Loading...
Larger font
Smaller font
Copy
Print
Contents

Erziehung

 - Contents
  • Results
  • Related
  • Featured
No results found for: "".
  • Weighted Relevancy
  • Content Sequence
  • Relevancy
  • Earliest First
  • Latest First
    Larger font
    Smaller font
    Copy
    Print
    Contents

    Kapitel 16: Biblische Lebensbilder

    “... welche haben durch den Glauben Königreiche bezwungen,
    Gerechtigkeit gewirkt, ... sind kräftig geworden aus der Schwachheit.”

    Erzieherisch gesehen ist kein Teil der Bibel von größerem Wert als ihre Lebensbeschreibungen. Diese Biographien unterscheiden sich von allen übrigen dadurch, daß sie unbedingt lebenswahr sind. Keinem irdisch begrenzten Geist ist es möglich, in allen Einzelheiten richtig zu erkennen, was in der Seele des andern vor sich geht. Nur Er, der im Herzen liest, vor dem die geheimen Quellen unserer Beweggründe und Taten offen daliegen, kann den Charakter völlig zutreffend nachzeichnen oder das wahre Bild eines Menschenlebens entwerfen. Allein das Wort Gottes enthält solche unfehlbaren Darstellungen.Ez54 134.1

    Die Heilige Schrift lehrt keine Wahrheit deutlicher als diese, daß unsere Taten das Ergebnis unseres Wesens sind.daß unsere Taten das Ergebnis unseres Wesens sind [engl.: daß das, was wir tun, das Ergebnis dessen ist, was wir sind]. Was das Leben für uns mit sich bringt, ist in hohem Maße die Frucht unserer eigenen Gedanken und Handlungen.Ez54 134.2

    “Ein unverdienter Fluch trifft nicht.” Sprüche 26,2. “Prediget von den Gerechten, daß sie es gut haben; ... Weh aber den Gottlosen! denn sie haben es übel, und es wird ihnen vergolten werden, wie sie es verdienen.” Jesaja 3,10.11. “Du, Erde, höre zu! Siehe, ich will ein Unglück über dies Volk bringen, ihren verdienten Lohn.” Jeremia 6,19.Ez54 134.3

    Fürchterlich ist diese Wahrheit, und tief sollte sie sich uns einprägen. Jede Tat fällt auf den Täter zurück. Es gibt kein menschliches Wesen, das nicht die Ernte eigener Aussaat in den Übeln, die als Fluch auf seinem Leben lasten, erkennen könnte. Doch selbst in diesem Fall bleiben wir nicht ohne Hoffnung.Ez54 134.4

    Jakob griff zum Betrug, um das Erstgeburtsrecht zu erlangen, das er auf Grund der Verheißung Gottes bereits besaß, und erntete den Lohn dafür im Haß des Bruders. Während der zwanzig Jahre seiner Verbannung erfuhr er selbst Unrecht und Betrug und war zuletzt gezwungen, Sicherheit in der Flucht zu suchen. Dann erlebte er eine zweite Ernte, als seine eigenen Charakterfehler an seinen Söhnen zum Vorschein kamen ein schlagender Beweis, daß sich alles im menschlichen Leben rächt.Ez54 134.5

    Aber Gott sagt: “Ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen; sondern es soll von meinem Angesicht ein Geist wehen, und ich will Odem machen. Ich war zornig über die Untugend ihres Geizes und schlug sie, verbarg mich und zürnte; da gingen sie hin und her im Wege ihres Herzens. Aber da ich ihre Wege ansah, heilte ich sie und leitete sie und gab ihnen wieder Trost und denen, die über jene Leid trugen ... Friede, Friede, denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der Herr, und will sie heilen.” Jesaja 57,16-19.Ez54 135.1

    Jakob wurde von seinem Elend nicht überwältigt. Er hatte bereut und sich bemüht, das seinem Bruder zugefügte Unrecht wiedergutzumachen. Und als ihm durch den Zorn Esaus der Tod drohte, suchte er Hilfe bei Gott. “Er kämpfte mit dem Engel und siegte, denn er weinte und bat ihn.” “Und er segnete ihn daselbst.” Hosea 12,5; 1.Mose 32,30. In der Kraft göttlicher Stärke konnte der, dem vergeben war, sich nun erheben nicht mehr als der Betrüger, sondern als ein Fürst Gottes. Nicht nur die Errettung von seinem schwer beleidigten Bruder hatte er erfahren, nein, auch eine Befreiung von seinem eigenen Ich. Die Macht des Bösen in seinem Wesen war gebrochen; sein Charakter war umgewandelt.Ez54 135.2

