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    Kapitel 6: Die häusliche Erziehung

    Die Stellung einer Mutter ist eine sehr wichtige. Während häusliche Sorgen und schwere Pflichten der Mutter obliegen, sollte sie sich bemühen, einen Einfluß auszuüben, welcher der Familie zum Segen dient. An den von dem himmlischen Vater ihrer Sorgfalt anvertrauten Kindern hat eine jede Mutter eine heilige Pflicht zu erfüllen. Es ist ihr Vorrecht, durch die Gnade Christi ihre Charaktere nach dem göttlichen Beispiele zu bilden und die Kleinen so zu beeinflussen, daß sie sich zu Gott hingezogen fühlen. Wir würden jetzt das Elend, welches in so vielen Familien herrscht, nicht sehen, wenn die Mütter ihre Verantwortung stets geschätzt und es zu ihrem ersten Vornehmen und zu ihrer wichtigsten Mission gemacht hätten, ihre Kinder für die Pflichten dieses und die Herrlichkeiten des zukünftigen, unvergänglichen Lebens zu erziehen. Die Mutter muß stets in ihrem eigenen Leben Fortschritte machen, damit sie ihrer Kinder immer mehr zur Vollkommenheit erziehen kann. Aber der Teufel legt immer Pläne, die Seelen der Eltern und Kinder zu fesseln. Die Mütter werden von ihren Hauspflichten und von der sorgfältigen Erziehung der Kleinen zurückgehalten, um sich selbst und der Welt zu dienen. Eitelkeit, Moden und Sachen von wenig Wert beschäftigen ihre Gedanken und die körperliche und sittliche Entwicklung und Erziehung der teuren Kinder wird vernachlässigt.ChM 76.1

    Wenn eine Mutter sich nach den Moden und den Gebräuchen der Welt richtet, so wird sie unfähig, ihre verantwortlichen Pflichten zu erfüllen. Wenn die Mode sie in Knechtschaft hält, wird sie weniger ertragen können und das Leben wird ihr anstatt zum Segen zu einer Last. Ihre körperliche Schwachheit mag sie veranlassen, den Wert der ihr sich darbietenden Gelegenheiten nicht zu würdigen und die Familie mag des Segens ihrer Gebete und ihrer Belehrungen dadurch beraubt werden. Wenn nur die Mütter die köstlichen Vorrechte, die Gott ihnen gegeben hat, schätzen würden, dann könnten sie nicht so leicht von ihren heiligen Pflichten abgehalten werden und sich den nichtigen Sachen dieser Welt hingeben.ChM 77.1

    Das Werk der Mütter fängt mit dem zarten Säugling in ihren Armen an. Ich habe schon manchmal bemerkt, daß die Kleinen, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen können, sich drehen, winden und schreien. Gerade dann ist es Zeit, dem bösen Geiste Einhalt zu gebieten. Der Feind versucht auf alle mögliche Weise, die Gemüter unserer Kinder zu beherrschen, aber wollen wir es zugeben, daß er aus ihnen macht, was ihm gefällt? Die Kleinen können nicht unterscheiden, welcher Geist sie beherrscht, und deshalb ist es die Pflicht der Eltern, für sie zu urteilen und weißlich zu handeln. Ihre Gewohnheiten müssen sorgfältig bewacht werden. Böse Neigungen sollten unterdrückt und das Gemüt für das Rechte geweckt werden. Das Kind sollte in allem zur Selbstbeherrschung angehalten werden.ChM 77.2

    Ordnung sollte die Regel bei allen Gewohnheiten der Kinder sein. Die Mütter begehen einen großen Fehler, wenn sie ihren Kindern erlauben, zwischen den Mahlzeiten etwas zu genießen. Der Magen gerät durch diese üble Gewohnheit in Unordnung und der Grund für späteres Leiden wird gelegt. Die Kinder sind oft so verdrießlich, weil ihnen ungesunde Speisen gereicht wurden, die noch unverdaut im Magen liegen. Aber die Mutter glaubt, keine Zeit daran wenden zu können, über die wahre Ursache nachzudenken, um ihr unkluges Verfahren zu ändern. Auch findet sie nicht Zeit, das ungeduldige Schreien des Kleinen zu stillen. Sie gibt dem kleinen Leidenden ein Stück Kuchen oder sonstige Leckerbissen, um ihn zu beruhigen, aber dies vergrößert nur das Übel. Andere Mütter, darum besorgt, viel zu leisten, sind infolgedessen aufgeregt und noch mehr gereizt als die Kinder, und durch Schelte und sogar Schläge wollen sie den Kleinen Schrecken einjagen und sie beruhigen.ChM 77.3

