Aber der Pharao wurde noch hartherziger. Nun sandte ihm der Herr die Botschaft: »Der Herr, der Gott der Hebräer, spricht: Lass mein Volk ziehen, damit es mir dienen kann! Denn dieses Mal werde ich so schwere Plagen über dich, deine Minister und dein Volk kommen lassen, dass du erkennen musst, dass niemand auf der ganzen Erde mir gleich ist.« (2. Mose 9,13.14.16 NLB) Nicht dass Gott ihm für diesen Zweck das Leben gegeben hätte, aber in seiner Vorsehung wendete er die Ereignisse so, dass der Monarch gerade zu der Zeit auf dem Thron saß, die für Israels Befreiung bestimmt war. An sich hatte dieser hochmütige Tyrann durch seine Verbrechen die Gnade Gottes bereits verwirkt, aber sein Leben war erhalten worden, damit sich durch seine große Halsstarrigkeit Gott in Ägypten durch Wunder offenbaren konnte. Den Ablauf der Ereignisse lenkte Gott nach seiner Voraussicht. Er hätte auch einen barmherzigeren König auf den Thron setzen können, der es nicht gewagt hätte, sich den gewaltigen Offenbarungen der Macht Gottes zu widersetzen. Aber dann wären seine Absichten nicht verwirklicht worden. Er ließ zu, dass sein Volk von der zermürbenden Grausamkeit der Ägypter gequält wurde, damit es sich nicht über den so erniedrigenden Einfluss des Götzendienstes täuschen ließ. Der Herr machte durch seinen Umgang mit dem Pharao deutlich, wie sehr er den Götzendienst hasste, und dass er entschlossen war, Grausamkeit und Unterdrückung zu bestrafen. WAB 247.2
Gott hatte über den Pharao gesagt: »Ich will sein Herz verstocken, dass er das Volk nicht ziehen lassen wird.” (2. Mose 4,21) Um das Herz des Königs zu verhärten, war aber keine übernatürliche Macht am Werk. Gott gab ihm außerordentlich überzeugende Beweise seiner Macht, aber der Herrscher wehrte sich hartnäckig gegen jede bessere Einsicht. Jedes Mal, wenn er einen bemerkenswerten Beweis der unendlichen Macht Gottes zurückwies, wurde sein Widerstand gegen Gott umso entschiedener. Schon mit der Ablehnung des ersten Wunders streute er eine Saat der Rebellion aus, die ihre Ernte brachte. Als er es weiterhin wagte, seinen eigenen Kurs beizubehalten und er von einem Grad der Starrköpfigkeit zum nächsten überging, wurde sein Herz immer mehr versteinert, bis man ihn rief, sich die kalten, toten Gesichter der Erstgeborenen anzusehen. WAB 247.3
Gott spricht die Menschen durch seine Diener an, rät zur Vorsicht, lässt sie warnen und wegen ihrer Sünden zurechtweisen. Er gibt jedem die Gelegenheit, seine Fehler auszumerzen, bevor sie im Charakter zu Tage treten. Lehnt es aber jemand ab, korrigiert zu werden, greift Gott nicht ein, um einer bedenklichen Handlungsweise entgegenzuwirken. Für solche Menschen wird es immer leichter, den einmal eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Aber damit verhärten sie sich gegen den Einfluss des Heiligen Geistes. Eine erneute Ablehnung des Lichts führt dazu, dass selbst ein weit stärkerer Einfluss Gottes unwirksam bleibt und keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. WAB 248.1
Wer der Versuchung einmal nachgegeben hat, wird es ein zweites Mal bereitwilliger tun. Jede Wiederholung der Sünde schwächt die Widerstandskraft, stumpft die Sinne ab und erstickt das Schuldbewusstsein. Jedes ausgesäte Samenkorn der Nachgiebigkeit wird Frucht bringen. Gott wirkt kein Wunder, um eine solche Ernte zu verhindern. »Was ein Mensch sät, das wird er auch ernten.” (Galater 6,7b Elb.) Wer ungläubigen Starrsinn oder eine stumpfe Gleichgültigkeit gegenüber Gottes Wahrheit offenbart, erntet die Früchte seiner eigenen Saat. Aus diesem Grund hören viele nur noch mit stoischer Gleichgültigkeit den Wahrheiten zu, die sie doch einst so aufgerüttelt haben. Sie haben Vernachlässigung und Widerstand gegen die Wahrheit gesät, und das ist nun die Ernte, die sie einbringen. WAB 248.2
Wer sein schlechtes Gewissen mit dem Gedanken beruhigt, er könne seinen bösen Lebenswandel ändern, wann immer er es wolle, und er könne mit den gnadenvollen Einladungen Gottes spielen und dennoch immer wieder davon beeindruckt werden, geht diesen Weg auf eigene Gefahr. Solche Menschen meinen, dass sie - nachdem sie all ihren Einfluss zugunsten des großen Aufrührers eingesetzt haben - noch am Schluss, wenn ihnen Gefahr droht, die Seite wechseln können. Aber das ist nicht leicht getan. Die Erfahrung, die Einübung und Gewöhnung an ein Leben der Nachgiebigkeit gegenüber der Sünde hat den Charakter so vollständig geprägt, dass sie dann nicht mehr das Abbild von Jesus in ihr Wesen aufnehmen können. Hätten die Menschen bisher kein himmlisches Licht erhalten, läge der Fall anders. Dann könnte der gnädige Gott eingreifen und ihnen die Möglichkeit geben, sein Angebot anzunehmen. Wenn sie aber die Erkenntnis der Wahrheit über lange Zeit zurückgewiesen und verachtet haben, wird diese schließlich zurückgezogen. WAB 248.3