    Um den Abend ward es licht. Jakob bestätigte die erhaltende Kraft Gottes, als er einen Rückblick auf sein Leben warf: für ihn war Er “der Gott, der mein Hirte gewesen ist mein Leben lang bis auf diesen Tag, der Engel, der mich erlöset hat von allem Übel”. 1.Mose 48,15.16.Ez54 135.3

    Dieselbe Erfahrung wiederholt sich in der Geschichte der Söhne Jakobs — Sünde zieht Vergeltung nach sich, und Buße zeitigt die Frucht der Gerechtigkeit zum Leben.Ez54 135.4

    Gott hebt seine Gesetze nicht auf. Er wirkt ihnen nicht entgegen. Das Werk der Sünde macht er nicht ungeschehen. Aber er formt um. Durch seine Gnade bringt auch der Fluch noch Segen hervor.Ez54 135.5

    *****

    Unter den Söhnen Jakobs war Levi einer der grausamsten und rachsüchtigsten. Er gehörte zu den zwei Hauptschuldigen beim verräterischen Mord an den Sichemiten. Levis Charakter spiegelte sich in seinen Nachkommen wider und beschwor das Urteil Gottes auf sie herab: “Ich will sie zerteilen in Jakob und zerstreuen in Israel.” 1.Mose 49,7. Ihre Reue bewirkte jedoch eine Besserung; und durch ihre Treue zu Gott inmitten des Abfalls der anderen Stämme verwandelte sich der Fluch in ein Zeichen höchster Ehre.Ez54 136.1

    “Zur selben Zeit sonderte der Herr den Stamm Levi aus, die Lade des Bundes des Herrn zu tragen und zu stehen vor dem Herrn, ihm zu dienen und in seinem Namen zu segnen.” “Mein Bund war mit ihm zum Leben und Frieden, und ich gab ihm die Furcht, daß er mich fürchtete und meinen Namen scheute ... Er wandelte vor mir friedsam und aufrichtig und bekehrte viele von Sünden.” 5.Mose 10,8; Maleachi 2,5.6.Ez54 136.2

    Zum Dienst am Heiligtum bestimmt, erhielten die Leviten kein Erbteil an Bodenbesitz. Sie wohnten in den für sie ausgesonderten Städten und bezogen aus den Gott geweihten Zehnten, Gaben und Opfern ihren Lebensunterhalt. Sie waren die Lehrer des Volkes, wohnten allen Festlichkeiten als Gäste bei und wurden überall als Diener und Beauftragte Gottes geehrt. An die ganze Nation erging der Befehl: “Hüte dich, daß du den Leviten nicht verlassest, solange du in deinem Lande lebest.” “Darum sollen die Leviten kein Teil noch Erbe haben mit ihren Brüdern; denn der Herr ist ihr Erbe.” 5.Mose 12,19; 5.Mose 10,9.Ez54 136.3

    *****

    Die Wahrheit, daß ein Mann so ist, “wie er es abmißt in seiner Seele” (Sprüche 23,7, EB), wird erneut im Erleben Israels veranschaulicht. An der Grenze Kanaans gaben die Kundschafter, nachdem sie von der Erforschung des Landes zurückgekehrt waren, ihren Bericht ab. In der Furcht vor den Schwierigkeiten einer Besitzergreifung wurde die Schönheit und Fruchtbarkeit des verheißenen Erbes übersehen. Die schwerbefestigten Städte, die Riesengestalten der Krieger und die eisernen Streitwagen brachten den Glauben zum Schwinden. Ohne jeden Gedanken an Gottes Führung wiederholte die Volksmenge das abschließende Urteil der ungläubigen Kundschafter: “Wir vermögen nicht hinaufzuziehen gegen das Volk; denn sie sind uns zu stark.” 4.Mose 13,31. Ihre Worte erwiesen sich als wahr. Sie konnten nicht hinaufziehen und schleppten sich bis an ihr Lebensende durch die Wüste.Ez54 136.4