    Viele Mütter klagen über die zarte Gesundheit ihrer Kinder und fragen den Arzt um Rat, aber wenn sie nur ein wenig ihren Verstand gebrauchen möchten, würden sie bald einsehen, daß die Schwierigkeiten durch eine verkehrte Kost verursacht wird.ChM 78.1

    Wir leben in einer Zeit des Übermaßes, und die Gewohnheiten der Jugend, sogar gläubiger Eltern, stehen im schroffen Gegensatz zu den Naturgesetzen. Ich saß einmal in Amerika mit mehreren Kinder unter zwölf Jahren zu Tische. Es wurden viele Fleischspeisen aufgetragen und dann fragte ein zartes, nervöses Mädchen nach sauren Gurken. Man reichte ihm ein Gericht, ein sogenanntes “Allerlei,” saure Gurken ect. mit Senf und scharfen Gewürzen, wovon es auch reichlich nahm. Das Kind war wegen seiner Nervosität und seines aufgeregten Temperaments bekannt, und gerade diese gewürzten Speisen waren dazu geeignet, einen solchen Zustand zu bewirken. Der älteste Sohn glaubte keine Mahlzeit ohne Fleisch genießen zu können und war sehr unzufrieden und geradezu ungezogen, wenn dies für ihn nicht bereitet war. Die Mutter hatte seinen Geschmack befriedigt, bis sie schließlich nur der Sklave seines Eigensinns war. Er hatte keine Beschäftigung und deshalb verbrachte er fast seine ganze Zeit mit Lesen von unnützen und sogar schädlichen Sachen. Er klagte fortwährend über Kopfschmerzen und einfache Speisen schmeckten ihm nicht.ChM 78.2

    Eltern sollten ihre Kinder beschäftigen. Müßiggang ist aller Laster Anfang. Körperliche Arbeit, welche die Muskeln anstrengt, erweckt Appetit für einfache, gesunde Nahrung, und wer in seiner Jugend tüchtig arbeiten muß, wird niemals den Tisch mit Murren verlassen, weil Fleisch oder sonstige Leckerbissen mangeln, um seine Eßlust zu reizen.ChM 79.1

    Jesus, der Sohn Gottes, gab der Jugend ein Beispiel, indem er als ein Zimmermann mit den Händen arbeitete. Solche, die es unter ihrer Würde halten, sich den Pflichten des täglichen Lebens zu unterwerfen, sollten stets bedenken, daß Jesus seinen Eltern untertan war und daß er seinen Teil dazu beitrug, die Familie zu ernähren. Es kamen nur sehr wenige Leckerbissen auf Josephs und Marias Tisch, denn sie gehörten zu den Armen und Niedrigen.ChM 79.2

    Die Eltern sollten ihren Kindern im Geldverbrauche ein gutes Beispiel geben. Sobald einige Personen Geld in die Hände bekommen, geben sie es für Leckerbissen oder unnütze Schmucksachen und Zierarten aus, und wenn ihr Geld schwindet, gebricht es ihnen am Notwendigen. Wenn sie eine große Einnahme haben, verbrauchen sie jeden Thaler; sollte dieselbe aber nur klein sein, dann genügt sie nicht für ihre verschwenderischen Gewohnheiten, und sie müssen das Erforderliche borgen. Sie leihen von allen möglichen Seiten, um das von ihnen eingebildete Notwendige zu erlangen. Sie werden unehrlich und unwahr und den in die himmlischen Bücher gegen sie eingetragenen Bericht werden sie am Tage des Gerichts nicht ansehen mögen. Die Augenlust muß befriedigt, die Genußsucht gestillt werden, und sie bleiben durch ihre unbedachtsamen Gewohnheiten arm, während sie sonst mit ihren Mitteln hätten auskommen können. Verschwendung ist eine Sünde, zu welcher die Jugend sehr geneigt ist. Sie verachtet die Sparsamkeit aus Furcht, daß sie filzig und knauserig genannt werden möchte. Was wird einmal Jesus, der König des Himmels, welcher ihnen ein so herrliches Beispiel des Fleißes und der Sparsamkeit gegeben hat, zu solchen sagen?ChM 79.3

