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Erziehung

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    Kapitel 26: Lehrverfahren

    “... Einfältigen Klugheit zu geben,
    dem Jüngling Erkenntnis und Besonnenheit.”

    Ganze Epochen hindurch spielte das Gedächtnis für die Bildung die wesentliche Rolle. Dem Lernvermögen mutete man das Äußerste zu, während man die anderen geistigen Kräfte nicht entsprechend zur Entfaltung brachte. Die Schüler verwandten ihre Zeit darauf, den Kopf mühsam mit einem Wissen zu füllen, von dem sie nur sehr wenig verwerten konnten. Wenn der Geist derart mit Dingen belastet wird, die er weder verarbeiten noch verwandeln kann, wird er geschwächt. Er wird zu kraftvoller, selbständiger Bemühung unfähig und begnügt sich damit, auf das Urteil und die Wahrnehmung anderer zu bauen.Ez54 213.1

    Manche, die die Schäden dieser Methode erkannten, sind ins andere Extrem gefallen. Nach ihrer Ansicht braucht der Mensch nur das zu entwickeln, was in ihm liegt. Eine solche Erziehung führt den Schüler zu Eigendünkel und schneidet ihn damit vom Quell aller wahren Kraft und Erkenntnis ab.Ez54 213.2

    Die sittliche Tragweite einer Ausbildung, die nur in der Gedächtnisschulung besteht und dadurch das selbständige Denken unterbindet, wird zu gering eingeschätzt. Wenn der Schüler es aufgibt, für sich selbst zu denken und zu urteilen, wird er unfähig, zwischen Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden, und fällt leicht der Täuschung zum Opfer. Man bringt ihn ohne große Mühe dahin, der Tradition und Sitte zu folgen.Ez54 213.3

    Es ist eine weithin und doch nie gefahrlos übersehene Tatsache, daß der Irrtum selten wirklich als Irrtum erscheint. Er gewinnt dadurch Eingang, daß er sich mit der Wahrheit mengt oder verbindet. Das Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen verursachte den Ruin unserer ersten Eltern, und die Annahme eines Gemisches von Gut und Böse ruiniert auch die Menschen unserer Tage. Wer sich auf das Urteil anderer verläßt, wird ganz gewiß früher oder später irregeführt werden.Ez54 214.1

    Die Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, können wir nur durch eine ganz persönliche Verbindung mit Gott erlangen. Jeder einzelne muß selbst durch das Wort von ihm lernen. Unsere Verstandeskräfte wurden uns gegeben, damit wir sie gebrauchen, und Gott wünscht, daß wir sie anwenden. “So kommt denn und laßt uns miteinander rechten” (Jesaja 1,18), fordert er uns auf. Wenn wir auf ihn bauen, können wir die Weisheit erlangen, “Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen” Jakobus 1,5; Jesaja 7,15.Ez54 214.2

    Bei jedem echten Unterricht ist das persönliche Element wesentlich. Christus verfuhr in seinen Belehrungen individuell. Durch persönliche Fühlungnahme und engen Umgang erzog er die Zwölfe. In vertraulichem Gespräch, oft nur mit einem Zuhörer, erteilte er die kostbaren Belehrungen. Dem hochangesehenen Rabbi teilte er in jener nächtlichen Zusammenkunft auf dem Ölberg von seinem inneren Reichtum mit, desgleichen dem verrufenen Weibe am Brunnen von Sichar; denn er erkannte bei diesen Zuhörern das eindrucksfähige Herz, den offenen Sinn, den empfänglichen Geist. Aber auch die Menge, die so oft seine Schritte hemmte, war für Christus nicht eine unterschiedslose Masse menschlicher Wesen. Er sprach jede Seele unmittelbar an und wandte sich an jedes einzelne Herz. Er beobachtete die Gesichter seiner Hörer, gewahrte das Aufleuchten ihrer Mienen, den raschen zustimmenden Blick, der besagte, daß die Wahrheit ihre Seele getroffen hatte; und in seinem Herzen klang die Saite freudigen Verstehens wider.Ez54 214.3