    Zwei von den zwölfen jedoch, die das Land in Augenschein genommen hatten, urteilten anders. “Wir können es überwältigen”, betonten sie mit Nachdruck und schätzten dabei die Zusage Gottes höher ein als Riesen, ummauerte Städte und eiserne Streitwagen. Für sie selbst wurden ihre Worte wahr. Obwohl Kaleb und Josua die vierzigjährige Wanderung mit ihren Brüdern mitmachten, betraten sie das Land der Verheißung. Kaleb, der so mutigen Herzens war wie einst, als er mit dem Heer des Herrn aufbrach, bat um die Hochburg der Riesen als Erbteil und erhielt sie. In der Kraft Gottes trieb er die Kanaaniter aus. Die Weinberge und Olivenhaine, die seine Füße betreten hatten, wurden sein Besitztum. Während die Weichherzigen und Widerspenstigen in der Wildnis zugrunde gingen, aßen die Männer des Glaubens von den Trauben zu Eskol.Ez54 137.1

    Nichts stellt die Bibel in klarerem Lichte dar als die Gefahr, die schon ein einmaliges Abweichen vom Rechten in sich schließt eine Gefahr sowohl für den Übertreter als auch für alle, auf die sich sein Einfluß erstreckt. Vom Beispiel geht eine wunderbare Kraft aus, und man kann ihm fast nicht widerstehen, wenn sich die bösen Neigungen unseres Wesens darin auswirken.Ez54 137.2

    Nicht das frevelhafte Leben des verworfenen Sünders oder des verkommenen menschlichen Abschaums ist das stärkste Bollwerk des Lasters in dieser Welt; es ist vielmehr das Leben, das sonst ganz tugendhaft, ehrbar und edel erscheint, in dem aber eine Sünde genährt, einem Laster gefrönt wird. Für die Seele, die insgeheim gegen eine gewaltige Versuchung ankämpft und bebend am Rande des Abgrunds steht, ist ein solches Beispiel ein überaus mächtiger Anreiz zur Sünde. Wem eine hohe Auffassung vom Leben, von der Wahrheit und von der Ehre mitgegeben ist, und wer trotzdem eine Vorschrift des heiligen Gesetzes Gottes vorsätzlich übertritt, der hat seine edlen Gaben zu einem Köder der Sünde herabgewürdigt. Genie, Talent, sympathisches Wesen, ja sogar großmütige und freundliche Taten können so zu Schlingen Satans werden, die Seelen in den Abgrund des Verderbens zu locken.Ez54 137.3

    Deshalb hat Gott so viele Beispiele gegeben, die die Folgen einer einzigen unrechten Tat zeigen. Von der traurigen Geschichte jener einen Sünde, die den Tod in die Welt brachte und unser ganzes Weh nebst dem Verluste Edens bis zu dem Bericht über den Mann, der den Herrn der Herrlichkeit für dreißig Silberlinge verkaufte, ist die biblische Lebensbeschreibung überreich an diesen Beispielen. Sie sind als Warnfeuer an den Seitenpfaden angezündet, die vom Weg des Lebens abführen.Ez54 138.1

    *****

    Auch die Aufzeichnung der Folgen, die sich einstellten, wenn jemand auf Grund mangelnden Glaubens ein einziges Mal menschlicher Schwachheit und Fehlerhaftigkeit Raum gab, dient zur Warnung.Ez54 138.2

    Durch ein einziges Versagen seines Glaubens wurde Elias Lebenswerk jäh abgebrochen. Schwer war die Last, die er für Israel getragen hatte; treulich hatte er vor dem nationalen Götzendienst gewarnt, und in tiefer Besorgnis hielt er während der dreieinhalb Jahre der Teuerung Ausschau nach einem Zeichen der Buße. Allein trat er auf dem Berge Karmel für Gottes Sache ein. Durch die Kraft des Glaubens wurde der Götzendienst zu Boden geschlagen, und ein wohltätiger Regen verhieß Ströme des Segens, die der Ausgießung auf Israel harrten. Dann floh Elia in seiner Müdigkeit und Schwachheit vor den Drohungen Isebels und betete als Einsamer in der Wüste, daß er stürbe. Sein Glaube hatte versagt. Das Werk, das er begonnen hatte, sollte er nicht vollenden. Gott gebot ihm, einen andern zum Propheten an seiner Statt zu salben.Ez54 138.3

