Richter 6 bis 8 und 10
Nach der Ansiedlung in Kanaan unternahmen die Stämme keine größeren Anstrengungen mehr, um die Eroberung des Landes zu vollenden. Da sie mit dem gewonnenen Gebiet zufrieden waren, ließ ihr Eifer bald nach. Der Eroberungskrieg hörte auf. »Als die Israeliten stärker wurden, zwangen sie die Kanaaniter zur Fronarbeit, trieben sie aber nicht aus dem Land.” (Richter 1,28 GNB) WAB 528.1
Der Herr hatte seinerseits die Verheißungen, die er Israel gegeben hatte, treu erfüllt. Josua hatte die Macht der Kanaaniter gebrochen und das Land unter die Stämme verteilt. Für sie blieb nur noch eine Aufgabe übrig: Im Vertrauen auf Gottes Hilfe die Enteignung der Bewohner des Landes zu Ende zu führen. Und darin versagten sie. Indem sie Bündnisse mit ihnen eingingen, übertraten sie ein ausdrückliches Gebot und unterließen es, die Bedingung zu erfüllen, unter der ihnen Gott den Besitz Kanaans verheißen hatte. WAB 528.2
Dabei waren sie schon bei seiner ersten Mitteilung am Sinai vor der Abgötterei gewarnt worden. Unmittelbar nach der Verkündigung der Zehn Gebote erhielten sie durch Mose die folgende Botschaft hinsichtlich der Völker Kanaans: »Folgt nicht ihrem schlimmen Beispiel! Werft euch nicht vor ihren Göttern nieder, dient ihnen nicht! Stürzt ihre Götzenbilder um und zerschlagt ihre Steinmale. Ehrt mich allein, den Herrn, euren Gott, dann werde ich dafür sorgen, dass es in eurem Land genug zu essen gibt und ihr reichlich Wasser habt. Ich werde auch alle Krankheiten von euch fernhalten.” Gott sicherte ihnen zu, ihre Feinde vor ihnen zu unterwerfen, solange sie ihm gehorsam blieben: »Angst und Schrecken werde ich vor euch hersenden. Ich werde die Völker, zu denen ihr kommt, in Verwirrung stürzen; alle eure Feinde werden vor euch die Flucht ergreifen. Panik werde ich vor euch her verbreiten und so die Hiwiter, Kanaaniter und Hetiter vertreiben. Allerdings werde ich sie nicht schon im ersten Jahr vollständig vertreiben, sonst bleiben weite Landstriche unbestellt und verwildern, und das Wild vermehrt sich so stark, dass ihr nicht mehr Herr darüber werdet. Deshalb werde ich sie nur nach und nach vor euch vertreiben, in dem Maß, in dem ihr euch vermehrt und das Land in Besitz nehmen könnt. ... Alle Bewohner dieses Landes gebe ich in eure Hand, sodass ihr sie vertreiben könnt. Schließt keinen Bund mit ihnen und lasst euch nicht mit ihren Göttern ein. Sie dürfen nicht mit euch zusammen in eurem Land leben, sonst werden sie euch dazu verleiten, mir untreu zu werden und ihre Götter zu verehren. Und das würde euch den Untergang bringen.« (2. Mose 23, 24-25.27-33 GNB) Mose wiederholte diese Anweisungen vor seinem Tod in sehr ernster Weise, und Josua tat es noch einmal (vgl. 5. Mose 7,1-5; Jos 23,12.13). WAB 528.3
Gott hatte sein Volk als ein mächtiges Bollwerk nach Kanaan gesetzt, um die Flut der moralischen Verdorbenheit aufzuhalten, damit sie nicht die Welt überschwemmte. Wenn die Israeliten Gott treu blieben, sollten sie nach Gottes Absicht weiterhin Land erobern. Er wollte ihnen größere und stärkere Völker in die Hand geben, als es die Kanaaniter waren. Seine Verheißung lautete: »Wenn ihr diese Gebote alle halten werdet ... und danach tut ... so wird der Herr alle diese Völker vor euch her vertreiben, dass ihr größere und stärkere Völker beerbt, als ihr es seid. Alles Land, darauf eure Fußsohle tritt, soll euer sein: Von der Wüste bis an den Berg Libanon und von dem Strom Euphrat bis ans Meer im Westen soll euer Gebiet sein. Niemand wird euch widerstehen können. Furcht und Schrecken vor euch wird der Herr über alles Land kommen lassen, das ihr betretet, wie er euch zugesagt hat.« (5. Mose 11,22-25) WAB 529.1