    Christus hatte einen Blick für die Möglichkeiten, die in jedem Menschen schlummern. Er ließ sich nicht beirren durch ein wenig versprechendes Äußeres oder durch eine ungünstige Umwelt. Matthäus berief er aus der Zollbude und Petrus samt seinen Brüdern vom Fischerboot weg, damit sie von ihm lernten.Ez54 214.4

    Ebensolche persönliche Anteilnahme, die gleiche Aufmerksamkeit für die individuelle Entwicklung brauchen wir heute in der Erziehungsarbeit. Viele scheinbar wenig versprechende Jugendliche sind reich mit Gaben ausgestattet, die nicht angewandt werden. Ihre Fähigkeiten liegen verborgen, weil es den Erziehern an Scharfblick fehlt. In manchen Jungen oder Mädchen, die äußerlich genau so wenig anziehend wirken wie ein roh behauener Stein, verbirgt sich kostbares Material, das den Erprobungen durch Stürme, Hitze und Widerstände standhält. Der wahre Erzieher wird voraussehen, was aus seinen Schülern werden kann, und deshalb den Wert des Werkstoffes, an dem er arbeitet, würdigen. Er wird sich persönlich für jeden einzelnen interessieren und alle seine Anlagen zu entwickeln suchen. Jede auch noch so unvollkommene Bemühung, rechten Grundsätzen zu folgen, wird er fördern.Ez54 215.1

    Man sollte jedem jungen Menschen die Notwendigkeit und die machtvolle Wirkung der praktischen Anwendung des Gelernten klarmachen. Davon hängt der Erfolg weit stärker ab als von genialer oder talentvoller Veranlagung. Ohne kluge Anwendung erworbener Kenntnisse richten die glänzendsten Talente wenig aus, während bei richtigem Einsatz Personen mit ganz gewöhnlichen natürlichen Anlagen Wunder vollbracht haben. Das Genie schließlich, dessen Leistungen wir bestaunen, ist fast immer mit unermüdlicher, gesammelter Anstrengung gepaart.Ez54 215.2

    Die Jugend müßte lernen, auf die Entwicklung all ihrer Anlagen, der schwächeren wie der stärkeren, abzuzielen. Bei vielen besteht die Neigung, ihr Studium auf gewisse Gebiete zu beschränken, für die sie eine natürliche Vorliebe haben. Vor diesem Fehler sollte man sich hüten. Die natürlichen Veranlagungen deuten die Richtung der künftigen Lebensarbeit an und müssen sorgfältig gepflegt werden, wenn sie zu bejahen sind. Gleichzeitig muß man aber daran denken, daß ein wohlausgeglichener Charakter und hohe Leistungen sehr stark von jener gleichmäßigen Entwicklung abhängen, die sich aus gründlicher, allseitiger Schulung ergibt.Ez54 215.3

    Der Lehrer sollte in seiner Darstellung stets schlicht, aber auf höchste Wirkung bedacht sein. Auch muß er viele Beispiele anführen und selbst bei älteren Schülern sorgfältig darauf achten, jede Erklärung verständlich und deutlich nahezubringen. Viele Schüler, die an Jahren reif sind, sind dem Verständnis nach nur Kinder.Ez54 216.1

    Ein wichtiger Faktor bei der erzieherischen Arbeit ist die Begeisterung. Hierzu gibt uns eine Bemerkung, die einst ein berühmter Schauspieler machte, einen nützlichen Hinweis. Der Erzbischof von Canterbury hatte ihm die Frage vorgelegt, warum Schauspieler in einem Theaterstück so mächtig auf ihre Zuhörer wirken, wenn sie von eingebildeten Dingen sprechen, während Prediger des Evangeliums beim Reden von wirklichen Dingen oft so wenig Eindruck machen. “Erlauben mir Ew. Gnaden mit aller Untertänigkeit zu sagen”, erwiderte der Schauspieler, “daß der Grund sehr einfach ist, es liegt an der Macht der Begeisterung. Wir auf der Bühne sprechen von eingebildeten Dingen, als ob sie wirklich wären; ihr auf der Kanzel redet von Tatsachen, als ob sie erfunden seien.”Ez54 216.2

    Der Lehrer hat es bei seiner Arbeit mit Wirklichkeiten zu tun, und er sollte mit all der Kraft und Begeisterung von ihnen reden, die ein Wissen um ihre Echtheit und Bedeutung einflößen kann.Ez54 216.3