    Wir brauchen hier nicht auf die Einzelheiten einzugehen, um zu zeigen, wie die Sparsamkeit überall geübt werden kann. Diejenigen, die sich gänzlich dem Herrn übergeben haben und sein Wort als ihren Führer annehmen, werden wissen, wie sie sich in allen Pflichten des Lebens zu benehmen haben. Sie werden von Jesus, der sanftmütig und von Herzen demütig ist, lernen, und indem sie sich in der Demut Christi üben, schenken sie den unzähligen Versuchungen kein Ohr. Sie werden sich nicht mit Gedanken beschäftigen, ihre Eßlust oder verkehrte Leidenschaften zu befriedigen, während es so viele gibt, die den Hunger nicht von ihrem Hause fern halten können. Das viele Geld, welches täglich für unnötige Sachen mit dem Gedanken ausgegeben wird: “Es sind nur ein paar Pfennige,” scheint gar wenig zu sein. Vermehrt man aber diese kleinen Beträge mit der Zahl der Tage im Jahre, so wächst die Summe mit jedem Jahre und erreicht eine fast unglaubliche Höhe.ChM 80.1

    Der Herr hat die üblen Folgen verschwenderischer Gewohnheiten gezeigt, damit die Eltern sich dadurch ermahnen lassen möchten, ihren Kindern strenge Sparsamkeit beizubringen. Sie sollten belehrt werden, daß Geld, für unnütze Sachen ausgegeben, seinen Zweck verfehlt. Wer im Kleinen untreu ist, wird auch im Großen untreu sein. Wenn die Menschen mit den irdischen Gütern untreu umgehen, können ihnen die himmlischen Reichtümer nicht anvertraut werden. Bewacht die Eßlust; lehrt eure Kinder, sowohl durch Beispiel als auch durch Vorschrift, eine einfache Kost zu gebrauchen. Lehrt sie fleißig zu sein, und zwar nicht nur geschäftig, sondern beschäftigt mit nützlicher Arbeit. Sucht die feineren Gefühle zu erwecken. Laßt sie wissen, daß Gott von der frühesten Kindheit an Anspruch auf sie hat. Sagt ihnen, daß sie überall sittliche Verdorbenheit antreffen werden, und es deshalb für sie notwendig ist, sich mit Leib und Seele dem Herrn zu übergeben, denn in ihm werden sie die Kraft finden, jeder Versuchung zu widerstehen. Erinnert sie, daß sie nicht dazu geschaffen sind, sich selbst zu befriedigen, sondern daß Gott sie zu edleren Zwecken gebrauchen will. Weist sie, wenn die Versuchung, das eigene Ich zu befriedigen, an sie herantritt und der Satan sie veranlassen will, ihre Augen von Gott zu wenden, auf Jesum hin mit der Bitte: “Herr, hilf mir, damit ich nicht unterliege.” Dann werden die Engel als Antwort auf ihr Gebet sich um sie lagern und sie auf den richtigen Pfad leiten.ChM 80.2

    Christus betete für seine Jünger, daß Gott sie nicht von der Welt nehmen möchte, sondern sie vor dem Übel bewahren, auf daß sie nicht in die Versuchungen fallen möchten, denen sie überall begegnen würden. Dies sollte das Gebet eines jeden Vaters und einer jeden Mutter sein. Aber sollten sie den Herrn für ihre Kinder in einer solchen Weise bitten und es dann denselben überlassen, nach Belieben zu handeln? Sollten sie den Gaumen der Kinder so reichlich befriedigen, daß er schließlich ihr Herr wird, und dann auch noch erwarten, die Kinder davon zurückzuhalten? — Gewiß nicht! Mäßigkeit und Selbstbeherrschung sollten dem Kinde schon von der Wiege an beigebracht werden. Die größte Verantwortung dieses Werkes ruht auf der Mutter. Das zärtliche irdische Band ist dasjenige zwischen Mutter und Kind. Das Kind wird infolge des festeren und zärtlicheren Bandes zwischen ihm und der Mutter viel eher von ihrem Leben und Beispiel beeinflußt, als von demjenigen des Vaters. Daher ist die Verantwortung der Mutter eine sehr große, und der Vater sollte ihr stets behilflich sein.ChM 81.1