    Gott hatte jedoch den hingebungsvollen Dienst seines Knechtes wohl beachtet. Elia sollte nicht entmutigt und einsam in der Wüste sterben. Kein Hinunterfahren in die Grube war ihm beschieden, vielmehr ein Emporsteigen mit den Engeln Gottes zur Stätte der himmlischen Herrlichkeit.Ez54 139.1

    Diese Lebensberichte bringen zum Ausdruck, was jedes Menschenkind eines Tages verstehen wird: daß die Sünde nur Schande und Verlust nach sich ziehen kann, daß Unglaube zum Mißerfolg verurteilt, daß aber Gottes Gnade bis in die tiefsten Tiefen reicht und daß der Glaube die bußfertige Seele emporzieht, damit sie der Kindschaft der Söhne Gottes teilhaftig werde.Ez54 139.2

    *****

    Jeder, der in dieser Welt einen echten Dienst für Gott oder die Menschen verrichtet, wird in der Schule des Leidens darauf vorbereitet. Je wichtiger der Vertrauensposten, je höher der Dienst ist, desto schärfer wird auch die Prüfung, desto strenger die Zucht sein. Man betrachte den Lebensweg Josephs, Moses, Daniels und Davids. Man vergleiche die Jugendjahre Davids mit der Entwicklung Salomos und beachte die Ergebnisse.Ez54 139.3

    David war in seiner Jugend eng mit Saul verbunden. Sein Aufenthalt am Hof und seine Zugehörigkeit zum königlichen Haushalt gaben ihm einen Einblick in die Sorgen, Leiden und Schwierigkeiten, die sich unter dem Flimmer und Pomp des Königtums verbargen. Er sah, wie wenig menschliche Herrlichkeit dazu taugt, der Seele den Frieden zu bringen. Und er war wirklich erleichtert und froh, als er vom Hof des Königs zu den Schafhürden und -herden zurückkehrte.Ez54 139.4

    Als David durch die Eifersucht Sauls als ein Flüchtender in die Wüste getrieben wurde und von menschlicher Hilfe abgeschnitten war, stützte er sich in stärkerem Maße auf Gott. Die Ungewißheit und Ruhelosigkeit des Lebens in der Wildnis, die ständig drohenden Gefahren, der häufige Zwang zur Flucht, der Charakter der Männer, die ihn dort umgaben “allerlei Männer, die in Not und Schulden und betrübten Herzens waren” (1.Samuel 22,2) das machte eine strenge Selbstzucht um so unerläßlicher. Diese Erfahrungen weckten und entwickelten die Fähigkeit der Menschenbehandlung, das Mitgefühl mit den Unterdrückten und den Haß gegen die Ungerechtigkeit. In Jahren des Wartens und der Gefahr lernte es David, in Gott seinen Trost, seine Hilfe und sein Leben zu finden. Er begriff, daß er nur durch die Macht des Herrn auf den Thron gelangen konnte; nur in des Herrn Weisheit vermochte er weise zu regieren. Erst durch seine Erziehung in der Schule der Entbehrung und Trübsal konnte David sich den guten Ruf erwerben, der allerdings später durch seine große Sünde befleckt wurde: “Er schaffte Recht und Gerechtigkeit allem Volk.” 2.Samuel 8,15.Ez54 139.5

    Die strenge Zucht in Davids jungen Jahren fehlte bei Salomo. Umstände, Charakter und Lebenszuschnitt schienen ihn vor allen andern zu begünstigen. Er war edel in seiner Jugend, edel im Mannesalter, und das Wohlgefallen seines Gottes ruhte auf ihm. So trat Salomo eine Regierung an, die hohe Ehren und eine glanzvolle Entfaltung versprach. Ganze Völker wunderten sich über die Erkenntnis und Einsicht des Mannes, dem Gott Weisheit verliehen hatte. Aber sein Stolz auf seine Erfolge schied ihn von Gott. Salomo wandte sich von den Freuden der Gottesgemeinschaft ab, um in sinnlichen Vergnügungen Befriedigung zu finden. Er berichtet selbst über diesen Vorgang.Ez54 140.1

