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Für die Gemeinde geschrieben — Band 1

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    Kapitel 22: Extreme Ansichten sind gefährlich* Erschienen in Notebook Leaflets, Methoden, Nr. 4

    St. Helena, Kalifornien

    19. Mai 1890

    Lieber Bruder K,

    ich hatte gehofft, Dich schon früher zu sehen und mit Dir zu sprechen oder Dir zu schreiben. Leider war ich nicht dazu in der Lage und bin es auch heute nicht. Ich habe jedoch großes Interesse an Dir und möchte auf keinen Fall, daß Du Dich vom Werk trennst. Ich habe nicht genug Kraft für eine Unterredung mit Dir; Du bist ein schneller Denker und brillanter Redner. Ich fürchte, ein Gespräch mit Dir würde mich zu sehr ermüden, und was ich Dir zu sagen habe, bliebe bei Dir nicht haften.FG1 186.1

    Ich sehe, in welcher Gefahr Du stehst. Du kannst Deine Gedanken gut in Worte kleiden. Du drückst Dinge sehr drastisch aus, und Deine Sprache ist unbeherrscht. Du äußerst Deine Ansichten zu manchen Punkten auf eine Art und Weise, die Deine Glaubensgeschwister das Fürchten lehrt. Das müßte nicht so sein. Du versuchst, Dich so weit wie möglich von Deinen Glaubensgeschwistern zu entfernen und den Eindruck zu erwecken, daß Du ganz andere Ansichten hast als sie. Das solltest Du nicht tun.FG1 186.2

    Mir wurde gezeigt, daß Du nur wenig positiven Einfluß ausübst, weil Du es für Deine Pflicht hältst, Dich zu bestimmten Dingen zu äußern, die Du selbst nicht ganz verstanden hast. Deshalb kannst Du sie trotz all Deiner Bemühungen natürlich auch anderen nicht verständlich machen. Mir wurde gezeigt, daß Du nicht meinen solltest, Du müßtest Dich mit diesen Dingen befassen. Einige Deiner Ansichten sind zwar völlig in Ordnung, andere aber sind falsch.FG1 186.3

    Du könntest viel Gutes bewirken. Doch dafür müßtest Du Dich mit anderen Themen beschäftigen: zum Beispiel mit Christi Bereitschaft, Sünden zu vergeben, den Sünder anzunehmen, die Verlorenen zu retten; mit Themen, die Hoffnung und Mut machen. Statt dessen gelangst Du in Deinem Bemühen, originell zu sein, zu extremen Ansichten und bringst diese mit drastischen Worten zum Ausdruck. Damit läufst Du Gefahr, viel Unheil anzurichten. Der eine oder andere greift vielleicht Deine Gedanken auf und scheint davon sogar zu profitieren. Wenn er jedoch versucht wird und versagt, dann verliert er den Mut, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen.FG1 187.1

    Befasse Dich weniger mit diesen Ideen, die Dir so wichtig erscheinen, und drücke Dich etwas vorsichtiger aus. Das würde Deinem Glauben gut bekommen. Ich sah, daß Du so manches Mal aus dem inneren Gleichgewicht geraten bist, weil Du Dich mit aller Kraft darum bemüht hast, das Geheimnis der Gottesfurcht zu begreifen und zu erklären. Vergeblich, denn auch nachdem Du es untersucht und erklärt hast, ist es immer noch ein großes Geheimnis.FG1 187.2

    Verschiedene Erfahrungen der Bekehrung

    Führe die Menschen dahin, daß sie Jesus als ihre einzige Hoffnung und Hilfe betrachten. Laß dem Herrn Gelegenheit, sie zu beeinflussen, zu ihnen zu sprechen und sie in ihrem Verständnis zu leiten. Es ist nicht wichtig, daß Du die Antwort auf jedes Warum und Wieso kennst und an andere weitergibst. Das gilt auch für Fragen wie: Woraus besteht das neue Herz? Und: Welchen Zustand können und müssen wir erreichen, um nie zu sündigen? Das zu klären ist einfach nicht Deine Aufgabe.FG1 187.3