    Unmäßigkeit im Essen und Trinken, Unmäßigkeit in der Arbeit, ja, in allen Dingen findet man überall. Wer große Anstrengung macht, eine bestimmte Arbeit in einer bestimmten Zeit zu verrichten und fortfährt, wenn er ruhen sollte, gewinnt nichts. Er lebt von geliehenem Kapital. Er verbraucht die Lebenskräfte, die er für die Zukunft nötig hat. Und wenn die so unbedachtsam verbrauchte Kraft späterhin erforderlich ist, mangelt sie ihm und er kann das Verlangte nicht leisten. Die Kraft des Körpers ist geschwunden, die Geisteskraft dahin. Er empfindet, daß er einen Verlust erlitten hat, weiß aber nicht, was es eigentlich ist. Die Zeit seiner Notdurft ist gekommen, aber seine körperlichen Kräfte und Hilfsmittel sind erschöpft. Ein jeder, der den Naturgesetzen ungehorsam ist, muß mehr oder minder dafür leiden. Gott hat unsern Leib so geschaffen, daß wir die in den verschiedenen Zeitabschnitten unseres Lebens nötige Kraft haben. Wenn wir diese Kraft durch beständige Überanstrengung unbedachtsam vergeuden, werden wir es einmal büßen müssen. Wir werden weniger nützlich sein, oder unser Leben wird sogar dadurch zu Grunde gerichtet. Die Tagesarbeit sollte in der Regel sich nicht in den Abend hineinziehen. Wenn man die Tagesstunden gut angewandt hat, so ist die späte Arbeit eine Extrazugabe und der überangestrengte Körper wird unter der auf ihn gelegten Last zu leiden haben. Wer so verfährt, wird vielmehr verlieren als er gewinnt; denn seine Lebenskräfte sind aufgebraucht und sein spätes Schaffen beruht nur auf nervöser Aufregung. Er bemerkt den Schaden vielleicht zuerst gar nicht, aber er untergräbt sicherlich seine Gesundheit.ChM 82.1

    Die Eltern sollten die Abende ihrer Familie widmen. Sie sollten die Sorgen und Schwierigkeiten des Tages beiseite legen. Der Mann und Vater würde viel dabei gewinnen, wenn er es sich zur Regel machen würde, das Glück seiner Familie nicht dadurch zu stören, daß er seine Geschäftsschwierigkeiten nach Hause bringt und darüber verdrießlich und bekümmert ist. Er mag den Rat seiner Frau in schwierigen Sachen bedürfen, und sie können in ihren Schwierigkeiten durch ernstliches Gebet zu Gott um Weisheit, Erleichterung finden; aber sich fortwährend mit Geschäftsangelegenheiten zu beschäftigen, wird die Gesundheit des Körpers und Gemütes ruinieren. Die Abende sollten so glücklich als möglich verbracht werden. Das Heim sollte der Ort sein, wo Frohsinn, Zuvorkommenheit und Liebe herrschen. Hierdurch wird es die Kinder anziehen. Wenn die Eltern fortwährend sorgen, gereizt und verstimmt sind, werden die Kinder auch von demselben Geiste der Unzufriedenheit und des Zankes beseelt sein, und das Heim wird zum elendesten Platze auf der Welt. Die Kinder finden dann mehr Vergnügen unter Fremden, in schlechter Gesellschaft oder auf der Straße, als zu Hause. Dies alles könnte leicht verhindert werden, wenn in allen Dingen Mäßigkeit und Geduld geübt würden. Wenn ein jedes Glied der Familie sich der Selbstbeherrschung befleißigen würde, so wäre das Heim beinahe ein wirkliches Paradies. Macht eure Wohnungen so angenehm als nur möglich, so daß die Kinder das Heim für den trautesten Platz auf Erden halten. Umgebt sie mit solchen Einflüssen, daß sie nicht Straßenkameraden zu suchen wünschen und an die Plätze des Lasters nur mit Abscheu denken. Wenn das Familienleben so ist, wie es sein sollte, so werden die dort geformten Gewohnheiten, wenn die Jugend einmal das Elternhaus verläßt, um in die Welt hinauszuziehen, ein starker Hort gegen die Angriffe der Versuchung sein.ChM 83.1