    “Ich tat große Dinge: ich baute Häuser, pflanzte Weinberge; ich machte mir Gärten und Lustgärten ... ich hatte Knechte und Mägde ... ich sammelte mir auch Silber und Gold und von den Königen und Ländern einen Schatz; ich schaffte mir Sänger und Sängerinnen und die Wonne der Menschen, allerlei Saitenspiel; und nahm zu über alle, die vor mir zu Jerusalem gewesen waren;... und alles, was meine Augen wünschten, das ließ ich ihnen und wehrte meinem Herzen keine Freude, daß es fröhlich war von aller meiner Arbeit ... Da ich aber ansah alle meine Werke die meine Hand getan hatte, und die Mühe, die ich gehabt hatte, siehe, da war es alles eitel und Haschen nach Wind und kein Gewinn unter der Sonne. Da wandte ich mich, zu sehen die Weisheit und die Tollheit und Torheit. Denn wer weiß, was der für ein Mensch werden wird nach dem König, den sie schon bereit gemacht haben?”Ez54 140.2

    “Darum verdroß mich zu leben ... Und mich verdroß alle meine Arbeit, die ich unter der Sonne hatte.” Prediger 2,4-12.17.18.Ez54 141.1

    Durch eigene bittere Erfahrung lernte Salomo die Leere eines Lebens kennen, das in irdischen Dingen höchste Befriedigung sucht. Er errichtete heidnischen Göttern Altäre und erfuhr dabei nur, wie nichtig ihr Versprechen ist, der Seele Ruhe zu bringen.Ez54 141.2

    In seinem späteren Leben wandte sich Salomo müde und durstig von den löchrigen Brunnen der Erde ab, um wieder vom Quell des Lebens zu trinken. Vom Geiste getrieben, zeichnete er die Geschichte seiner vergeudeten Jahre mit ihren warnenden Lehren für die nachfolgenden Geschlechter auf. So war das Lebenswerk Salomos nicht völlig ergebnislos obwohl die Saat, die er säte, seinem Volke eine böse Ernte einbrachte. Mit ihm selbst wenigstens kam Gott durch die Schule des Leidens zum Ziel.Ez54 141.3

    Wie herrlich hätte sich aber der Lebenstag Salomos nach einer solchen Morgendämmerung gestalten können, wenn er in seiner Jugend aus den leidvollen Erfahrungen anderer gelernt hätte!Ez54 141.4

    *****

    Für alle, die Gott lieben, “die nach dem Vorsatz berufen sind”, enthalten die biblischen Lebensbeschreibungen noch eine tiefere Lehre vom Sinn des Leides. “Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr; so bin ich Gott” (Römer 8,28; Jesaja 43,12) Zeugen, daß er gütig ist und daß nichts die Güte übertrifft. “Wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen.” 1.Korinther 4,9.Ez54 141.5

    Die Selbstlosigkeit, dieses Grundgesetz des Reiches Gottes, haßt Satan mit aller Macht; er leugnet schon ihr Vorhandensein. Seit dem Beginn des großen Kampfes war er bemüht, die Handlungsweise Gottes als selbstsüchtig hinzustellen, und nicht anders verfährt er mit den Dienern des Höchsten. Satans Unterstellungen zu widerlegen, ist das Werk Christi und all derer, die sich zu ihm bekennen.Ez54 141.6

    Jesus kam in menschlicher Gestalt, um in seinem eigenen Leben die Selbstlosigkeit beispielhaft darzustellen. Wer den Grundsatz der Uneigennützigkeit bejaht, soll ihn als Mitarbeiter Christi praktisch vorleben. Sich für das Recht zu entscheiden, weil es das Recht ist, für die Wahrheit einzustehen, auch wenn es Leiden und Opfer kostet “das ist das Erbe der Knechte des Herrn und ihre Gerechtigkeit von mir, spricht der Herr”. Jesaja 54,17.Ez54 142.1

    Aus sehr früher geschichtlicher Zeit ist der Lebensbericht eines Mannes überliefert, an dem sich erweisen sollte, ob Satan mit seiner Leugnung jeglicher Selbstlosigkeit recht habe.Ez54 142.2

    Über Hiob, den Patriarchen von Uz, lautet das Zeugnis des Herzenskündigers: “Es ist seinesgleichen nicht im Lande, schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse.”Ez54 142.3

