Die Tatsache, dass Aaron mehr als alle anderen im Volk gesegnet und ausgezeichnet worden war, machte seine Sünde besonders abscheulich. Ausgerechnet er, der Heilige des Herrn (vgl. Psalm 106,16), hatte das Götzenbild hergestellt und zu dessen Ehren das Fest ausgerufen. Er war einst zum Wortführer für Mose bestimmt worden, und Gott selbst hatte bestätigt, dass er gut reden konnte (vgl. 2. Mose 4,14). Dennoch hatte er es versäumt, die Götzendiener in ihrem den Himmel herausfordernden Vorhaben aufzuhalten. Er, durch den Gott seine Gerichte an den Ägyptern und ihren Göttern vollstreckt hatte, hatte tatenlos zugelassen, wie vor dem gegossenen Bild gerufen wurde: »Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat!« (2. Mose 32,4) Er war mit Mose auf dem Berg gewesen und hatte dort die Herrlichkeit Gottes geschaut. Er konnte bei diesem Erlebnis erkennen, dass es nichts gab, wovon man ein Abbild hätte machen können. Trotzdem hatte er diese Herrlichkeit in das Abbild eines Rindes verwandelt. Derjenige, dem Gott während Moses Abwesenheit die Führung des Volkes übertragen hatte, hatte dessen Aufruhr gegen Gott gebilligt. »Auch über Aaron zürnte der Herr sehr, sodass er ihn vernichten wollte.” (5. Mose 9,20 Elb.) Aber auf Moses eindringliche Fürsprache hin blieb sein Leben verschont. Als Aaron in tiefer Demut seine große Sünde bereute, nahm ihn Gott wieder in Gnaden an. WAB 299.1
Wäre Aaron mutig gewesen, ohne Rücksicht auf die Folgen für das Rechte einzustehen, hätte er den Abfall verhindern können. Wäre er Gott unbeirrt treu geblieben und hätte er das Volk an das beängstigende Sinai-Erlebnis und an den feierlichen Bund mit Gott erinnert, seinem Gesetz zu gehorchen, hätte er dem Bösen Einhalt gebieten können. Aber als er den Wünschen des Volkes nachgab und sich mit ruhiger Selbstsicherheit daran machte, die Pläne der Israeliten in die Tat umzusetzen, wurden sie in ihrer Dreistigkeit noch bestärkt, weit größere Sünden zu begehen, als sie ursprünglich vorgehabt hatten. WAB 299.2