    Richten wir unsere Häuser zum Wohle unserer Familie ein oder nur zur Schau? Bereiten wir für unsere Kinder sonnige, angenehme Räume oder schließen wir sie in dunkle Kammern ein und lassen erstere für Fremde, deren Glück von uns nicht abhängig ist? Wir können kein edleres Werk tun, und der menschlichen Gesellschaft keine größere Wohltat erweisen, als wenn wir unsere Kinder eine sorgfältige Erziehung genießen lassen, indem wir ihnen durch Vorschrift und Beispiel den richtigen Grundsatz einprägen, daß Reinheit des Wandels und Aufrichtigkeit des Handelns sie am besten befähigen, das ihrige auf der Welt zu leisten.ChM 84.1

    Unsere erkünstelten Gewohnheiten berauben uns mancher Segnung und vieler Freude und machen uns für das Nützliche unfähig. Nach der Mode zu leben ist ein schweres und undankbares Los. Wie häufig opfert man Zeit, Geld und Gesundheit, stellt die Geduld auf schwere Proben und verliert die Selbstbeherrschung, nur um der Schau willen. Würden die Eltern an der Einfachheit festhalten und keine Ausgaben für die Befriedigung ihrer Eitelkeit machen, der Mode nicht folgen, ihre Unabhängigkeit für das Rechte wahren und sich nicht von denjenigen, die Christum wohl bekennen, aber sich weigern, das Kreuz der Selbstverleugnung auf sich zu nehmen, verführen lassen, so könnten sie durch ihr Beispiel ihren Kindern eine unschätzbare Erziehung geben. Aus den Kindern würden dann Männer und Frauen von sittlichem Wert heranwachsen, welche mutig für das Recht einstehen würden, selbst wenn dasselbe der herrschenden Mode und allgemeinen Meinung entgegen wäre.ChM 84.2

    Eine jede Handlung der Eltern wird in dem späteren Leben der Kinder offenbar. Indem sie ihre Zeit und ihr Geld für äußerlichen Schmuck und zur Befriedigung einer verdorbenen Eßlust anwenden, nähren sie die Eitelkeit, die Selbstsucht und die bösen Lüste in ihren Kindern. Viele Mütter klagen über ihre vielen Sorgen und Arbeit, daß sie nicht einmal Zeit haben, ihre Kleinen geduldig zu belehren und sie in ihren Enttäuschungen und ihrem Kummer zu trösten. Junge Herzen sehnen sich nach Mitleid und Liebe und wenn sie diese nicht von ihren Eltern empfangen, werden sie sie bei andern suchen, die ihrem Gemüt und ihren Sitten schaden können. Schon manchmal habe ich gehört, daß Mütter ihren Kindern irgend ein kleines unschuldiges Vergnügen abgeschlagen haben, aus dem einfachen Grunde, weil sie denselben weder Zeit noch Gedanken widmen wollte. Dabei sind aber ihre Finger und ihre müden Augen emsig mit irgend einem unnützen Aufputz beschäftigt, wodurch sie nur die Eitelkeit und Verschwendung in ihren Kindern nähren. Wie der Sproß gebogen wird, so wird der Stamm. Wenn nun die Kinder zu Männern und Frauen heranreifen, offenbaren sich die Früchte dieser Lehren in Hochmut und sittlicher Wertlosigkeit. Die Eltern beklagen der Kinder Fehler, aber sind gegen die Tatsache blind, daß sie nur ernten, was sie gesät haben.ChM 85.1

    Ihr Eltern, die ihr Christen sein wollt, nehmt euer Kreuz auf euch. Gedenkt mit aller Nüchternheit der heiligen Pflichten, die auf euch ruhen. Nehmt das Wort Gottes als eure Richtschnur und folgt nicht den Moden und Gebräuchen der Welt, der Augenlust und dem hoffärtigen Leben. Das zukünftige Glück eurer Familie und das Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft hängt hauptsächlich von der körperlichen und sittlichen Erziehung ab, die ihr euren Kindern in ihren ersten Lebensjahren gebt. Ist die Lebensweise des Kindes in allen Dingen eine einfache, sein Gewand zierlich, ohne jeden besonderen Schmuck, dann werden die Mütter auch Zeit finden, ihren Kindern Freude zu bereiten und sie zu lehren, aus Liebe zu gehorchen.ChM 85.2

