Kapitel 32: Der Einfluß im Heim
Das Heim darf nicht zum Ort eintöniger Plackerei werden, sondern soll eine Stätte der Unterweisung sein. Die Abende müssen wir als köstliche Zeiten werten, die der Unterweisung der Kinder auf dem Wege der Gerechtigkeit zu widmen sind. Doch wie viele Kinder werden traurigerweise vernachlässigt! Sie werden daheim nicht erzogen, sich mit der göttlichen Wahrheit zu befassen, und werden nicht angehalten, recht zu tun und die Gerechtigkeit zu lieben. Wir müssen sie geduldig unterweisen, damit sie die Gesetze verstehen, denen sie unterworfen sind, und die Beweggründe ihrer Handlungen beurteilen lernen. Zwischen ihnen und den himmlischen Gesetzen muß Übereinstimmung hergestellt werden, damit sie die Wahrheit in Christus lieben. So werden sie sich täglich der Gemeinschaft der Engel erfreuen und einst zu unserm herrlichen Erlöser gelangen .Ssw 81.1
In jedes Menschen Herz sollte eine Hoffnung und ein Segen rechter Art gepflanzt werden, und der Jugend zeige man die Schönheit des Heiligungsweges. Allenfalls wird es sich als notwendig erweisen, beim Unterricht der Jugend nach bestimmten Maßstäben zu verfahren, damit sie zu höchster Brauchbarkeit im Leben geschult, entwickelt und vervollkommnet werde. Wie wenige schätzen den Wert der Gaben, die Gott ihnen verliehen hat! Wie wenige Eltern und Erzieher sind sich über die Tatsache klar, daß nur dann Verstand und Gemüt zur vollen Entfaltung gelangen können, wenn eine lebendige Verbindung mit der Quelle aller Weisheit, Kraft und Heiligkeit besteht! Die Wahrheit ist unausschöpflich, und wen der Geist Gottes erleuchtet hat, dessen Kraft wird sich dauernd mehren, und sein Pfad wird immer heller bis zum vollen Tag.Ssw 81.2
Bei aller Möglichkeit des Fortschritts in Erkenntnis und Wahrheit dürfen wir nicht vergessen, daß wir statt voranzukommen auch zurückkommen können. Unser Kurs kann erdenwärts statt himmelwärts gehen. Viele Seelen befinden sich am Scheideweg zwischen Himmel und Hölle. Durch trügerische Einflüsse lassen sie sich von Gott und Ewigkeit abwendig machen. Darum muß jeder einzelne von frühester Jugend bis zum Erwachsenenalter geistlich betreut werden. Besonders sollten diejenigen, die die Gefahren und die Liebe und Sorge Gottes für jeden einzelnen Menschen kennen, es als ihre Aufgabe betrachten, Wächter der Seelen zu sein, die einst Rechenschaft abzulegen haben. Die Eltern sollten ihrem Hause gleich Abraham befehlen, dem Herrn zu gehorchen. Geschieht das nicht, so wird Satan freudig die Aufgabe der Eltern übernehmen und das Kind nach seinem Wohlgefallen erziehen. Ach, in wie vielen Fällen wird ihm diese Aufgabe überlassen! Die Eltern sollten an den ihnen Anvertrauten ihre Pflicht tun und ihr Wesen nach dem göttlichen Vorbild ausrichten. Sie sollten in lebendigem Glauben und völligem Vertrauen auf Gott ihre Aufgabe erfüllen. Dann wird Gott auch das Seine tun, und Tausende von Kindern, die heute ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt stehen, werden zur Gemeinde kommen.Ssw 81.3
Fühlen Eltern und Lehrer die schwere Verantwortung für die Bekehrung der Jugend, so wird es auch nicht an Bemühungen fehlen, den Charakter zu bilden und das Wollen und Wünschen himmelwärts zu lenken. In jedem Menschen lassen sich gute Eigenschaften entwickeln. Jeder einzelne kann in geistlicher Beziehung zu jener hohen, tiefen und weiten Erkenntnis kommen, die ihn auf das ewige Leben vorbereitet. Fangen die Eltern erst einmal an, ihre Bräuche und Gewohnheiten im Essen, in der Kleidung und in der Lebensführung so einfach und natürlich wie möglich zu gestalten und auch darin die Ehre Gottes zu suchen, so wird Ordnung in das betreffende Heim einziehen, und die Kinder werden nicht vernachlässigt. Man wird Zeit zu ihrer Unterweisung und Erziehung haben.Ssw 82.1
Wir müssen dafür sorgen, daß die Kinder unter bestem Einfluß stehen und sich in förderlicher Gesellschaft bewegen. Sind Eltern in der Furcht und Liebe Gottes darauf bedacht, so werden sie auf alle ihre Worte achten und nichts gern hören, was nicht wohllautet; denn die Kinder bedienen sich ja häufig der Ausdrücke, die sie von ihnen selbst gehört haben. Sie werden der Schwäche, Unwissenheit und Unzulänglichkeit ihrer Kinder durch Stärkung ihrer sittlichen Kräfte abzuhelfen suchen, damit sie in der Reinheit stark werden und sich gute Sitten aneignen, die zu Gesundheit und Glück führen. Bei solcher Erziehung werden sie die Erkenntnis gewinnen, die ihr Wesen vervollkommnet, ausgleicht und stärkt.Ssw 82.2
Bleibt die Jugend hinsichtlich ihrer Bildung sich selbst überlassen, so wird sie jeden Vorteil auszunutzen suchen. Dabei aber schöpft sie aus den verschiedensten Quellen auch allerlei Erkenntnis des Bösen, und es mag im späteren Leben sehr schwer sein, die Erinnerung daran wieder auszulöschen. Vernachlässigen die Eltern ihre Pflicht, dem Charakter ihrer Kinder einen festen Grund zu verschaffen, indem sie die besten Grundsätze als Bausteine benutzen, so wird der Feind Gottes und der Menschen ihr Versäumnis nur begrüßen, und die Jugend wird für Tugend und Wahrheit allmählich unempfindlich. Wir müssen aus unserm Heim den schönsten Ort der Welt machen. Was ist Äußerlichkeit und Künstlichkeit im Vergleich zu Wahrheit und Natürlichkeit? Der Herr hat den Kindern Gaben verliehen, die von Eltern und Lehrern sorgfältig entwickelt werden müssen.Ssw 82.3
Wem Gott die Verantwortung für die Erziehung der Jugend auferlegt hat, der sollte in seinem Sinn und Geist an der Erstarkung der christlichen Verstandes- und Seelenkräfte arbeiten. Dann wird die Jugend zu solcher Erkenntnis gelangen, die ihr zunehmende Kraft vermittelt und ein Gewinn ist, der bis in das ewige Leben reicht.Ssw 83.1
Das Wesen der Kinder und der Jugend zu formen, ist ein Werk von höchster Wichtigkeit. In diesem Werk gilt es vor allem, Christus in seiner unendlichen Liebe zu schildern, damit vor seiner erhabenen und gewaltigen Gestalt die Schönheit der Welt verblaßt. Die Jugend darf darin nicht nur eine Lehre sehen, die ihr vielleicht sogar einleuchtet, sondern sie muß das liebevolle Wesen und die Herrlichkeit Christi erkennen; sie muß zur Anschauung der ewigen Herrlichkeiten geführt werden, bis sie angeregt, begeistert und gewonnen ist. Die Liebe Jesu muß Beweggrund alles Handelns sein. Sie treibt, dringt und siegt.Ssw 83.2