    Die Menschen sind nicht alle gleich. Auch Bekehrungen finden auf unterschiedliche Weise statt. Jesus beeinflußt den Sünder, und diesem wird ein neuer Anfang geschenkt. Viele Menschen haben den Weg zu Christus gefunden, ohne daß es bei ihnen zu einer dramatischen Bekehrung, zu heftiger Seelenqual und angstvoller Reue gekommen ist. Sie schauten auf den Retter am Kreuz und lebten. Sie erkannten ihre innere Not. Sie sahen, daß der Heiland diese Not beheben kann. Sie hörten seine Forderungen. Sie hörten ihn sagen: “Folgt mir”, und sie standen auf und folgten ihm. Ihre Bekehrung war echt, und sie lebten genauso entschieden ihren Glauben aus wie andere, die bei ihrer Bekehrung fürchterliche Seelenqualen durchleiden mußten.FG1 187.4

    Unsere Prediger müssen aufhören, auf ihren verdrehten Vorstellungen herumzureiten und zu behaupten: “Du mußt diese Sache genauso sehen wie ich, sonst kannst du nicht gerettet werden.” Schluß mit dieser satten Selbstgefälligkeit! Sie haben immer nur die eine große Aufgabe: Menschen für Christus zu gewinnen. Menschen müssen Jesus am Kreuz sehen. Sie müssen ihn anschauen, um zu leben. Eure Vorstellungen sind für sie völlig unwichtig, sie brauchen nur die Erlösung durch den Sohn Gottes. Er sagt: “Mein Fleisch ist die wahre Speise.” Johannes 6,55. “Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.” Johannes 6,63.FG1 188.1

    Gib Jesus Gelegenheit, an Menschen zu arbeiten

    Wer Jesus annimmt, begibt sich sozusagen in die Behandlung des Großen Arztes. Menschen sollten sich deshalb sehr vorsehen, sich zwischen den Kranken und den Arzt zu drängen, der die inneren Bedürfnisse seines Patienten genau kennt. Christus, der Arzt der Seele, versteht ihre Krankheiten und weiß sie zu heilen — durch die Erlösung durch sein Blut. Er kann der Seele am besten geben, was sie braucht. Doch die Menschen übertreiben in ihrem Eifer, möglichst viel selbst zu tun, und lassen Christus keine Gelegenheit zu wirken.FG1 188.2

    Welche Umwandlungen und Veränderungen auch in einem Menschen in Gang gebracht werden müssen — Christus kann das am besten. Der Sünder mag noch nicht besonders stark von seiner Sündhaftigkeit überzeugt sein. Wenn er aber zu Christus kommt, ihn am Kreuz sieht und erkennt, daß der Gerechte für die Ungerechten gestorben ist, dann wird sich auch das letzte, was ihn noch zurückhält, in Nichts auflösen. Christus hat es auf sich genommen, alle zu retten, die auf ihn als ihre Rettung vertrauen. Er sieht die Fehler, die korrigiert werden müssen, das Böse, das bekämpft werden muß. Er kam, um die Verlorenen zu suchen und zu retten. “Wer zu mir kommt”, verspricht er, “den werde ich nicht hinausstoßen.” Johannes 6,37.FG1 188.3

    Durch die Güte und Gnade des Herrn Jesus Christus soll der Sünder das Wohlwollen Gottes wiedererlangen. Durch Christus bittet Gott Tag für Tag die Menschen, sich mit ihm versöhnen zu lassen. Er wartet darauf, Sünder — seine verlorenen Kinder — empfangen, willkommen heißen und in die Arme schließen zu dürfen. Seine Liebe, die ihn für uns auf Golgatha sterben ließ, gibt dem Sünder Gewißheit: Ich bin angenommen, ich habe Frieden, ich werde geliebt. Gib diese Tatsachen so einfach weiter, wie es nur irgend geht, damit jeder, der in der Dunkelheit der Sünde lebt, das Licht sehen kann, das vom Kreuz von Golgatha ausgeht.FG1 188.4