    Jeder Lehrer muß zusehen, daß sein Werk bestimmte Ergebnisse zeitigt. Ehe er versucht, den Lehrstoff darzubieten, sollte er einen fest umrissenen Plan im Kopf haben und wissen, worauf er abzielt. Er darf sich bei den Ausführungen über ein Thema nicht eher zufriedengeben, als bis der Schüler den Grundgedanken verstanden hat, seine Richtigkeit erkennt und fähig ist, das Gelernte klar auszusprechen.Ez54 216.4

    Solange das große Ziel der Erziehung im Auge behalten wird, sollte man den jungen Menschen anspornen, bis an die äußersten Grenzen seiner Fähigkeiten vorzudringen. Aber ehe er höhere Zweige des Studiums aufgreift, sollte er die unteren beherrschen; dies wird zu oft übersehen. Selbst bei den Studenten der Hochschulen und Universitäten bestehen noch starke Lücken im Allgemeinwissen. Viele Schüler verwenden ihre Zeit auf höhere Mathematik, während sie zu einer einfachen Buchführung unfähig sind. Viele üben sich im Vortrag, um sich mit Redekunst zu schmücken, und sind dabei nicht einmal in der Lage, verständlich und ausdrucksvoll zu lesen. Gar manche, die das Studium der Rhetorik abgeschlossen haben, versagen in Aufbau und Rechtschreibung eines gewöhnlichen Briefes.Ez54 216.5

    An der gründlichen Beherrschung der wesentlichen Wissensgebiete sollte sich nicht nur entscheiden, ob man zu höheren Lehrgängen zugelassen wird, sondern auch, ob man seine Studien fortsetzen sollte und ob man Fortschritte darin macht.Ez54 217.1

    In jedem Bildungszweig lassen sich Ziele erreichen, die bedeutsamer sind als alles, was man sich durch bloße technische Kenntnisse erwirbt. Man nehme zum Beispiel die Sprache. Wichtiger als die Aneignung von lebenden oder toten Fremdsprachen ist die Fähigkeit, die Muttersprache fließend und genau sprechen zu können; doch keine Fertigkeit, die man mit Hilfe von grammatischen Regeln erlangt, kann sich an Bedeutung mit einem Sprachstudium von höherer Warte aus messen. Mit einem solchen Lernen verknüpft sich in hohem Maße Wohl oder Wehe des Daseins.Ez54 217.2

    Haupterfordernis der Sprache ist, daß sie rein, gütig und wahr sei “Ausdruck einer inneren Anmut”. Gott sagt: “Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohllautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach!” Philipper 4,8. Wenn die Gedanken dieser Art sind, wird auch der Ausdruck entsprechend sein.Ez54 217.3

    Die beste Schule für solche Sprachpflege bildet das Heim. Doch weil die Aufgabe des Heimes so oft außer acht gelassen wird, fällt es dem Lehrer zu, seinen Schülern zu rechten Sprachgewohnheiten zu verhelfen. Der Lehrer kann viel zum Abbau jener üblen Gewohnheiten beitragen, die im öffentlichen Leben unter Nachbarn und im Heim so viel Unheil anrichten: der Unsitte des Verleumdens, des Klatschens und der unfreundlichen Kritik. Dabei sollte er keine Mühe scheuen. Man präge den Schülern ein, daß diese Unsitte einen Mangel an Bildung, Anstand und wahrer Herzensgüte verrät. Macht sie uns doch untauglich für die Gesellschaft der wirklich gebildeten und feinen Menschen dieser Welt und auch für den Umgang mit den heiligen Wesen des Himmels.Ez54 217.4

    Mit Schrecken denken wir an den Kannibalen, der das noch warme und zuckende Fleisch seines Opfers verzehrt. Sind aber die Folgen dieses Brauches schlimmer als die Qual und das Elend, die durch Verdächtigungen, Verleumdungen und lieblose Kritik hervorgerufen werden?Ez54 218.1

