Hausbesuche
Hat der Prediger das Evangelium vom Pulte aus verkündigt, dann ist sein Werk nur erst angefangen. Jetzt kommt für ihn die persönliche Arbeit. Er sollte die Leute in ihren Wohnungen aufsuchen und ernstlich und demütig mit ihnen reden und beten. Es gibt Familien, denen die Wahrheiten des Wortes Gottes unbekannt bleiben, wenn die Haushalter seiner Gnade nicht in ihre Wohnungen kommen und ihnen den höheren Weg zeigen. Aber die Herzen derer, die eine solche Arbeit verrichten, müssen im Einklang mit dem Herzen Jesu schlagen.DEV 165.2
Der Befehl: “Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, auf daß mein Haus voll werde” (Lukas 14,23), schließt viel ein. Wenn Gottes Diener die Wahrheit in Familien lehren und denen, für die sie wirken, so recht nahe treten, wird Gott, mit dem sie so zusammenarbeiten, sie mit geistlicher Kraft ausrüsten. Christus wird sie in ihrem Werke leiten und ihnen Worte eingeben, die tief in die Herzen der Hörer dringen.DEV 166.1
Es ist jedes Predigers Vorrecht, mit Paulus sagen zu können: “Ich habe euch nichts verhalten, daß ich nicht verkündigt hätte all den Rat Gottes.” “Wie ich nichts verhalten habe, das da nützlich ist, daß ich’s euch nicht verkündigt hätte und euch gelehrt öffentlich und sonderlich ... die Buße zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus Christus.” Apostelgeschichte 20,27.20.21.DEV 166.2
Unser Heiland ging von Haus zu Haus, heilte die Kranken, tröstete die Traurigen, beruhigte die Leidenden und brachte den Untröstlichen Frieden. Er nahm kleine Kinder in die Arme, segnete sie und sprach den müden Müttern Hoffnung und Trost zu. Mit nie versagender Zärtlichkeit und Sanftheit trat er jeder Art menschlichen Elends und Leides entgegen. Nicht für sich sondern für andre wirkte der Heiland; er war aller Diener. Es war seine Speise, sein Trank, allen, mit denen er in Berührung kam, Hoffnung und Stärkung zu spenden. Und indem Männer und Frauen auf die Worte seines Mundes horchten, die grundverschieden von den Überlieferungen und Lehrsätzen der Rabbiner waren, erwachten neue Hoffnungen in ihren Herzen. Seine Lehren zeugten von einem Ernst, der seinen Worten überzeugende Kraft verlieh.DEV 166.3
Meinen Brüdern im Predigtamt möchte ich sagen: Durch persönliches Wirken nähert euch den Leuten, wo sie sind. Werdet mit ihnen bekannt! Diese Arbeit kann nicht durch Stellvertretung getan werden; geliehene oder geschenkte Gelder können sie nicht ausführen; Predigten vom Pulte aus bringen sie nicht zustande. Das Lehren der Heiligen Schrift in den Familien ist die Arbeit eines Evangelisten, die mit dem Predigen verbunden werden muß. Wird sie unterlassen, so verfehlt die Predigt ihren Hauptzweck.DEV 167.1
Die nach Wahrheit Suchenden bedürfen der zur rechten Zeit zu ihnen gesprochenen Worte; denn Satan redet zu ihnen durch seine Versuchungen. Stoßt ihr auf Widerstand, wenn ihr Seelen helfen wollt, so laßt euch nicht abschrecken. Scheint es auch, als ob nur wenig Gutes durch eure Arbeit erzielt wird, werdet nicht mutlos. Bleibt an der Arbeit; seid vorsichtig; erkennt die Zeit, wann zu sprechen und wann zu schweigen; sucht nach Seelen als die, welche Rechenschaft ablegen müssen, und achtet auf Satans Pläne, damit ihr nicht von eurer Pflicht abgelenkt werdet. Laßt euch nicht von Schwierigkeiten entmutigen oder einschüchtern, sondern tretet ihnen entgegen und überwindet sie mit starkem Glauben und festem Entschluß. Sät den Samen im Glauben mit freigebiger Hand.DEV 167.2
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Es kommt viel auf euer Benehmen zu denen an, die ihr besucht. Man kann einer Person die Hand zum Gruß auf eine solche Weise bieten, daß man sich sofort ihr Vertrauen erwirbt oder ihr so kalt entgegentreten, daß sie denken muß, man habe überhaupt keine Teilnahme für sie.DEV 167.3
Wir dürfen uns nicht betragen, als ob es für uns eine Herablassung sei, mit den Armen zusammenzukommen. Sie sind in des Herrn Augen ebenso wertvoll wie wir, und wir müssen sie dementsprechend behandeln. Unsre Kleidung muß einfach sein, damit wir, wenn wir Arme besuchen, sie nicht in Verlegenheit bringen wegen des Unterschieds in ihrer und unsrer Erscheinung. Die Armen haben oft nur sehr wenig Freude; warum sollten Gottes Diener nicht Lichtstrahlen in ihre Wohnungen bringen? Wir bedürfen der zarten Teilnahme Jesu — dann werden wir den Weg zu ihren Herzen finden.DEV 167.4