Kapitel 14: Engel bei Jesu Taufe und bei der Versuchung in der Wüste
Jesu Taufe
Als Jesus dann vor ihm stand, wußte Johannes: Das ist der Gottgesandte! Noch nie war er einem Menschen begegnet, der so viel Würde und Reinheit ausstrahlte. Deshalb scheute er sich zunächst, Jesus zu taufen. Wie sollte er, der Sünder, die Taufe an dem Sündlosen vollziehen? Wie kam Jesus dazu, sich einer Handlung zu unterziehen, die als Sinnbild dafür galt, daß Sünde abgewaschen werden mußte? Von daher läßt sich verstehen, daß Johannes ausrief: “Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir?” Matthäus 3,14 (GN). Jesus ließ diesen Einwand nicht gelten, sondern sagte: “Sträub dich nicht: Das ist es, was wir jetzt zu tun haben, damit alles geschieht, was Gott verlangt.” Matthäus 3,15 (GN). Johannes fügte sich und taufte ihn. Als Jesus aus dem Fluß stieg, “öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.” Und eine Stimme aus dem Himmel sagte: “Dies ist mein Sohn, ihm gilt meine Liebe, ihn habe ich erwählt.” Matthäus 3,16.17 (GN). Jesus von Nazareth 69.70.En 149.1
Die himmlischen Engel nahmen großen Anteil an der Taufe Jesu, und wären den umstehenden Zuschauern die Augen geöffnet worden, hätten sie mit Staunen das himmlische Heer gesehen, von dem der Sohn Gottes umgeben war, als er am Ufer des Jordans niederkniete. The Youth’s Instructor, 23. Juni 1892.En 149.2
Nach der Taufe beugte sich Jesus am Flußufer im Gebet vor seinem himmlischen Vater, denn er wußte, daß für ihn nun ein Lebensabschnitt voller Widerstand und Gefahren begann. Wohl war er der “Fürst des Friedens”, doch die meisten würden sein Kommen eher als Kampfansage empfinden. Das Reich, das er aufrichten wollte, war ganz das Gegenteil von dem, was die Israeliten sich wünschten. Als Feind des jüdischen Glaubens, als Gesetzesübertreter und sogar als Handlanger Satans würde man ihn bezeichnen. Kaum einer würde ihn verstehen, seine engsten Freunde nicht, seine Mutter nicht — ganz zu schweigen von den übrigen Familienangehörigen. Jesus wußte, daß er einen schweren Weg vor sich hatte. Deshalb suchte er von Anfang an Trost und Hilfe bei Gott ...En 150.1
Nie zuvor hatten die Engel Gottes solch ein Gebet gehört. Es drängte sie, dem Gottessohn Trost zuzusprechen, aber die Antwort auf Jesu Bitte hatte sich Gott selbst vorbehalten. Als sich der Himmel öffnete und eine Lichtgestalt “wie eine Taube” auf Jesus herabkam, wurde offenbar, daß Gott sich bedingungslos zu seinem Sohn bekannte.En 150.2
Wer Jesus beten sah, mußte den Eindruck gewinnen, daß da Außergewöhnliches geschah. Das wurde vollends bestätigt, indem sich Gott auch hörbar zu seinem Sohn bekannte: “Dies ist mein Sohn, ihm gilt meine Liebe, ihn habe ich erwählt.” Jesus von Nazareth 70.71.En 150.3
Der Herr hatte Johannes versprochen, ihm ein Zeichen zu geben, damit er den Erlöser der Welt erkennen könne, und jetzt, als Jesus aus dem Wasser stieg, war dieses Zeichen da, denn er sah den Himmel offen und den Geist Gottes herabschweben wie eine Taube aus glänzendem Gold. Als diese Erscheinung über dem Kopf Christi war, sagte eine Stimme aus dem Himmel: “Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.” The Youth’s Instructor, 23. Juni 1892.En 150.4
Außer Johannes sahen vermutlich nur wenige die himmlische Erscheinung; und die sie sahen, begriffen nicht, was das alles zu bedeuten hatte.En 150.5
Als Jesus sich taufen ließ, mußte Satan vernehmen, wie Gott sich eindeutig zu seinem menschgewordenen Sohn bekannte. In der Zeit davor hatte der Vater immer nur durch Christus zu den Menschen gesprochen, jetzt verkehrte er mit ihnen in Christus. Satan hatte damit gerechnet, daß die Sünde der Menschen Gott davon abhalten würde, jemals wieder Verbindung zu ihnen aufzunehmen. Aber da hatte er sich getäuscht. Am Jordan wurde für alle sichtbar, daß Jesus Christus zum Mittler zwischen den sündigen Menschen und dem heiligen Gott bestimmt war. Deshalb gab es für Satan nur zwei Möglichkeiten: Sieg oder Niederlage! Und weil alles für ihn auf dem Spiel stand, zog Satan in der Wüste gegen Jesus zu Felde. Jesus von Nazareth 71.75.En 151.1
Satan konnte im Menschen Jesus die Reinheit und Herrlichkeit des Einen erkennen, mit dem er im Himmel zusammen war, und der Versucher erinnerte sich daran, daß er einmal selbst ein schimmernder Cherub gewesen war, der große Schönheit und Heiligkeit besaß. The Bible Echo, 23. Juli 1900.En 151.2