Nachdem die Israeliten die Wüste Sin verlassen hatten, lagerten sie sich in Refidim. Dort gab es kein Wasser, und erneut hatten sie kein Vertrauen zu Gottes Führung. In seiner Blindheit und Vermessenheit kam das Volk zu Mose und forderte: »Gib uns Wasser, dass wir trinken.« Trotzdem verlor dieser nicht die Geduld. »Was hadert ihr mit mir?«, fragte er. »Warum versucht ihr den Herrn?« Sie schrien in ihrem Zorn: »Warum hast du uns aus Ägypten ziehen lassen, dass du uns, unsere Kinder und unser Vieh vor Durst sterben lässt?« (2. Mose 17,2.3) Als sie so reichlich mit Nahrung versorgt worden waren, hatten sie sich beschämt ihrer Klagen und ihres Unglaubens erinnert und versprochen, in Zukunft ihrem Gott zu vertrauen. Aber nur zu bald vergaßen sie ihr Versprechen und versagten bereits bei der nächsten Glaubensprüfung. Die Wolkensäule, die sie führte, schien ein schreckliches Geheimnis zu verbergen. Sie fragten sich, wer Mose war und mit welcher Absicht er sie aus Ägypten geführt hatte. Argwohn und Misstrauen gewannen die Oberhand. Dreist beschuldigten sie ihn, er plane, sie und ihre Kinder durch Entbehrungen und Strapazen umzubringen, um sich an ihrem Besitz zu bereichern. Im Tumult ihrer Wut und Empörung waren sie drauf und dran, ihn zu steinigen. WAB 274.4
In seiner Not rief Mose den Herrn an: »Was soll ich mit dem Volk tun?« (2. Mose 17,4) Gott erteilte ihm die Anweisung, den Stab zu nehmen, mit dem er in Ägypten die Wunder vollbracht hatte, und gemeinsam mit den Ältesten vor das Volk zu treten. Weiter sagte ihm der Herr: »Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Fels am Horeb [Sinai]. Da sollst du an den Fels schlagen, so wird Wasser herauslaufen, dass das Volk trinke.” (2. Mose 17,6) Mose gehorchte, und das Wasser brach mit solcher Kraft hervor, dass die Lagerbewohner mehr als reichlich versorgt wurden. Gott hätte auch hier Mose befehlen können, seinen Wanderstab zu erheben und wie in Ägypten die Anführer dieses bösen Aufruhrs mit einer schrecklichen Plage zu bestrafen. Stattdessen benutzte der Herr in seiner großen Gnade und Barmherzigkeit diesen Stab als Werkzeug, um sie damit zu retten. WAB 275.1
»Er spaltete die Felsen in der Wüste und tränkte sie mit Wasser in Fülle; er ließ Bäche aus den Felsen kommen, dass sie hinabflossen wie Wasserströme.” (Psalm 78,15.16) Mose schlug den Felsen, aber der Sohn Gottes stand in der Wolkensäule verhüllt neben ihm und ließ das Leben spendende Wasser fließen (vgl. 1. Korinther 10,4). Nicht nur Mose und die Ältesten, sondern das ganze Volk, das von ferne zuschaute, sah die Herrlichkeit des Herrn. Hätte sich aber die Wolke aufgelöst, wären sie vom gewaltigen Glanz dessen, der darin weilte, getötet worden. WAB 275.2
Wegen des großen Durstes hatte das Volk Gott mit der Frage herausgefordert: Ist der Herr unter uns oder nicht? Wenn Gott uns hierher gebracht hat, warum gibt er uns nicht auch Wasser, wie er uns Brot gegeben hat? Der so geäußerte Unglaube hatte Strafe verdient. Darum fürchtete Mose ein Gottesgericht. Er nannte den Ort zur Erinnerung an ihre Sünde »Massa«, das heißt Versuchung, und »Meriba«, das bedeutet Hader. WAB 275.3