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Vom Schatten zum Licht

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    DAS WORT BRICHT DEN ZAUBER DES FANATISMUS

    Bald sprach es sich in Wittenberg herum, dass Luther zurückgekehrt sei und predigen wolle. Von überall strömte das Volk herbei und die Kirche war bis zum Bersten voll. Luther stieg auf die Kanzel, lehrte, mahnte und tadelte mit großer Weisheit und Güte. Wer die Messe mit Gewalt abschaffen wollte, dem gab er Folgendes zu bedenken:VSL 175.1

    »Die Messe ist ein böses Ding, und Gott ist ihr feind; sie sollte abgetan werden, und ich wollte, dass in der ganzen Welt allein das evangelische Abendmahl gehalten würde. Doch sollte man es niemand entreißen. Wir müssen diese Sache in Gottes Händen lassen. Sein Wort muss arbeiten und nicht wir. Warum, fragst du? Weil ich die Herzen der Menschen nicht in der Hand habe wie der Töpfer den Ton. Wir haben wohl das Recht der Rede, aber nicht das Recht zum Handeln. Das Wort sollen wir predigen, aber den Rest übernimmt Gott. So ich nun Druck ausübe, was würde ich gewinnen? Ein äußerliches Wesen, ein Affenspiel, aber da ist kein gut Herz, kein Glaube, keine Liebe. Wo diese drei fehlen, ist das Werk nichts; ich wollte nicht einen Birnstiel darauf geben. ... Also wirkt Gott mit seinem Wort mehr, als wenn du und ich und die ganze Welt alle Gewalt vereinigen würden. Gott will das Herz, und wenn er es bekommt, ist alles gewonnen. ...VSL 175.2

    Predigen will ich’s, sagen will ich’s, schreiben will ich’s; aber zwingen, dringen mit der Gewalt will ich niemand, denn der Glaube will willig und ohne Zwang angezogen werden. Nehmt ein Exempel an mir. Ich bin dem Ablass und allen Anhängern des Papsttums entgegen gewesen, aber mit keiner Gewalt. Ich hab allein Gottes Wort getrieben, gepredigt und geschrieben, sonst hab ich nichts getan. Das hat, wenn ich geschlafen habe . also viel getan, dass das Papsttum also schwach geworden ist, dass ihm noch nie kein Fürst noch Kaiser so viel abgebrochen hat. Ich habe nichts getan, das Wort Gottes hat es alles gehandelt und ausgericht. Wenn ich hätte wollen mit Ungemach fahren, ich wollte Deutschland in ein groß Blutvergießen gebracht haben. Aber was wär es? Ein Verderbnis an Leib und Seele. Ich habe nichts gemacht, ich habe das Wort Gottes lassen handeln.« (DAGR, IX, 8, 53 ff.)VSL 175.3

    Eine ganze Woche lang predigte Luther Tag für Tag zu einer mit Spannung zuhörenden Menge. Das Wort Gottes brach den Zauber des Fanatismus. Die Macht des Evangeliums führte das irregeleitete Volk auf den Weg der Wahrheit zurück.VSL 175.4

    Luther hatte kein Verlangen danach, mit den Schwärmern zusammenzutreffen, deren Vorgehensweise so großes Unheil angerichtet hatte. Er kannte sie als Männer ohne gesundes Urteilsvermögen und von ungezügelter Leidenschaft. Sie erhoben den Anspruch, vom Himmel besonders erleuchtet zu sein, und waren nicht bereit, den geringsten Widerspruch, ja nicht einmal einen freundlichen Rat oder Tadel anzunehmen. Sie maßten sich an, höchste Autorität zu besitzen und verlangten, dass alle ihre Ansprüche widerspruchslos anerkannten. Als sie jedoch ein Gespräch mit Luther forderten, war er bereit, ihnen zu begegnen. Dabei entlarvte er ihre Anmaßungen so gründlich, dass diese Hochstapler Wittenberg unverzüglich verließen.VSL 175.5

    Der Fanatismus war eine Zeit lang eingedämmt, doch einige Jahre später brach er mit noch größerer Heftigkeit und schrecklichen Folgen wieder aus. Über die Führer dieser Bewegung sagte Luther: »Die Heilige Schrift war für sie nichts als ein toter Buchstabe, und alle schrien: ›Geist! Geist!‹ Aber wahrlich, ich gehe nicht mit, wohin ihr Geist sie führt. Der barmherzige Gott behüte mich ja vor einer Kirche, darin lauter Heilige sind. Ich will da bleiben, wo es Schwache, Niedrige, Kranke gibt, welche ihre Sünde kennen und empfinden, welche unablässig nach Gott seufzen und schreien aus Herzensgrund, um seinen Trost und Beistand zu erlangen.” (DAGR, X, 10)VSL 176.1

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