    Sobald es die Kinder verstehen können, sollten die Eltern ihnen das große Buch der Natur vorlegen. Diese Belehrungen, durch die Umgebung veranschaulicht, werden nicht so bald vergessen. Besondere Mühe sollte man darauf verwenden, das Herz der Kleinen für den Säemann vorzubereiten, auf daß er den guten Samen ausstreuen kann. Wenn nur die Hälfte der Zeit und Arbeit, die jetzt für die Mode verschwendet wird, dazu benutzt würde, das Gemüt des Kindes auszubilden und demselben richtige Gewohnheiten beizubringen, dann würde eine merkliche Veränderung in den Familien stattfinden.ChM 86.1

    Vor einiger Zeit hörte ich eine Mutter sagen, daß sie ihr gut gebautes Haus gern sehe, aber daß Unvollkommenheiten in dessen Einrichtung und die schlecht zusammengefügte Holzbekleidung sie ärgere. Guter Geschmack in solchen Dingen ist nicht zu verdammen; aber es tat mir leid, daß sie diesen Sinn für Schönheit nicht auf die Erziehung ihrer Kinder anwandte. Ihre Kinder waren ein Bau, für den sie verantwortlich war; aber das wilde, unbescheidene Handeln, der aufgeregte und selbstsüchtige Charakter ihrer Kinder berührte alle schmerzlich. Sie besaßen wirklich fehlerhafte Charaktere und waren schlecht zusammengefügte Menschenkinder, aber die Mutter war hierfür blind. Die Einrichtung ihres Hauses war ihr viel wichtiger, als die Ausbildung des Charakters ihrer Kinder.ChM 86.2

    Reinlichkeit und Ordnung sind christliche Pflichten, die jedoch nicht übertrieben und zur Hauptsache gemacht werden dürfen, während andere Dinge von größerer Wichtigkeit vernachlässigt werden. Diejenigen, welche die Interessen ihrer Kinder derartiger Sachen wegen vernachlässigen, verzehnten die Minze, Till und Kümmel, aber das Schwerste im Gesetze, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben, lassen sie dahinten.ChM 87.1

    Je mehr man Kindern nachgibt, desto eigensinniger, leidenschaftlicher und unfreundlicher werden sie. Möchten die Eltern es nur bedenken, daß sowohl ihr Glück als auch dasjenige der Kinder von einer verständigen, frühzeitigen Erziehung abhängt. Wer sind diese Kleinen, die unter unsere Obhut gestellt worden sind? Sie sind die jüngeren Glieder in der Familie des Herrn, die er uns anvertraut hat, um sie zu pflegen, “daß sie aufwachsen wie die Pflanzen und seien wie die ausgehauenen Erker, da man Paläste mit zieret.” Welch ein köstliches Werk und wie wichtig! Und dennoch finden wir Mütter, die sich nach einem weiteren Arbeitsfelde sehnen. Wenn sie nur nach Afrika oder Indien gehen könnten, dann täten sie doch etwas. Aber die kleinsten Pflichten des täglichen Lebens auf sich zu nehmen und sie treulich und beharrlich auszuführen, scheint ihnen eine zu geringe Sachen. Warum denn dies? Kommt es nicht daher, weil das Werk der Mutter so selten geschätzt wird? Sie hat viele Sorgen zu tragen, von denen der Vater selten weiß. Gar zu häufig kommt dieser nach Hause und beschwert die Familie mit seinen Geschäftsangelegenheiten. Und wenn er nicht gerade alles zu Hause nach seinem Geschmack antrifft, gibt er seinen Gefühlen der Ungeduld und des Tadels Ausdruck. Er mag sich großtun über das am Tage Gewonnene, aber was die Mutter getan hat, scheint ihm nur wenig und wird nicht geschätzt. Ihre Sorgen scheinen ihm nur klein und gering. Sie hat nur zu kochen, die Kinder zu beaufsichtigen, gar oft nicht wenige, und das Haus in Ordnung zu halten. Sie hat sich während des ganzen Tages bemüht, daß alles im Hause glatt abging. Sie hat sich angestrengt, obgleich müde und ermattet, freundlich und liebreich zu sprechen, die Kinder zu belehren und sie auf den richtigen Pfad zu leiten. Dies alles kostete viel Anstrengung und Geduld ihrerseits. Sie kann sich nicht ihrer Arbeit wegen rühmen. Es scheint, als ob sie nichts getan habe; aber dies ist nicht der Fall. Wenn auch die Früchte ihrer Arbeit nicht in die Augen fallen, so bewachen doch die Engel die bekümmerte Mutter und sehen die Last, welche sie Tag für Tag zu tragen hat. Wenn auch ihr Name in der Weltgeschichte niemals aufgezeichnet wird, sie niemals die Ehre und das Lob der Welt erhält, wie dies bei dem Manne und Vater geschehen kann, so steht sie doch für ewig in dem Buche Gottes. Sie tut, was sie kann und ihre Stellung ist in Gottes Augen eine viel höhere, als diejenige eines Königs auf seinem Throne, denn sie entwickelt den Charakter und formt das Gemüt.ChM 87.2