    Satan bemüht sich auf vielerlei Weise, ausgerechnet jene, die die Botschaft verkündigen sollen, dazu zu bringen, daß sie sich mit spitzfindigen Theorien befassen. Er sorgt dafür, daß sie diese Theorien für so großartig und wichtig halten, daß in ihrem Kopf für nichts anderes mehr Platz bleibt. Sie glauben dabei, herrliche Glaubensfortschritte zu machen. Tatsächlich aber vergötzen sie nur einige Ideen. Ihr Einfluß schwindet und wirkt sich kaum noch zugunsten des Herrn aus.FG1 189.1

    Jeder Prediger sollte sich ernstlich bemühen, den Willen Christi zu erkennen. Wenn Du in einiger Hinsicht nicht zu ausgewogeneren Ansichten kommst, wird Dein Weg Dich vom Werk trennen, und Du wirst fallen, ohne zu wissen worüber. Du wirst Ideen weiterentwickeln, die Du besser gar nicht erst ausgebrütet hättest.FG1 189.2

    Manche Menschen suchen einzelne Abschnitte oder Sätze aus dem Wort Gottes und aus den Zeugnissen heraus, die sich ihren eigenen Vorstellungen entsprechend deuten lassen, denken ausgiebig darüber nach und untermauern damit ihre eigenen Standpunkte. Aber sie lassen sich nicht von Gott leiten. In dieser Gefahr stehst auch Du.FG1 189.3

    Du suchst Dir Abschnitte aus den Zeugnissen heraus, die vom Ende der Gnadenzeit und von der Sichtung unter Gottes Volk sprechen. Und Du behauptest, aus diesem Volk werde ein reineres, heiligeres Volk hervorgehen. Du tust dem Feind damit einen Gefallen. Niemand sollte unnötig einen Weg einschlagen, der zu Differenzen und Streitigkeiten führt. Niemand sollte den Eindruck erwecken: Wenn man seinen besonderen Ideen nicht folge, könne das nur daran liegen, daß es den Predigern an Verständnis und Glauben fehle und sie im dunkeln tappten.FG1 189.4

    Du stehst schon lange unter einem unnatürlich hohen Druck. Du hast viele kostbare Wahrheiten erkannt, wirfst sie aber mit bloßen Vermutungen in einen Topf. Deine extremen Ansichten und Deine radikale Ausdrucksweise machen Deine besten Bemühungen zunichte. Würden viele Deine Ansichten übernehmen und entsprechend handeln und reden, dann würde es zu einer so gewaltigen Welle von Fanatismus kommen, wie es sie kaum jemals unter Siebenten-Tags-Adventisten gegeben hat. Das ist genau das, was Satan möchte.FG1 190.1

    Kümmere Dich nicht um Geheimnisse

    In den Lehren Christi finden sich mehr als genug Themen, über die Du sprechen kannst. Um Geheimnisse aber, die weder Du noch Deine Zuhörer verstehen und erklären können, solltest Du Dich besser nicht kümmern. Gib dem Herrn Jesus Christus doch Gelegenheit, selbst etwas zu lehren. Gib ihm die Chance, mit Hilfe des Heiligen Geistes den wunderbaren Erlösungsplan verständlich zu machen.FG1 190.2

    Gottes Kinder werden eine Zeit der Trübsal erleben, aber wir sollen ihnen das nicht ständig vor Augen halten. Dadurch sorgen wir nur dafür, daß sie unnötigerweise schon jetzt eine Zeit der Trübsal durchmachen. Es wird auch zu einer Sichtung unter Gottes Volk kommen, aber das ist nicht die Botschaft, die heute in die Gemeinden getragen werden soll ...FG1 190.3

    Die Prediger sollten nicht meinen, sie hätten großartige Erkenntnisse gewonnen und wer diese nicht akzeptiere, werde bei der Sichtung aus Gottes Volk ausgeschlossen werden und Platz machen müssen für ein neues Gottesvolk, das dem Sieg entgegengehen werde. So manche von denen, die Gottes Botschaft für diese Zeit ablehnen, sind in der gleichen Lage wie Du. Sie benutzen Deine extremen Ansichten und Lehren, um sich für ihre Mißachtung der Botschaften des Herrn zu rechtfertigen.FG1 190.4

