Das gab Gideon Mut. Er führte seine Streitkräfte in den Kampf gegen die Eindringlinge. »Die Midianiter und dazu die Amalekiter und die Beduinen aus dem Osten versammelten ihre ganze Streitmacht und überschritten den Jordan. In der Ebene von Jesreel schlugen sie ihr Lager auf.« (Richter 6,33 GNB) Die gesamte Streitmacht unter Gideons Befehl betrug nur 32 000 Mann. Doch trotz der riesigen Menge von Feinden sagte der Herr zu ihm: »Dein Heer ist zu groß! So kann ich die Midianiter nicht in eure Hand geben. Sonst werden die Leute von Israel am Ende prahlen und sagen: ›Der eigenen Hand verdanken wir unsere Rettung!‹ Darum lass im ganzen Lager ausrufen, dass alle, die Angst haben, nach Hause gehen.« (Richter 7,2.3 GNB) Wer keine Gefahren und Mühsal auf sich nehmen wollte oder wessen Herz durch weltliche Interessen vom Werk Gottes abgehalten wurde, bedeutete für Israels Heer keine Verstärkung. Seine Anwesenheit wäre nur ein Grund für Schwäche. WAB 533.3
Bevor man in den Kampf zog, musste in Israel laut Gesetz im ganzen Heer Folgendes bekannt gemacht werden: »Ist jemand da, der ein neues Haus gebaut und noch nicht eingeweiht hat? Er soll heimkehren, damit er nicht im Kampf fällt und ein anderer das Haus an seiner Stelle bewohnt. Oder ist jemand da, der einen neuen Weinberg angelegt und noch nicht davon geerntet hat? Er soll heimkehren, damit er nicht fällt und ein anderer die erste Lese hält. Oder ist jemand da, der sich mit einem Mädchen verlobt, es aber noch nicht geheiratet hat? Er soll heimkehren, damit er nicht fällt und ein anderer seine Braut bekommt.« Schließlich sollen sie noch hinzufügen: »Ist jemand da, der Angst hat und sich vor dem Feind fürchtet? Er soll heimkehren, damit er nicht die anderen ansteckt und auch ihnen den Mut nimmt.« (5. Mose 20,5-8 GNB) WAB 533.4
Gideon hatte diese übliche Verkündigung unterlassen, weil sein Heer im Vergleich zu dem des Feindes so klein war. Als Gott ihm nun eröffnete, dass es noch zu groß sei, war er sehr erstaunt. Aber der Herr sah den Stolz und den Unglauben seines Volkes. Angefacht durch Gideons mitreißende Appelle, hatten sie sich leicht anwerben lassen, aber beim Anblick der Menge von Midi- anitern wurden viele ängstlich. Doch gerade sie hätten nach einem Sieg Israels den Ruhm für sich in Anspruch genommen, statt ihn Gott zuzuschreiben. WAB 534.1
Gideon gehorchte der Weisung des Herrn und sah schweren Herzens 22 000 Mann, also mehr als zwei Drittel seiner gesamten Streitmacht, nach Hause ziehen. Doch erneut erreichte ihn ein Wort des Herrn: »Dein Heer ist immer noch zu groß. Führe die Männer hinunter zur Quelle, dort will ich selbst die Auswahl treffen. Ich werde dir sagen, wer mit dir gehen soll und wer nicht.« (Richter 7,4 GNB) Die Leute wurden zum Flussufer geführt und dachten, dass sie nun gleich gegen den Feind vorrücken würden. Einige wenige nahmen noch schnell etwas Wasser mit der Hand auf und schlürften es im Weitergehen, aber die meisten knieten nieder und tranken in aller Ruhe das Wasser direkt aus dem Fluss. Von 10 000 Männern schöpften nur 300 Wasser mit ihren Händen - und gerade diese erwählte der Herr. Alle anderen durften den Heimweg antreten. WAB 534.2
Oft wird der Charakter eines Menschen auf die einfachste Weise geprüft. Wer in Zeiten der Gefahr darauf aus ist, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, auf den ist in einem Notfall kein Verlass. Für träge und genießerische Leute ist im Werk des Herrn kein Platz. Die wenigen Männer, die er erwählte, ließen sich nicht durch eigene Bedürfnisse von ihrer Pflichterfüllung abhalten. Diese 300 besaßen nicht nur Mut und Selbstbeherrschung, sondern waren auch Männer des Glaubens. Sie hatten sich nicht durch Götzendienst verunreinigt. Gott konnte sie leiten, und durch sie konnte er Israel befreien. Erfolg hängt nicht von Zahlen ab. Gott kann sowohl durch wenige wie auch durch viele erretten. Er wird nicht so sehr durch die große Anzahl geehrt als durch den Charakter derer, die ihm dienen. WAB 534.3