    Gegen diesen Mann erhob Satan höhnisch Anklage: “Meinst du, daß Hiob umsonst Gott fürchtet? Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher verwahrt ... Aber recke deine Hand aus und taste an alles, was er hat, ... taste sein Gebein und Fleisch an: was gilt’s, er wird dir ins Angesicht absagen ?”Ez54 142.4

    Der Herr sprach zum Satan: “Alles, was er hat, sei in deiner Hand ... Siehe da, er sei in deiner Hand; doch schone seines Lebens!”Ez54 142.5

    Auf diese Erlaubnis hin vernichtete Satan alles, was Hiob besaß Rinder- und Schafherden, Knechte und Mägde, Söhne und Töchter; und er “schlug Hiob mit bösen Schwären von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel”. Hiob 1,8-12; Hiob 2,5-7.Ez54 142.6

    Aber noch ein weiterer Tropfen der Bitternis wurde in seinen Kelch geschüttet. Seine Freunde, die im Unglück nur den Lohn der Sünde sahen, setzten seinem mühseligen und zerschlagenen Geist noch mit Anschuldigungen wegen unrechten Handelns zu.Ez54 142.7

    Scheinbar von Himmel und Erde verlassen und dennoch an seinem Gottesglauben und am Bewußtsein seiner Redlichkeit festhaltend, rief Hiob in Angst und Ratlosigkeit aus:Ez54 142.8

    “Meine Seele verdrießt mein Leben.”
    “Ach, daß du mich in der Hölle verdecktest
    Und verbärgest, bis dein Zorn sich lege,
    Und setztest mir ein Ziel, daß du an mich dächtest!”
    “Siehe, ob ich schon schreie über Frevel, so werde ich doch
    nicht erhört.
    Ich rufe, und ist kein Recht da ...
    Er hat meine Ehre mir ausgezogen
    Und die Krone von meinem Haupt genommen ...
    Meine Nächsten haben sich entzogen,
    Und meine Freunde haben mein vergessen ...
    Die ich liebhatte, haben sich wider mich gekehrt ...
    Erbarmet euch mein, erbarmet euch mein, ihr meine
    Freunde!
    Denn die Hand Gottes hat mich getroffen!”
    Ez54 143.1

    “Ach daß ich wüßte, wie ich ihn finden
    Und zu seinem Stuhl kommen möchte ...
    Aber gehe ich nun stracks vor mich, so ist er nicht da;
    Gehe ich zurück, so spüre ich ihn nicht;
    Ist er zur Linken, so schaue ich ihn nicht;
    Verbirgt er sich zur Rechten, so sehe ich ihn nicht.
    Er aber kennt meinen Weg wohl.
    Er versuche mich, so will ich erfunden werden wie das
    Gold.”
    “Siehe, tötet er mich, ich werde auf ihn warten.”
    (Elberfelder Übersetzung)
    “Aber ich weiß, daß mein Erlöser lebt;
    Und als der letzte wird er über dem Staube sich erheben.
    Und nachdem diese meine Haut zerschlagen ist”,
    “So werde ich aus meinem Fleische Gott anschauen”
    (Elberfelder Übersetzung),
    “Denselben werde ich mir sehen,
    Und meine Augen werden ihn schauen, und kein
    Fremder.” Hiob 10,1; Hiob 14,13; Hiob 19,7-21; Hiob 23,3-10; Hiob 13,15; Hiob 19,25-27.
    Ez54 143.2

    Dem Hiob geschah nach seinem Glauben. Er sagte: “Er versuche mich, so will ich erfunden werden wie das Gold.” Hiob 23,10. So kam es auch. Durch sein geduldiges Ertragen offenbarte er die Unanfechtbarkeit des eigenen Charakters und damit auch des Wesens Gottes, für den er stellvertretend handelte. “Und der Herr wandte das Gefängnis Hiobs ... Und der Herr gab Hiob zwiefältig so viel, als er gehabt hatte ... Und der Herr segnete hernach Hiob mehr denn zuvor.” Hiob 42,10-12.Ez54 144.1

    *****

    Im Verzeichnis derer, die durch Selbstverleugnung in die Gemeinschaft der Leiden Christi eingetreten sind, stehen je einer im Alten und einer im Neuen Testament die Namen Jonathans und Johannes des Täufers.Ez54 144.2