    Satan erreicht seine Ziele genauso sicher mit Menschen, die Christus sozusagen überholen und Arbeiten tun, die er ihnen nie aufgetragen hat, wie mit Menschen, die im Zustand von Laodizea verharren: lauwarm, überzeugt davon, reich zu sein, von allem genug zu haben und nichts zu brauchen. Beide Gruppen sind gleichermaßen Stolpersteine für andere.FG1 190.5

    Einige Übereifrige, die sich mit aller Kraft darum bemühen, originell zu sein, haben einen großen Fehler gemacht. Sie haben versucht, den Leuten etwas Aufregendes, Wunderbares, Überwältigendes zu präsentieren, von dem sie glauben, andere könnten es nicht verstehen. Tatsächlich verstehen sie jedoch selbst nicht, wovon sie reden. Sie spekulieren über Gottes Wort und brüten Ideen aus, die weder ihnen noch ihren Gemeinden auch nur im geringsten helfen. Für den Augenblick können diese Ideen die Vorstellungskraft beflügeln, aber dann kommt die Reaktion, und dieselben Ideen stellen sich als Hemmnisse heraus. Glaube und Phantasie vermischen sich, und ihre Ansichten führen in die Irre.FG1 191.1

    Nähre Dich von den klaren, einfachen Aussagen des Wortes Gottes. Es ist gefährlich, über Ideen zu spekulieren, die keine eindeutige Grundlage in der Bibel haben.FG1 191.2

    Du bist von Natur aus kampflustig. Es interessiert Dich nicht sonderlich, ob Du mit Deinen Glaubensgeschwistern harmonierst oder nicht. Du möchtest diskutieren und für Deine besonderen Ideen kämpfen. Aber das solltest Du besser lassen, denn es hilft Dir nicht, die christlichen Tugenden zu entwickeln. Bemühe Dich lieber mit aller Kraft darum, die Bitte Christi zu erfüllen, daß seine Nachfolger eins sein mögen, so wie er und der Vater eins sind.FG1 191.3

    Nicht einer von uns ist sicher, wenn er nicht täglich von Jesus lernt, von seiner Demut und Bescheidenheit. Wohin Du auch immer gehst, um Deinen Dienst zu tun, spiel Dich nicht als Diktator auf, sei nicht unnachsichtig und streng, suche nicht ständig Streit. Predige die Liebe unseres Herrn Jesus Christus. Das wird die Herzen erweichen und bezwingen. Bemühe Dich um Einigkeit im Denken und Urteilen, um Harmonie mit Deinen Glaubensgeschwistern. Versuche dieselbe Sprache zu sprechen wie sie.FG1 191.4

    Rede nicht von Spaltungen

    Dein Gerede über Spaltungen, nur weil nicht alle die gleichen Vorstellungen hegen wie Du, ist nicht Gottes Werk, sondern das des Feindes. Sprich über die einfachen Wahrheiten, denen Du zustimmen kannst. Sprich von Einigkeit. Werde nicht überheblich, sondern weitherzig und großzügig.FG1 191.5

    Christus beurteilt den Charakter nicht nach menschlichen Maßstäben. Er sagt: “Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.” Johannes 12,32. Wer sich ziehen läßt, wird von seiner Ungerechtigkeit ablassen. Christus ist voll und ganz in der Lage, jeden zu retten, der zu ihm kommt. Wer zu Jesus kommt, setzt seinen Fuß auf eine Leiter, die von der Erde bis in den Himmel reicht. Sage es schriftlich und mündlich, daß Gott am oberen Ende der Leiter wartet; daß die hellen Strahlen seiner Herrlichkeit jede Sprosse beleuchten; daß er liebevoll auf alle herabschaut, die mühselig diese Leiter erklimmen, um ihnen göttliche Hilfe zu schicken, wenn ihr Griff unsicher wird und ihre Knie anfangen zu zittern. Ja, sage es, sage es in Worten, die das Herz erweichen, daß wirklich jeder, der beharrlich die Leiter hinaufklettert, auch Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Retters Jesus Christus finden wird. Wer an Christus glaubt, wird nicht umkommen, und niemand kann ihn aus Gottes Hand reißen.FG1 192.1

