Auf gutes Land gesät
Der Sämann erntet keineswegs nur Enttäuschung. Über die Saat, die auf gutes Land fiel, sagte der Heiland: “Bei dem aber auf gutes Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht und dann auch Frucht bringt; und der eine trägt hundertfach, der andere sechzigfach, der dritte dreißigfach.” Matthäus 13,23. “Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.” Lukas 8,15.BRG 43.3
Das “feine, gute” Herz, von dem das Gleichnis spricht, ist kein sündloses Herz; das Evangelium soll ja denen gepredigt werden, die verloren sind. Christus sagte: “Ich bin gekommen die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.” Markus 2,17. Ein “feines” Herz hat der Mensch, der sich vom Heiligen Geist überzeugen lässt, seine Schuld bekennt und fühlt, wie sehr er die Gnade und die Liebe Gottes braucht. Er sucht aufrichtig nach der Wahrheit und will Gottes Gebote halten. Ein “gutes” Herz ist gläubig und voll Vertrauen auf das Wort Gottes. Ohne Glauben ist es unmöglich, das Wort Gottes als solches anzunehmen; “denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.” Hebräer 11,6.BRG 43.4
“Das ist, der das Wort hört und versteht.” Matthäus 12,23. Die Pharisäer zur Zeit Christi verschlossen Augen und Ohren, um nicht sehen und hören zu müssen; deshalb konnte die Wahrheit ihr Herz nicht erreichen. Sie mussten die Strafe für ihre vorsätzliche Unwissenheit und selbstverschuldete Blindheit erleiden. Christus lehrte seine Jünger dagegen, gern zu lernen und zu glauben. Er pries sie selig, weil sie mit gläubigen Augen und Ohren sahen und hörten.BRG 44.1
Der Hörer, bei dem der Same auf gutes Land fiel, nimmt das Wort auf — nicht “als Menschenwort, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort”. 1.Thessalonicher 2,13. Nur wer die Bibel als die Stimme Gottes betrachtet, die zu ihm spricht, kann wirklich etwas für die Ewigkeit lernen. Er hat Ehrfurcht vor dem Wort, weil es für ihn die lebendige Wahrheit ist, und nimmt es in Geist und Herz auf. Solche Hörer waren Kornelius und seine Freunde, die zum Apostel Petrus sagten: “Nun sind wir alle hier vor Gott zugegen, um alles zu hören, was dir vom Herrn befohlen ist.” Apostelgeschichte 10,33.BRG 44.2
Die Erkenntnis der Wahrheit ist weniger eine Frage der Intelligenz als vielmehr der Aufrichtigkeit und des einfachen vertrauensvollen Glaubens. Wer demütig um göttliche Führung bittet, dem helfen die Engel des Herrn, und der Heilige Geist enthüllt ihm die reichen Schätze der Wahrheit.BRG 44.3
Solche Hörer bewahren das Wort in ihrem Herzen. Satan und sein Heer können es ihnen nicht wieder entreißen.BRG 44.4
Es genügt nicht, das Wort lediglich zu hören oder zu lesen. Wer aus ihm lernen will, muss sich in seine Wahrheit vertiefen, muss unter Gebet und mit größter Aufmerksamkeit die Bedeutung des Wortes Gottes erforschen und den Inhalt der heiligen Offenbarungen ganz in sich aufnehmen.BRG 44.5
Gott fordert uns auf, uns mit großartigen und reinen Gedanken zu beschäftigen. Er möchte, dass wir über seine Liebe und Gnade nachdenken und uns sein wunderbares Wirken im Erlösungsplan bewusst machen. Immer klarer werden wir dann die Wahrheit erkennen. Immer brennender und inbrünstiger wird unser Wunsch nach einem reinen Herzen und vollkommenen Verständnis werden. Der Mensch, der sich in der reinen Atmosphäre geheiligter Gedanken bewegt, wird durch die Beschäftigung mit dem Wort und durch Gottes Nahesein umgewandelt werden.BRG 45.1
“... und bringen Frucht in Geduld.” Lukas 8,15. Die das Wort hören und bewahren, bringen in Gehorsam Frucht. Ob das Wort Gottes im Herzen aufgegangen ist, zeigt sich an guten Werken, die das veränderte Wesen und Leben in Christus hervorbringt. Christus konnte von sich sagen: “Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen.” Psalm 40,9. “Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.” Johannes 5,30. Und die Schrift sagt: “Wer da sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch leben, wie er gelebt hat.” 1.Johannes 2,6.BRG 45.2
Das Wort Gottes verurteilt oft bestimmte ererbte und erworbene Charakterzüge und Gewohnheiten eines Menschen. Der Hörer jedoch, dessen Herz wie guter Boden ist, nimmt das Wort mit all seinen Bedingungen und Forderungen an und unterwirft ihm rückhaltlos alles, was er tut. Die Vorschriften und Gesetze sterblicher, irrender Menschen verlieren für ihn im Vergleich zum Wort des ewigen Gottes an Bedeutung. Von ganzem Herzen und mit ungeteilter Willenskraft sucht er das ewige Leben; Verlust, Verfolgung, ja selbst der Tod können ihn nicht davon abbringen, der Wahrheit gehorsam zu sein.BRG 45.3
Er bringt Frucht “in Geduld”. Niemand, der das Wort Gottes annimmt, bleibt von Schwierigkeiten und Prüfungen verschont; doch die Anfechtung kann den wahren Christen nicht beunruhigen oder gar entmutigen. Auch wenn wir nicht erkennen können, wie eine Sache ausgehen wird oder was Gott mit uns vorhat, sollen wir doch unser Vertrauen nicht wegwerfen, sondern uns an die Liebe und Gnade unseres Herrn erinnern, unsere Sorgen bei ihm abladen und geduldig auf sein Heil warten. Das geistliche Leben wird durch Kampf stark. Bewährung in der Anfechtung festigt den Charakter und schenkt uns wertvolle geistliche Gaben. Die Frucht des Glaubens, der Sanftmut und der Liebe reift oft am besten in stürmischen und dunklen Tagen.BRG 45.4
“Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.” Jakobus 5,7. So soll auch der Christ geduldig darauf warten, dass das Wort Gottes in seinem Leben Frucht bringt. Gott beantwortet unsere Bitte um geistliche Gaben oft dadurch, dass er uns in Lebenslagen bringt, in denen solche Früchte reifen können; aber manchmal verstehen wir seine Absicht mit uns nicht und stellen ängstliche Fragen. Geistliche Gnadengaben können sich jedoch nur durch Wachstum und Fruchttragen entwickeln. Unsere Aufgabe dabei ist es, das Wort Gottes anzunehmen, es zu bewahren und ihm zu gehorchen. Nur dann wird es in uns seinen Zweck erfüllen.BRG 46.1
“Wer mich liebt, der wird mein Wort halten”, sagt Jesus, “und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.” Johannes 14,23. Ein stärkerer, vollkommener Wille wird uns regieren, denn wir sind in lebendiger Verbindung mit der Quelle, die uns für alle Belastungen die nötige Kraft spendet. Unser Leben steht unter der Herrschaft Jesu Christi. Wir leben nicht länger, wie allgemein üblich, mit selbstsüchtigen Zielen, sondern Christus lebt in uns. Sein Charakter offenbart sich in unserem Wesen, und wir bringen die Früchte des Heiligen Geistes: “Der eine trägt hundertfach, der andere sechzigfach, der dritte dreißigfach.”BRG 46.2