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In den Fußspuren des großen Arztes

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    Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr

    Das Laubhüttenfest war zu Ende. Die Anschläge der Priester und Schriftgelehrten zu Jerusalem gegen Jesus waren vereitelt worden und als der Abend hereinbrach, ging ein jeglicher also heim. “Jesus aber ging an den Ölberg.” Johannes 7,53; Johannes 8,1. Aus der Aufregung und Verwirrung der Stadt, von der begierigen Menge und den verräterischen Schriftgelehrten wandte sich Jesus nach der Stille der Olivengärten, wo er mit Gott allein sein konnte. Aber früh morgens kehrte er nach dem Tempel zurück und als das Volk sich um ihn sammelte, setzte er sich nieder und lehrte sie.FA 88.1

    Bald wurde er unterbrochen; eine Anzahl Pharisäer und Schriftgelehrte näherten sich ihm und schleppten ein erschrecktes Weib mit sich, welches sie mit harter, ereiferter Stimme beschuldigten, das siebente Gebot übertreten zu haben. Sie brachten sie vor Jesus und sagten mit einem heuchlerischen Schein von Hochachtung: “Meister, dieses Weib ist ergriffen auf frischer Tat im Ehebruch. Moses aber hat uns im Gesetz geboten, solche zu steinigen; was sagst du?” Johannes 8,4.5.FA 89.1

    Ihre vorgebliche Ehrerbietung verhüllte einen verborgenen Anschlag zu seinem Verderben. Würde Jesus das Weib freisprechen, so könnte er der Verachtung des Gesetzes Moses beschuldigt werden. Würde er sie des Todes schuldig erklären, so könnte er bei den Römern verklagt werden, daß er sich eine Autorität anmaße, die nur ihnen zukam.FA 89.2

    Jesus blickte auf die Szene — auf das schamerfüllte, zitternde Opfer, auf die harten Gesichtszüge der Würdenträger, die kein menschliches Mitleid besaßen. Seine Seele mit ihrer fleckenlosen Reinheit schreckte vor dem Schauspiel zurück. Kein Zeichen verriet, daß er ihre Frage gehört hatte, er beugte sich nieder und fing an, auf die Erde zu schreiben.FA 90.1

    Ungeduldig über seine Verzögerung und scheinbare Gleichgültigkeit kamen die Verkläger näher, um seine Aufmerksamkeit auf den Fall zu lenken. Aber als ihre Augen den Blicken Jesu folgend auf den Boden zu ihren Füßen fielen, verstummten sie. Da standen vor ihnen die strafbaren Geheimnisse ihres eigenen Lebens. Sich erhebend und seine Augen auf die anschuldigenden Ältesten richtend, sagte Jesus: “Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Und bückte sich wieder nieder, und schrieb auf die Erde.” Johannes 8,7.8.FA 90.2

    Er hatte das mosaische Gesetz nicht beiseite gesetzt, noch in die Autorität Roms eingegriffen, aber die Ankläger waren geschlagen. Als das Gewand der vorgeblichen Heiligkeit von ihnen genommen war, standen sie schuldig und verurteilt in der Gegenwart göttlicher Reinheit. Sie zitterten davor, daß die verborgene Ungerechtigkeit ihres Lebens der Menge offenbart werden könne und schlichen mit gebeugtem Haupt und niedergeschlagenen Augen hinweg, indem sie ihr Opfer mit dem mitleidsvollen Heiland allein ließen.FA 90.3

    “Jesus aber richtete sich auf; und da er niemand sah denn das Weib, sprach er zu ihr: Weib, wo sind sie, deine Verkläger? Hat dich niemand verdammt? Sie aber sprach: Herr, niemand. Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.” Johannes 8,10.11.FA 90.4

    Das Weib hatte vor Jesus gestanden, vor Furcht eingeschüchtert. Seine Worte: “Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie”, hatten ihr wie ein Todesurteil geklungen. Sie wagte nicht, ihre Augen zu dem Angesicht des Heilandes zu erheben, sondern erwartete schweigend ihr Schicksal. Erstaunt sah sie dann ihre Verkläger schweigend und bestürzt davongehen und dann klangen die Worte der Hoffnung an ihr Ohr: “So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.” Ihr Herz schmolz, sie warf sich voll dankbarer Liebe Jesus zu Füßen und bekannte mit bitteren Tränen ihre Sünden.FA 91.1

    Dies war für sie der Anfang eines neuen Lebens, eines Lebens der Reinheit und des Friedens, Gott geweiht. In der Aufrichtung dieser gefallenen Seele vollbrachte Jesus ein größeres Wunder als in der Heilung der schrecklichsten körperlichen Krankheit; er heilte die Krankheit der Seele, welche zum ewigen Tode führt. Dies reuige Weib wurde eine seiner treuesten Nachfolgerinnen. Mit selbstaufopfernder Liebe und Hingebung vergalt sie seine vergebende Gnade. Die Welt hatte für dies irrende Weib nur Verachtung und Zorn; aber der Sündlose hatte Mitleid mit ihrer Schwäche und reichte ihr eine helfende Hand. Während die heuchlerischen Pharisäer sie verdammten, sprach Jesus zu ihr: “Gehe hin, und sündige hinfort nicht mehr.”FA 91.2

    Jesus kennt die Umstände einer jeden Seele. Je größer des Sünders Schuld ist, desto nötiger hat er den Heiland. Sein Herz voll göttlicher Liebe und Mitleid fühlt sich am meisten zu dem hingezogen, der am hoffnungslosesten in die Schlingen des Feindes verstrickt ist. Er hat mit seinem eigenen Blute die Freilassungsurkunde des Menschengeschlechtes unterzeichnet.FA 91.3

    Jesus wünscht nicht, daß der Seelenfeind sich an den Versuchungen derer ergötze, welche er um solcher Kosten von den Versuchungen Satans losgekauft hat. Er wünscht keineswegs, daß wir unterliegen und verloren gehen. Er, der die Löwen in ihrer Grube bändigte, und mit seinen treuen Zeugen inmitten der Feuersglut wandelte, steht auch heute bereit, für uns zu wirken, und alles Böse in unserer Natur zu unterdrücken. Er steht heute vor dem Gnadenthron und bringt vor seinem Vater die Gebete derer dar, welche seine Hilfe wünschen. Christus stößt keinen Weinenden noch Zerknirschten zurück. Er will allen gern vergeben, die um Vergebung und Heilung zu ihm kommen. Er sagt keinem alles, was er offenbaren könnte, aber er lädt jede zitternde Seele ein, Mut zu fassen. Wer nur will kann die Kraft Gottes erfassen, Friede mit ihm machen und er wird Frieden schließen.FA 92.1

    Jesus erhebt die Seelen, die sich um Schutz zu ihm wenden, über die anklagenden und zänkischen Zungen. Weder Menschen noch böse Engel können diese Seelen beschuldigen. Christus verbindet sie mit seiner eigenen göttlich-menschlichen Natur. Sie stehen an der Seite des großen Sündenträgers in dem Licht, welches von dem Throne Gottes ausgeht. Das Blut Jesu Christi macht “rein von aller Sünde.” 1.Johannes 1,7. “Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns.” Römer 8,33.34.FA 92.2

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