    Sage den Menschen in klaren Worten voller Hoffnung, wie sie dem schmachvollen Erbe entgehen können, das wir alle eigentlich verdienen. Aber um Christi willen konfrontiere sie nicht mit Ideen, die ihnen nur den Mut rauben und den Weg zum Himmel sehr schwierig erscheinen lassen. Behalte all diese überspannten Vorstellungen für Dich.FG1 192.2

    Natürlich müssen wir oft darauf hinweisen, daß das Leben eines Christen ein ständiger Kampf ist; daß wir wachen, beten und arbeiten müssen; daß es gefährlich ist, auch nur für einen Augenblick in unserer geistlichen Wachsamkeit nachzulassen. Dennoch ist unser eigentliches Thema ein anderes: Jesus liebt uns, er gab sich selbst, damit wir nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben, und die Erlösung, die er uns anbietet, reicht vollkommen aus, uns zu retten.FG1 192.3

    Tag für Tag können wir mit Gott gehen, Tag für Tag unseren Herrn besser kennenlernen, durch das Blut Jesu in das Allerheiligste eintreten und die Hoffnung ergreifen, die er uns anbietet. Wenn wir in sein Reich gelangen wollen, dann nur dadurch, daß wir uns an unseren Mittler binden und auf diese Weise Anteil haben an der göttlichen Natur. Stütze Dich auf Jesus, laß Christus in Dir leben und Dich von seinem Geist leiten, dann ist Dein Glaube echt.FG1 192.4

    Im festen Glauben daran, daß sein versöhnendes Opfer vollkommen ausreicht, sollen wir mit Gott zusammenarbeiten. Im Vertrauen auf seine Verdienste sollen wir schaffen, daß wir selig werden, “mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen” Philipper. 2,12.13. Wenn wir stets an Christus festhalten, kommen wir Gott immer näher. Jesus möchte, daß uns das immer vor Augen steht. Laß Deine Streitlust nicht die Oberhand gewinnen. “Die Weisheit ... von oben her ist zuerst lauter, dann friedfertig, gütig, läßt sich etwas sagen, ist reich an Barmherzigkeit und guten Früchten.” Jakobus 3,17.FG1 193.1

    Bemühe Dich um Einigkeit

    Denke nicht, daß Du jede Idee, auf die Du kommst, verbreiten mußt. Jesus sagte zu seinen Jüngern: “Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.” Johannes 16,12. Wieviel mehr sollten wir, die wir ständig Gefahr laufen, uns zu irren, uns davor hüten, anderen etwas aufzudrängen, was sie nicht verkraften können. Schau immer auf Jesus und zügele Deine derbe Ausdrucksweise. Daß Du mit Deinen Worten und Deinen Ideen vorsichtig sein solltest, heißt allerdings nicht, daß Du Deinen Dienst ganz aufgeben sollst. Bemühe Dich um Einigkeit mit Deinen Glaubensgeschwistern, und Du wirst genug zu tun finden im Weinberg des Herrn. Lege die Betonung auf Christus, nicht auf Deine Ideen und Ansichten. Ziehe die Rüstung des Glaubens an, halte Schritt mit Gottes Arbeitern, und kämpfe Schulter an Schulter mit ihnen gegen den Feind. Lebe in Jesus. Denke über die einfachen Lehren unseres Herrn Christus nach, weide die Herde Gottes, und Du wirst Ruhe, Kraft und Bestätigung finden; Du wirst mit Deiner Arbeit dazu beitragen, andere im heiligsten Glauben zu stärken.FG1 193.2

    Wenn Du ein anderes Verständnis von der Gnade Christi und vom Wirken des Heiligen Geistes hast als Deine Glaubensgeschwister, dann solltest Du diese Auffassungsunterschiede nicht überbetonen. Du siehst die Sache von einer Seite. Ein anderer, der Gott genauso ergeben ist wie Du, sieht die Frage von einer anderen Seite, und er spricht über das, was ihn am meisten beeindruckt hat. Wieder ein anderer hat eine dritte Seite entdeckt und betont eben diese. Es ist doch dumm, sich über solche Dinge zu streiten, wenn es dafür eigentlich gar keinen Grund gibt. Laß Gott zu den Menschen sprechen und sie beeinflussen.FG1 193.3