    Die Mütter, welche heutzutage leben, bilden die zukünftige Gesellschaft heran. Wie wichtig ist es daher, daß ihre Kinder so auferzogen werden, daß sie imstande sind, den Versuchungen, die sie später umfluten, zu widerstehen.ChM 88.1

    Welcher Art des Vaters Beruf und wie groß seine Last auch sein mag, so sollte er doch stets mit demselben lächelnden Gesichte und derselben freundlichen Stimme sein Heim betreten, mit denen er während des Tages Besucher und Freunde begrüßte. Die Frau sollte fühlen, daß sie an der aufrichtigen Liebe ihres Mannes eine Stütze hat. Ihre Last wird sofort leichter, wenn sein Arm sie stärkt, wenn er ihr in all ihren Bemühungen und ihren Kummer hilft und wenn sein Einfluß sie unterstützt. Sind die Kinder nicht ebensowohl die seinigen, als die ihrigen?ChM 88.2

    Der Vater sollte danach trachten, es der Mutter in allem zu erleichtern. Anstatt sich selbst in seiner freien Zeit zu ergötzen, sollte er mit seinen Kindern bekannt werden, mit ihnen spielen und arbeiten. Er sollte den Kleinen die schönen Blumen und die hohen Bäume zeigen, an denen sie Macht und die Liebe Gottes sehen können. Er sollte ihnen zeigen, daß der Gott, der dies alles geschaffen hat, nur das Schöne und Gute liebt. Christus wies seine Jünger auf die Lilien des Feldes und die Vögel unter dem Himmel hin, indem er ihnen zeigte, daß Gott für sie sorgt und deshalb noch viel mehr für den Menschen, der doch höher als die Vögel und Blumen steht. Sagt den Kindern, daß, wenn man noch so viel Zeit verwenden würde, das Äußere zu schmücken, das Aussehen doch niemals der Schönheit der einfachsten Blume des Feldes gleichkommen würde. Auf diese Weise werden ihre Gedanken von dem Künstlichen zu dem Natürlichen hingelenkt. Sie können daraus lernen, daß Gott ihnen alles Schöne zu genießen gegeben hat und daß sie ihm ihr Herz voll und ganz schenken sollen.ChM 89.1

    Die Eltern sollten in ihren Kindern die Lust zur Gesundheitslehre erwecken. Die Jugend sollte über ihren eigenen Körper belehrt werden. Es sind nur wenige, welche eine bestimmte Kenntnis von den Geheimnissen des Lebens haben. Viele Mütter beschäftigen sich wenig mit dem Studium des wunderbaren menschlichen Körpers und wissen nicht, in welcher Beziehung und Abhängigkeit alle seine Teile zu einander stehen. Sie verstehen nicht den Einfluß, welchen der Körper auf das Gemüt, oder das Gemüt auf den Körper ausübt. Sie beschäftigen sich mit unnützen Kleinigkeiten und klagen dann, keine Zeit zu haben, die nötigen Kenntnisse für die Gesundheit ihrer Kinder zu sammeln. Es bereitet ihnen weniger Mühe, sie den Ärzten anzuvertrauen. Tausende von Kindern sterben, weil man die Gesetze, die ihr Dasein regeln, nicht kennt.ChM 89.2