    Kinder und Jugendliche mögen lernen, was Gott über solche Dinge sagt: “Tod und Leben steht in der Zunge Gewalt.” Sprüche 18,21. In der Heiligen Schrift werden die Verleumder mit “Gottesverächtern”, mit denen, die “erfinderisch sind im Bösen” (Menge-Übersetzung), die lieblos, “unversöhnlich, unbarmherzig”, “voll Neides, Mordes, Haders, List giftig” sind, in einem Atemzuge genannt. Es ist “Gottes Gerechtigkeit, daß, die solches tun, des Todes würdig sind”. Römer 1,30.31.29.32. Wer von Gott unter die Bürger Zions gerechnet wird, der “redet die Wahrheit von Herzen”; von dem gilt, daß er “mit seiner Zunge nicht verleumdet ... und seinen Nächsten nicht schmäht”. Psalm 15,2.3.Ez54 218.2

    Das Wort Gottes verurteilt auch den Gebrauch jener sinnlosen Redensarten und Füllwörter, die ans Gewöhnliche grenzen. Es verdammt die trügerischen Komplimente, die Ausflüchte, die Übertreibungen, die Vorspiegelungen, wie sie in der Gesellschaft und im Geschäftsleben üblich sind. “Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.” Matthäus 5,37. “Wie ein Unsinniger mit Geschoß und Pfeilen schießt und tötet, also tut ein falscher Mensch mit seinem Nächsten und spricht darnach: Ich habe gescherzt.” Sprüche 26,18.19.Ez54 218.3

    Dem Klatsch eng verschwistert ist die verschleierte Anspielung, der geschickte Hinweis, mit denen die unreinen Gemüter das Böse anzudeuten suchen, das sie nicht offen zum Ausdruck zu bringen wagen. Die Jugend sollte erzogen werden, solche Machenschaften schon in den Anfängen zu scheuen wie den Aussatz.Ez54 218.4

    In der Redeweise gibt es vielleicht keinen Fehler, über den sich alt und jung leichter hinwegsetzte, als hastiges, ungeduldiges Sprechen. Man sieht es als ausreichende Entschuldigung an, wenn man geltend macht: “Ich habe nicht aufgepaßt und meinte in Wirklichkeit nicht, was ich sagte.” Aber Gottes Wort nimmt dies nicht so leicht. Die Schrift sagt: “Siehst du einen, der schnell ist, zu reden, da ist am Narren mehr Hoffnung denn an ihm.” Sprüche 29,20. “Ein Mann, der seinen Geist nicht halten kann, ist wie eine offene Stadt ohne Mauern.” Sprüche 25,28. In einem einzigen Augenblick kann durch die rasche, leidenschaftliche, unbekümmerte Zunge ein Schaden angerichtet werden, den die Reue eines ganzen Lebens nicht wieder gut macht. Ach, wie viele Herzen wurden gebrochen, wie viele Freunde entzweit, wie manches Leben scheiterte infolge der harten, raschen Worte von Menschen, die hätten helfen und heilen können! “Wer unvorsichtig herausfährt, sticht wie ein Schwert; aber die Zunge der Weisen ist heilsam.” Sprüche 12,18.Ez54 219.1

    Ein Wesenszug sollte bei jedem Kind besonders gehegt und gepflegt werden: jene Bescheidenheit, die dem Leben erst seine rechte, unbewußte Anmut verleiht. Von allen hervorragenden Eigenschaften ist diese die schönste; für jede wahre Lebenserfüllung liefert sie die wesentliche Voraussetzung.Ez54 219.2

    Kinder brauchen Wertschätzung, Teilnahme und Ermutigung. Man sollte sich aber hüten, Ehrsucht in ihnen zu nähren. Es ist nicht klug, ihnen besondere Beachtung zu schenken oder ihre gescheiten Aussprüche in ihrem Beisein zu wiederholen. Eltern oder Lehrer, die das wahre charakterliche Ideal und die Möglichkeiten zur Vollendung im Auge behalten, können den Eigendünkel nicht hätscheln oder fördern. Sie werden den Jugendlichen nicht in dem Wunsch oder in seinen Bemühungen bestärken, seine Fähigkeit oder Tüchtigkeit zur Schau zu stellen. Wer über sich selbst hinausblickt, wird demütig sein; aber er wird dabei eine Würde besitzen, die sich nicht durch äußeres Gepränge oder durch menschliche Größe aus der Fassung bringen läßt.Ez54 219.3

