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Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 1

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    Erziehung zu Selbstvertrauen

    Es gibt viele Kinder, die den Eindruck einer guten Erziehung erwecken, solange sie sich unter Aufsicht befinden; wenn sie jedoch nicht mehr dazu angehalten werden, Erziehungsratschläge anzunehmen, zeigen sie sich unfähig, selbständig zu denken, zu urteilen und zu handeln. Diese Kinder haben so lange unter dem Einfluß einer harten Erziehung gestanden, daß ihnen heute das Selbstvertrauen fehlt, um dem eigenen Urteilsvermögen zu folgen. Sie besitzen auch keine eigene Meinung; denn gerade in den Dingen, die dafür besonders geeignet waren, sich eine eigene Meinung zu bilden, durften sie nicht selbständig denken und handeln. Wenn sie schließlich ihre Eltern verlassen und auf sich selbst angewiesen sind, werden sie leicht durch das Urteil anderer in falsche Bahnen gelenkt. Ihnen fehlt Charakterfestigkeit. Man läßt sie nicht früh genug und sobald es ratsam erscheint auf eigenen Füßen stehen. Deshalb können ihre Verstandeskräfte nicht richtig reifen und sich entfalten. Die Kinder werden so lange von ihren Eltern gelenkt, bis sie schließlich vollständig von ihnen abhängig sind. Ihre Eltern ersetzen ihnen Verstand und Urteilskraft.Sch1 288.1

    Andererseits sollten die Kinder nicht völlig unabhängig vom Urteil ihrer Eltern und Lehrer denken und handeln. Sie sollten nicht nur belehrt werden, das Urteil erfahrener Menschen zu achten und sich der Führung ihrer Eltern und Lehrer anzuvertrauen, sondern auch so erzogen und angeleitet werden, daß sich ihre Wünsche mit denen ihrer Eltern und Lehrer decken und sie es als selbstverständlich ansehen, deren Rat zu befolgen. Wenn sie dann der leitenden Hand ihrer Eltern und Erzieher entwachsen sind, wird ihr Charakter gewiß nicht einem im Winde schwankenden Rohr gleichen.Sch1 288.2

    An geistiger und sittlicher Kraft geschwächte Jugendliche sind meist das Produkt einer zu strengen Erziehung. Sie wurden nicht zum selbständigen Denken und Handeln entsprechend ihrer geistigen Verfassung angeleitet, um dadurch geistig zu wachsen, Selbstbewußtsein zu erlangen und Vertrauen zu ihrem eigenen Können zu gewinnen. Wenn sie sich dann im Lebenskampf bewähren müssen und nach eigenem Ermessen handeln sollen, zeigt es sich, daß sie wie Tiere abgerichtet, aber nicht erzogen sind. Ihr Urteilsvermögen ist durch die strenge Zucht der Eltern und Lehrer völlig unterjocht statt gelenkt worden.Sch1 289.1

    Jene Eltern und Lehrer, die sich brüsten, sich die ihrer Obhut anvertrauten Kinder völlig gefügig gemacht zu haben, stellten ihre Großsprecherei ein, wenn sie das künftige Leben ihrer Kinder verfolgen könnten, deren Eigenständigkeit sie durch Zwang oder Furcht unterworfen und gebrochen haben. Diese Kinder sind beinahe gänzlich unvorbereitet, um in das unerbittliche Leben hinausgeschickt zu werden. Stehen diese Jugendlichen nicht mehr unter den Fittichen ihrer Eltern und Erzieher und werden sie dann selbständig denken und handeln müssen, läßt sich mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß diese Kinder in falsche Bahnen geraten und den Mächten der Versuchung in die Hände fallen. Ihr Leben bleibt ohne Erfolg, und die gleichen Mängel werden auch in ihrem religiösen Leben erkennbar. Könnten sich die Erzieher der Kinder und Jugendlichen das Ergebnis ihrer falschen Erziehungsweise genau vorstellen, änderten sie ihre Erziehungsmethoden. Die Lehrer, die Befriedigung empfinden, wenn sie den selbständigen Willen des Schülers nahezu vollständig ausgeschaltet haben, sind nicht die erfolgreichsten Lehrer, wenn auch alle Anzeichen für sie zu sprechen scheinen.Sch1 289.2

    Gott hat niemals beabsichtigt, daß eines Menschen Wille unter der vollständigen Herrschaft eines anderen stehen soll. Wem darum zu tun ist, die Persönlichkeit seiner Schüler auszuschalten und für sie Verstand, Wille und Gewissen zu sein, der übernimmt eine schwerwiegende Verantwortung. Diese Schüler mögen bei bestimmten Gelegenheiten wie gut gedrillte Soldaten auftreten; ist jedoch aller Zwang aufgehoben, tritt ihre mangelnde Selbständigkeit zutage. Nur die Lehrer sind die brauchbarsten und anhaltend erfolgreichsten, die ihre Schüler zu charakterfesten Männern und Frauen heranbilden, die jeder Lebenslage gewachsen sind, und sie so erziehen, daß diese erkennen und empfinden, daß alle Kräfte in ihnen selbst liegen. Ihr Werk mag dem oberflächlichen Beobachter nichts besonders Vorteilhaftes zu zeigen haben. Auch mag ihr Wirken nicht so hoch bewertet werden wie die Tätigkeit des Lehrers, der das Denken und Handeln seiner Schüler durch seine autoritative Gewalt beherrscht. Das spätere Leben der Schüler wird jedoch die Früchte der besseren Erziehungsmethode offenbaren.Sch1 289.3

    Die Gefahr besteht darin, daß Eltern und Lehrer zu viel vorschreiben und befehlen und dabei versäumen, mit ihren Kindern und Schülern in ein hinreichend persönliches Verhältnis zu kommen. Sie verhalten sich häufig zu reserviert und üben ihre Macht in einer kalten, gefühllosen Weise aus, die die Herzen ihrer Kinder und Schüler nicht zu gewinnen vermag. Wenn sie den Kindern näherstünden und ihnen zeigten, daß sie sie lieben und für alle ihre Bemühungen Verständnis haben, selbst für ihre Späße, und sich selbst manchmal als Kind unter Kindern fühlten, machten sie die Kinder sehr glücklich und gewönnen ihre Liebe und ihr Vertrauen. Die Kinder liebten dann eher ihre Eltern und Erzieher und achteten ihre Autorität.Sch1 290.1

    Gewohnheiten und Grundsätze eines Lehrers sollten für wichtiger erachtet werden als seine wissenschaftliche Befähigung. Ist er ein aufrichtiger Christ, wird er die Notwendigkeit einsehen, der körperlichen, geistigen, sittlichen und religiösen Erziehung das gleiche Interesse zu widmen. Um den richtigen Einfluß auszuüben, sollte er sich selbst vollkommen beherrschen können. Sein Herz gehöre seinen Schülern. In seinen Gesten, Worten und Taten wird seine Liebe zu erkennen sein. Charakterfestigkeit ist für ihn unerläßlich. Nur dann wird er imstande sein, den Charakter seiner Schüler zu formen und ihnen eine wissenschaftliche Bildung zu vermitteln. Im allgemeinen legt die frühzeitige Erziehung der Kinder ihren Charakter für das ganze Leben fest. Wer mit Kindern umgehen muß, sollte bei der Entfaltung ihrer geistigen Fähigkeiten äußerst behutsam sein, um ihre Verstandeskräfte am nutzbringendsten einsetzen zu können.Sch1 290.2

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