber auch in Schrecken versetzt. Er sah, dass es in allen Klassen der Geistlichkeit Ungerechtigkeit gab. Von Prälaten hörte er unanständige Witze, und ihre schlimme Respektlosigkeit, die sich sogar in der Messe zeigte, erfüllte ihn mit Schrecken. Als er sich unter die Mönche und das Volk begab, fand er überall Prasserei und Ausschweifung. Wohin er sich auch wandte, an den heiligen Stätten sah er nur Unheiliges. »Niemand glaube”, schrieb er, »was zu Rom für Büberei und gräulich Sünde und Schande gehen ... er sehe, höre und erfahre es denn. Daher sagt man: ›Ist irgendeine Hölle, so muss Rom drauf gebaut sein; denn da gehen alle Sünden im Schwang.‹” (DAGR, II, 6; vgl. LEA, LXII, 441)VSL 118.2

    Durch einen kurz zuvor veröffentlichten Erlass hatte der Papst all jenen Ablass versprochen, die auf den Knien die »Pilatusstiege« hinaufrutschen würden. Von dieser Treppe wurde gesagt, dass unser Erlöser auf ihr hinuntergegangen sei, als er das römische Gerichtshaus verließ, und dass sie durch ein Wunder von Jerusalem nach Rom gelangt sei (siehe RDG, 8. Aufl., I, 200). Andächtig erklomm Luther eines Tages diese Treppe, als plötzlich eine donnerähnliche Stimme ihm zu sagen schien: »Der Gerechte wird aus Glauben leben.« (Römer 1,17) Er sprang auf und verließ beschämt, entsetzt und in Eile diese Stätte. Jene Bibelstelle aber verlor bei ihm nie ihre Wirkung. Von nun an erkannte er deutlicher als je zuvor den Irrtum, sich für die Erlösung auf Menschenwerke zu verlassen, und er begriff die Notwendigkeit, ständig auf die Verdienste Christi zu vertrauen. Seine Augen waren geöffnet worden und sie sollten sich vor der Irreführung des Papsttums nie mehr verschließen. Als er der Stadt Rom den Rücken kehrte, wandte sich auch sein Herz ab, und von da an wurde die Kluft immer tiefer, bis er sich ganz von der päpstlichen Kirche trennte.VSL 118.3

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