Als Mose und Josua vom Berg herabstiegen - wobei Mose »die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand« trug (2. Mose 32,15b) -, hörten sie das Geschrei und Gejohle der erregten Menge, die sich offensichtlich in wildem Aufruhr befand. Der Soldat Josua dachte als erstes an einen feindlichen Angriff. »Es ist ein Kriegsgeschrei im Lager”, meinte er (2. Mose 32,17). Aber Mose beurteilte die Art des Spektakels treffender. Dieser Lärm kam nicht vom Kampf, sondern vom Feiern. »Es ist kein Geschrei wie bei einem Sieg, und es ist kein Geschrei wie bei einer Niederlage, ich höre Geschrei wie beim Tanz.” (2. Mose 32,18) WAB 298.1
Als sie sich dem Lager näherten, sahen sie, wie das Volk dem Götzenbild zujubelte und um es herumtanzte. Es war ein Anblick wie bei den religiösen Ausschweifungen der Heiden, eine Nachahmung der Götterfeste in Ägypten. Wie so ganz anders war dagegen die feierliche, ehrfurchtsvolle Anbetung Gottes! WAB 298.2
Mose war zutiefst erschüttert. Er kam gerade aus der Gegenwart der Herrlichkeit Gottes. Obschon vor dem, was hier ablief, gewarnt, war er nicht auf eine so furchtbare Bekundung der Verdorbenheit Israels vorbereitet. Heftiger Zorn packte ihn. Um seine Abscheu vor ihrem frevelhaften Vergehen deutlich zu machen, schmetterte er die Steintafeln zu Boden, sodass sie vor aller Augen zerbrachen. Damit machte er ihnen klar: Weil sie ihren Bund mit Gott gebrochen hatten, hatte Gott den Bund mit ihnen aufgekündigt. WAB 298.3
Mose betrat das Lager, drängte sich durch die Menge der Feiernden, packte das Götzenbild und warf es ins Feuer. Später zerrieb er es zu Staub, schüttete diesen in den Bach, der vom Berg Sinai herabkam, und ließ das Volk daraus trinken. Damit zeigte er ihnen die völlige Wertlosigkeit des Götzen, den sie angebetet hatten. WAB 298.4
Nun ließ Mose seinen schuldigen Bruder Aaron rufen und fragte ihn streng: »Was hat dir das Volk getan, dass du eine so große Sünde über es gebracht hast?” (2. Mose 32,21 Elb.) Aaron versuchte, sich zu verteidigen, indem er von einem lautstarken Verlangen des Volkes erzählte. Wenn er dessen Wünschen nicht nachgegeben hätte, hätte man ihn getötet. »Der Zorn meines Herrn entbrenne nicht«, bat er, »du selbst kennst das Volk, dass es böse ist. Sie haben nämlich zu mir gesagt: Mach uns Götter, die vor uns hergehen! Denn dieser Mose, der Mann, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat - wir wissen nicht, was ihm geschehen ist. Da fragte ich sie: Wer hat Gold? Sie rissen es sich ab und gaben es mir, und ich warf es ins Feuer, und dieses Kalb ist daraus hervorgegangen.” (2. Mose 32,22-24 Elb.) Er wollte Mose weismachen, hier sei ein Wunder geschehen: Er habe nur das Gold ins Feuer geworfen, und durch übernatürliche Macht sei es zu einem Kalb geworden. Aber seine Entschuldigungen und Ausflüchte nützten nichts. Zurecht wurde er als der Hauptübeltäter behandelt. WAB 298.5