    Nicht durch willkürliche Regeln oder Gesetze entwickelt sich charakterliche Schönheit, sondern durch Verweilen in der Atmosphäre des Reinen, Edlen und Wahren. Reinheit des Herzens und Adel des Charakters werden sich in der Lauterkeit und Vornehmheit der Handlungen und Worte offenbaren. “Wer ein treues Herz und liebliche Rede hat, des Freund ist der König.” Sprüche 22,11.Ez54 220.1

    Wie mit der Sprachpflege, so ist es auch mit jedem anderen Studium; es kann so durchgeführt werden, daß es zur Stärkung und Entwicklung des Charakters gereicht. Von keinem Lerngegenstand gilt dies mehr als von der Geschichte. Man sollte sie von der göttlichen Warte aus betrachten. Die Weltgeschichte wird nur zu oft so gelehrt, daß sie nicht viel mehr als eine Kunde vom Aufstieg und Untergang der Könige, vom Ränkespiel der Höfe, von Siegen und Niederlagen der Heere — ein einziger Bericht von Ehrgeiz und Begehrlichkeit, von Täuschung, Grausamkeit und Blutvergießen ist. So dargeboten kann das Ergebnis des Unterrichts nur nachteilig sein. Das geradezu unerträgliche Aufzählen von Verbrechen und Scheußlichkeiten, die Schilderungen von Greueln und Grausamkeiten säen eine Saat, die in manchem Leben eine böse Ernte zeitigt. Es ist viel besser, im Lichte des Wortes Gottes die Ursachen zu erkennen, die den Aufstieg und den Fall der Königreiche bestimmen. Man lasse die Jugend diese Berichte studieren, damit sie sieht, wie das wahre Glück der Nationen stets von der Annahme der göttlichen Grundsätze abhing. Der junge Mensch betrachte die Geschichte der großen Reformationsbewegungen und erkenne, wie oft jene Grundwahrheiten, die, verachtet und gehaßt, ihre Verfechter in den Kerker und aufs Schafott brachten, gerade durch diese Opfer triumphierten.Ez54 220.2

    Ein solches Studium vermittelt eine weite, umfassende Schau vom Leben. Es hilft der Jugend, etwas von seinen Zusammenhängen zu verstehen — wie wundersam wir im großen Bruderbund der menschlichen Gesellschaft und der Völker aufeinander angewiesen sind und wie sehr die Bedrückung oder Erniedrigung eines Gliedes allen zum Schaden gereicht.Ez54 220.3

    Bei der Beschäftigung mit Zahlen sollte der Vorgang praktisch gestaltet werden. Jeder Jugendliche und jedes Kind bedürfen nicht nur der Anweisung, wie man erfundene Aufgaben löst, sondern vielmehr, wie über eigene Einnahmen und Ausgaben genau Buch zu führen ist. Sie sollen das Geld recht gebrauchen lernen, indem sie es verwenden. Man unterrichte die Jungen und Mädchen darin, ihre eigene Kleidung, ihre Bücher und andere notwendige Gegenstände auszuwählen und zu kaufen, ganz gleich, ob ihre Eltern sie versorgen oder ob sie selbst ihren Lebensunterhalt bestreiten. Wenn sie dann über ihre Ausgaben Buch führen, werden sie wie kaum auf eine andere Art den Wert und den rechten Gebrauch des Geldes begreifen. Diese Übung wird ihnen helfen, wahre Sparsamkeit von Knickerigkeit einerseits und von Verschwendung andererseits zu unterscheiden. Richtig gelenkt, wird sie Mildtätigkeit zur Gewohnheit machen. Sie wird die Jugend das Geben lehren, nicht aus augenblicklicher Eingebung, wenn ihr Gefühl sich regt, sondern in regelmäßiger und planvoller Weise.Ez54 221.1

    Auf solche Art kann jedes Studium dazu beitragen, das größte aller Probleme zu lösen, nämlich Männer und Frauen dahin zu erziehen, daß sie den Anforderungen des Lebens auf die bestmögliche Weise gerecht werden.Ez54 221.2

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