    Jonathan war seiner Geburt nach der Thronerbe, wußte sich jedoch durch göttlichen Entscheid beiseitegesetzt. Seinem Nebenbuhler erwies er sich als der zartfühlendste und treueste aller Freunde, als er Davids Leben unter Gefährdung des eigenen schützte. Standhaft harrte er in den dunklen Tagen, da die Macht seines Vaters dahinschwand, an dessen Seite aus, um zuletzt neben ihm zu fallen. Jonathans Name wird im Himmel hoch geehrt und zeugt auf Erden von dem Vorhandensein und der Kraft selbstloser Liebe.Ez54 144.3

    Johannes der Täufer rüttelte bei seinem Auftreten als Vorläufer des Messias das ganze Volk auf. Von Ort zu Ort folgte ihm eine große Schar von Menschen jeglichen Ranges und Standes. Aber als der Eine kam, den er bezeugt hatte, wurde alles anders. Die Massen folgten Jesus nach, und mit dem Werk des Johannes schien es schnell zu Ende zu gehen. Doch sein Glaube wankte nicht. “Er muß wachsen”, sagte er, “ich aber muß abnehmen.” Johannes 3,30.Ez54 144.4

    Die Zeit ging dahin, und das Königreich, dem Johannes zuversichtlich entgegengesehen hatte, wurde nicht aufgerichtet. Im Kerker des Herodes wartete und wachte er, der lebenspendenden Luft und des ungebundenen Daseins in der Wüste beraubt.Ez54 144.5

    Keine Waffen klirrten, keine Gefängnistore wurden aufgerissen; aber die Heilung der Kranken, die Predigt des Evangeliums und der heilsame Einfluß auf Menschenseelen zeugten für die Sendung Christi.Ez54 145.1

    Johannes, der in der Einsamkeit des Kerkers sah, wohin ihn sein Weg, nicht anders als beim Meister selbst, führte, beugte sich willig unter den Ruf Gottes zur Gemeinschaft mit Christus in der Selbstaufopferung. Die Boten des Himmels geleiteten ihn zu Grabe. Gefallene und ungefallene Geistwesen im Weltall waren Zeuge, wie er den selbstlosen Dienst überzeugend auf den Leuchter hob.Ez54 145.2

    Unter all den Geschlechtern, die seitdem dahingesunken sind, haben sich leidende Menschen am Beispiel des Johannes aufgerichtet. Jahrhunderte der Finsternis hindurch wurden im Kerker, auf dem Schaffot und in den Flammen Männer und Frauen durch die Erinnerung an den Mann gestärkt, von dem Christus sagte: “Unter allen, die von Weibern geboren sind, ist nicht aufgekommen, der größer sei.” Matthäus 11,11.Ez54 145.3

    *****

    “Und was soll ich mehr sagen? Die Zeit würde mir zu kurz, wenn ich sollte erzählen von Gideon und Barak und Simson und Jephthah und David und Samuel und den Propheten, welche haben durch den Glauben Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit gewirkt, Verheißungen erlangt, der Löwen Rachen verstopft, des Feuers Kraft ausgelöscht, sind des Schwertes Schärfe entronnen, sind kräftig geworden aus der Schwachheit, und stark geworden im Streit, haben der Fremden Heere darniedergelegt.Ez54 145.4

    Weiber haben ihre Toten durch Auferstehung wiederbekommen. Andere aber sind zerschlagen und haben keine Erlösung angenommen, auf daß sie die Auferstehung, die besser ist, erlangten. Etliche haben Spott und Geißeln erlitten, dazu Bande und Gefängnis; sie wurden gesteinigt, zerhackt, zerstochen, durchs Schwert getötet; sie sind umhergezogen in Schafpelzen und Ziegenfellen, mit Mangel, mit Trübsal, mit Ungemach deren die Welt nicht wert war, und sind im Elend umhergeirrt in den Wüsten, auf den Bergen und in den Klüften und Löchern der Erde.Ez54 145.5

    Diese alle haben durch den Glauben Zeugnis überkommen und nicht empfangen die Verheißung, darum daß Gott etwas Besseres für uns zuvor ersehen hat, daß sie nicht ohne uns vollendet würden.” Hebräer 11,32-40.Ez54 146.1

    Larger font
    Smaller font
    Copy
    Print
    Contents