    Der Herr arbeitet ständig daran, das Verständnis des Menschen zu erweitern und sein Auffassungsvermögen zu schärfen, damit er Sünde als Sünde erkennt und begreift, wie weit die Forderungen des Gesetzes Gottes tatsächlich gehen. Der unbekehrte Mensch hält Gott für lieblos und streng, ja sogar für rachsüchtig. Gottes Gegenwart empfindet er als ständige Einschränkung seiner Freiheit, ihn selbst als das personifizierte “Du sollst nicht”. Er meint, diesem Gott zu dienen bedeute nichts anderes, als ein schrecklich trübseliges Leben unter verschärften Bedingungen zu führen. Aber wenn er dann Jesus am Kreuz sieht, das Geschenk Gottes an die Menschen, weil er sie liebt, dann werden ihm die Augen geöffnet, und er sieht alles in einem anderen Licht. Der in Christus offenbarte Gott ist kein unnachsichtiger Richter, kein rachsüchtiger Tyrann, sondern ein gnädiger, liebevoller Vater.FG1 194.1

    Wenn wir sehen, wie Jesus am Kreuz starb, um den verlorenen Menschen zu retten, dann geht uns auf, was Johannes so ausgedrückt hat: “Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen sollen — und wir sind es auch! Darum kennt uns die Welt nicht-, denn sie kennt ihn nicht.” 1.Johannes 3,1. Nichts unterscheidet einen Christen deutlicher von einem Nichtchristen als das Bild, das er von Gott hat.FG1 194.2

    Einige Arbeiter im Werk des Herrn sind schnell dabei, dem Sünder Anklagen und Drohungen ins Gesicht zu schleudern. Die Gnade und die Liebe des Vaters, der seinen Sohn für die sündige Menschheit sterben ließ, treten dabei jedoch in den Hintergrund. Solche Lehrer müssen zunächst selbst die Gnade Christi an sich erfahren, um dem Sünder zeigen zu können, wer Gott wirklich ist: ein Vater, der in sehnsüchtiger Liebe darauf wartet, den verlorenen Sohn in die Arme zu schließen; der ihm nicht zornig sein Fehlverhalten vorwirft, sondern ein Freudenfest bereitet, um ihn spüren zu lassen, daß er willkommen ist. Zephanja 3,14-17.FG1 194.3

    Hoffentlich lernen wir alle bald, auf gleiche Art und Weise wie der Herr Menschen für Jesus zu gewinnen! Wir sollten die kostbaren Lehren in dem Licht, das vom Opfer am Kreuz auf Golgatha ausgeht, lernen und weitergeben. Es gibt nur einen Weg, der aus dem Verderben heraus stetig aufwärts führt: den Glauben, der ständig über die Dunkelheit hinaus nach dem Licht greift, bis er auf dem Thron Gottes ruht. Wer dies begriffen hat, hat das Licht angenommen, das ihm geschenkt worden ist. Für ihn ist der Weg nach oben kein dunkler, unsicherer Pfad; kein Weg, wie unvollkommene Menschen ihn ersinnen und mit ihren beschränkten Mitteln bauen; kein Weg, der dem Wanderer Opfer abverlangt.FG1 194.4

    Du kannst weder durch Buße noch durch sonstige Werke Einlaß erlangen. Nein, Gott selbst hat den Weg geschaffen, und sein Weg ist so vollkommen, daß der Mensch nichts tun kann, um ihn zu verbessern. Er ist breit genug, daß ihn auch der größte Sünder benutzen kann, wenn er bereut, und zugleich ist er so schmal und heilig und führt so steil nach oben, daß die Sünde keinen Zutritt erlangt.FG1 195.1

    Wenn wir Gott sehen, wie er wirklich ist, leuchtet die gesegnete Wahrheit in einem klareren, helleren Licht. Was uns verwirrt hat, löst sich unter den hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit in nichts auf. Zwar wird es dennoch viele Dinge geben, die wir nicht verstehen, aber uns ist zugesichert worden, daß wir alles, was wir jetzt noch nicht wissen, im künftigen Leben erfahren werden. Brief 15a, 1890.FG1 195.2

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