Unterschiedliche Aufnahme der Botschaft
Warum war den Kirchen die Predigt der Wiederkunft Christi so wenig willkommen? Die Ankunft des Herrn wird über den Ungerechten Wehe und Verderben bringen, während sie für den Gerechten Freude und Hoffnung bedeutet. Diese Wahrheit ist durch alle Zeitalter der Trost der Gottseligen gewesen. Warum wurde sie nun gerade den Gläubigen zu einem Stein des Anstoßes und einem Fels des Ärgernisses? Der Heiland selbst hatte seinen Jüngern verheißen: “Wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen.” Johannes 14,3. Der Erlöser hatte seinen Engeln befohlen, die Jünger mit der Versicherung zu trösten, daß er persönlich wiederkommen werde, und zwar ebenso, wie er gen Himmel gefahren war. Als sie zum Himmel aufschauten, um einen letzten Blick auf den zu werfen, den sie liebten, hörten sie die bedeutsamen Worte: “Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird so kommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.” Apostelgeschichte 1,11. Durch die Botschaft der Engel wurde ihre Hoffnung neu entfacht. Die Jünger “kehrten wieder nach Jerusalem mit großer Freude und waren allewege im Tempel und priesen Gott”. Lukas 24,52.53. Sie freuten sich nicht darüber, daß Jesus von ihnen getrennt war und sie nun mit ihren Kämpfen, Prüfungen und Versuchungen allein in der Welt standen, sondern sie frohlockten über die Zusicherung, daß Jesus wiederkommen werde.WHF 84.1
Die Verkündigung des Kommens Christi sollte deshalb so wie damals, als die Engel den Hirten von Bethlehem die gute Botschaft brachten, eine Botschaft großer Freude sein. Wer Jesus wahrhaftig als seinen Heiland liebt, wird diese auf Gottes Wort gegründete Botschaft freudig begrüßen: Er, der Mittelpunkt unserer Hoffnung auf ein ewiges Leben, wird wiederkommen, — nicht, um wie bei seinem ersten Erscheinen geschmäht, verachtet und verworfen zu werden, sondern in Macht und Herrlichkeit, um sein Volk zu erlösen. Wer aber den Heiland nicht liebt, wird ihn auch nicht herbeisehnen. Es kann keinen deutlicheren Beweis für den Abfall der Kirchen von Gott geben als die Erbitterung und Feindseligkeit, mit der sie dieser von Gott gesandten Botschaft begegnen.WHF 84.2
Wer die Adventbotschaft annahm, wurde dadurch zur Reue und Buße vor Gott geführt. Viele hatten zuvor eine unentschiedene Haltung zwischen Christus und der Welt eingenommen, nun aber spürten sie, daß es Zeit sei, einen festen Standpunkt zu beziehen. “Alles, was die Ewigkeit angeht, bekam für sie eine ungewöhnliche Wirklichkeit. Der Himmel wurde ihnen nahegebracht, und sie fühlten sich vor Gott schuldig.” Bliß 146. Viele Christen wurden zu neuem geistlichem Leben erweckt. Sie erkannten, daß die Zeit kurz sei und daß bald getan werden müsse, was sie für ihre Mitmenschen tun sollten. Das Vergängliche trat in den Hintergrund, die Ewigkeit stand vor ihren Augen, und das Heil der Seele ließ alle zeitlichen Fragen zur Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfen. Gottes Geist, der sie ergriffen hatte, bekräftigte die ernsten Aufrufe an ihre Brüder und an die Sünder, sich auf den Tag Gottes vorzubereiten. Das stille Zeugnis ihres täglichen Lebens wurde zu einem ständigen Vorwurf für unbekehrte Kirchenglieder, die ein ungeheiligtes Leben führten. Sie wollten in ihrer Vergnügungssucht, ihrer Jagd nach Geld und weltlicher Ehre nicht gestört werden. Das war die Ursache der Feindseligkeit und des Widerstandes gegen die Adventbotschaft und ihre Verkünder.WHF 85.1