    Wenn die Eltern die Wichtigkeit fühlen würden, sich selbst Kenntnisse der Naturgesetze zu verschaffen, um sie wirklich praktisch anzuwenden, dann würde ein besserer Zustand in der Welt herrschen. Lehrt eure Kinder, von der Ursache auf die Wirkung zu schließen. Zeigt ihnen, daß wenn sie die Gesetze ihres Daseins verletzen, sie dafür zu leiden haben. Wenn sie auch nur langsame Fortschritte machen, so werdet nicht entmutigt, sondern belehrt sie in aller Geduld und harret aus, bis der Sieg davon getragen wird. Gebt ihnen Anweisungen über ihren eigenen Körper und wie sie für denselben zu sorgen haben. Gleichgültigkeit in Bezug auf die Gesundheit des Leibes führt auch zur Gleichgültigkeit in sittlicher Beziehung.ChM 90.1

    Vernachlässigt es nicht, eure Kinder anzuleiten, gut und gesund zu kochen. Indem ihr sie in diesen beiden Zweigen, in der Gesundheitslehre und im Kochen anleitet, gebt ihr ihnen die Anfangsgründe in einigen der wichtigsten Fächer der Erziehung und prägt ihnen zu gleicher Zeit solche Grundsätze ein, welche zu einer religiösen Erziehung sehr notwendig sind.ChM 90.2

    Diese Belehrungen sind notwendig und wenn ihr sie treulich ausführt, so werden sie euren Kindern als ein Bollwerk dienen, sie vor dem Übel, das in dieser Welt herrscht, zu bewahren. Mäßigkeit sollte an unserm Tische herrschen. Wir brauchen Wohnungen, in denen das uns von Gott gegebene Sonnenlicht und die frische Luft zugänglich sind. Wir bedürfen eines fröhlichen und heiteren Einflusses in unsern Räumen. Wir müssen unsern Kinder eine gesunde Lebensweise beibringen und sie mit den himmlischen Dingen bekannt machen. Es kostet etwas, dies alles vollführen. Es bedarf vieler Gebete, Tränen, Geduld und viel wiederholter Belehrungen. Unser Verstand steht manchmal still bei dem Gedanken, was wir tun sollen; aber wir können die Kinder im Gebete dem Herrn darbringen und ihn bitten: “Herr, verrichte du dein Werk, erweiche du die Herzen unserer Kinder.” Er wird uns erhören. Er horcht auf die Gebete der sorgebeladenen Mutter und sieht ihre Tränen. Als Christus hier auf Erden wandelte, brachten ihm die besorgten Mütter ihre Kleinen, sie glaubten, daß, wenn er seine Hände auf sie legen würde, sie dann mehr Mut haben würden, sie so zu erziehen, wie sie es sollten. Der Heiland kannte die Ursache, warum diese Mütter ihm ihre Kleinen brachten und er tadelte seine Jünger, welche sie zurückweisen wollten und sagte; “Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes.” Markus 10,14. Jesus liebt die Kleinen und er bewacht die Eltern in ihrer Arbeit. Die Sünde nimmt immer mehr überhand und wenn unsere Kinder errettet werden sollen, müssen ernstliche Anstrengungen gemacht werden. Christus sagte: “Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.” Johannes 17,19. Er wollte seine Jünger geheiligt haben und setzte sich als Beispiel, daß sie ihm nachfolgen sollten.ChM 90.3

    Daß doch die Eltern die gleiche Stellung einnehmen möchten und sagen: “Ich möchte, daß meine Kinder feste Grundsätze erhalten und deshalb will ich ihnen in meinem Wandel ein gutes Beispiel geben.” Den Müttern sollte kein Opfer zu schwer fallen, das für das Heil ihrer Familie gebracht werden muß. Gedenkt, daß Jesus sein eigen Leben für eure Erlösung hingab. Ihr werdet seinen Beistand und seine Hilfe in diesem gesegneten Werke genießen und mit Gott zusammenwirken.ChM 91.1

    Worin wir auch sonst noch fehlen, lasset uns in der Erziehung unserer Kinder vollkommen sein. Wenn sie das elterliche Haus rein und tugendhaft verlassen., und auch nur den geringsten Platz in dem großen Plane Gottes für die Welt ausfüllen, dann ist unser Leben sicherlich nicht umsonst gewesen!ChM 92.1

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