Mose warnte den Herrscher, Gott werde eine Heuschreckenplage senden, wenn er weiter hartnäckig bleibe. Sie würden den ganzen Erdboden bedecken und alles Grüne fressen, das übrig geblieben war. Sie würden die Häuser und sogar den Palast füllen und eine Plage sein, »wie es nicht gesehen haben deine Väter und deiner Väter Väter, seit sie auf Erden waren bis auf diesen Tag” (2. Mose 10,6). WAB 250.3
Pharaos Ratgeber waren entgeistert. Die Ägypter hatten bereits durch den Tod ihres Viehs große Verluste erlitten. Viele Menschen waren vom Hagel erschlagen worden. Die Wälder waren zugrunde gerichtet und die Ernte war vernichtet. Sie waren dabei, alles, was sie durch die Zwangsarbeit der Israeliten gewonnen hatten, wieder zu verlieren. Das ganze Land war vom Hungertod bedroht. Fürsten und Höflinge drängten sich um den König und forderten zornig: »Wie lange soll dieser Mann uns Verderben bringen? Lass die Leute ziehen, dass sie dem Herrn, ihrem Gott, dienen. Willst du erst erfahren, dass Ägypten untergegangen ist?« (2. Mose 10,7) WAB 250.4
Wieder wurden Mose und Aaron gerufen. Der Pharao sagte ihnen: »Geht hin und dient dem Herrn, eurem Gott. Wer von euch soll aber hinziehen?« (2. Mose 10,8) Die Antwort lautete: »Wir wollen Junge und Alte mitnehmen ... unsere Söhne und Töchter, unsere Schafe und Rinder. Wir sollen alle zusammen ein Fest für den Herrn feiern.” (2. Mose 10,9 NLB) WAB 251.1
Wutentbrannt schrie der König: »O ja, der Herr sei mit euch, so gewiss wie ich euch und eure Kinder ziehen lasse! Ihr seht doch selbst, dass ihr Böses vorhabt! Nein, nur ihr Männer zieht hin und dient dem Herrn! Denn das ist es doch, was ihr begehrt habt.” (2. Mose 10,10.11) Danach jagte man sie vom Angesicht des Pharao. Der Herrscher hatte zunächst mit allen Mitteln versucht, die Israeliten durch harte Arbeit zu vernichten. Nun aber tat er so, als habe er ein großes Interesse an ihrem Wohlergehen und tiefes Mitgefühl mit ihren Kindern. Doch sein wahres Ziel war es, Frauen und Kinder als Bürgen für die Rückkehr der Männer zurückzubehalten. WAB 251.2
Mose streckte nun seinen Stab über das Land. Ein Ostwind erhob sich und brachte Heuschrecken. »Sie ließen sich in ganz Ägypten nieder. Solch eine schlimme Heuschreckenplage hatte Ägypten nie zuvor heimgesucht und wird es auch nie wieder geben.« (2. Mose 10,14 NLB) Sie bedeckten den Himmel, bis es im Land dunkel wurde, und verschlangen alles an Grünem, was noch übrig geblieben war. WAB 251.3
Schnell ließ der Pharao die Propheten herbeirufen und sagte: »Ich habe gegen den Herrn, euren Gott, und gegen euch gesündigt ... Vergebt mir meine Sünde nur noch dieses eine Mal und bittet doch den Herrn, euren Gott, diese tödliche Plage zu beenden.« (2. Mose 10,16.17 NLB) Als sie seinem Wunsch entsprachen, kam ein starker Westwind auf, der die Heuschrecken zum Roten Meer hin trieb. Doch noch immer verharrte der König bei seinem starrsinnigen Entschluss. WAB 251.4
Die Ägypter waren am Verzweifeln. Die Plagen, die sie getroffen hatten, schienen ihnen schon unerträglich genug; deshalb fürchteten sie sich vor der Zukunft. Bisher hatte das Volk den Pharao als einen Vertreter ihrer Gottheit verehrt. Aber nun waren viele davon überzeugt, dass er sich einem Gott widersetzte, dessen Willen alle Naturgewalten zur Verfügung standen. Die so wundersam verschonten hebräischen Sklaven dagegen begannen zuversichtlich auf ihre Befreiung zu warten. Ihre Aufseher wagten nicht mehr, sie wie bisher zu unterdrücken. In ganz Ägypten ging die geheime Angst um, diese Sklaven könnten sich erheben und für das angetane Unrecht Rache nehmen. Überall fragte man sich mit angehaltenem Atem: Was wird als Nächstes kommen? WAB 251.5