»Als aber Gideon gestorben war, kehrten sich die Israeliten ab und ... sie dachten nicht an den Herrn, ihren Gott, der sie errettet hatte aus der Hand aller ihrer Feinde ringsumher, und erzeigten sich nicht dankbar dem Hause des Jerubbaal - das ist Gideon - für alles Gute, das er an Israel getan hatte.« (Richter 8,33-35) Ungeachtet all dessen, was die Israeliten ihm als Richter und Befreier verdankten, machten sie seinen unehelichen Sohn Abimelech zu ihrem König, der mit einer Ausnahme alle rechtmäßigen Kinder Gideons umbrachte, um seine Macht zu sichern. Wenn Menschen keine Ehrfurcht vor Gott kennen, dauert es meist nicht lange, bis bei ihnen auch Ehre und Rechtschaffenheit verlorengehen. Wenn wir Gottes Gnade recht schätzen, werden wir auch diejenigen würdigen, die - wie Gideon - zum Segen seines Volkes Werkzeuge in Gottes Hand gewesen sind. Das grausame Vorgehen Israels gegen das Haus Gideons konnte nur in einem Volk geschehen, das Gott gegenüber sehr undankbar war. WAB 539.3
Nach Abimelechs Tod geboten gottesfürchtige Richter der Götzenanbetung eine Zeitlang Einhalt. Aber es dauerte nie lange, bis Israel zu den Gewohnheiten der heidnischen Völker seiner Umgebung zurückkehrte. Bei den Stämmen im Norden hatten die Götter Syriens und Sidons viele Anhänger. Im Südwesten brachten die Abgötter der Philister und im Osten jene von Moab und Ammon Israel von der Anbetung des Gottes ihrer Väter ab. Aber dem Abfall folgte unmittelbar die Strafe. Die Ammoniter unterwarfen die östlichen Stämme, überschritten den Jordan und drangen in das Gebiet von Juda und Ephraim ein. Im Westen zogen die Philister aus ihrer Ebene am Mittelmeer herauf. Sie brandschatzten und plünderten weit und breit. Wieder einmal schien Israel seinen unbarmherzigen Feinden preisgegeben zu sein. WAB 539.4
Und wieder suchte das Volk Hilfe bei dem, den es verlassen und beleidigt hatte. »Da schrien die Israeliten zu dem Herrn und sprachen: Wir haben an dir gesündigt, denn wir haben unseren Gott verlassen und den Baalen gedient.« (Richter 10,10) Aber ihr Kummer bewirkte keine echte Reue. Das Volk klagte, weil seine Sünden Leiden mit sich brachten - nicht aber, weil es Gott durch Übertretung seines heiligen Gesetzes Schande bereitet hatte. Wahre Reue ist mehr als Traurigkeit über die Sünde. Sie ist die entschiedene Abkehr vom Bösen. WAB 540.1
Der Herr antwortete ihnen durch einen seiner Propheten: »Habe ich euch nicht vor den Ägyptern, den Amoritern, Ammonitern und Philistern gerettet? Und als ihr zu mir um Hilfe riefet, weil euch die Phönizier, Amalekiter und Maoniter bedrängten, habe ich euch da nicht vor ihnen beschützt? Ihr aber habt euch von mir abgewandt und habt anderen Göttern geopfert. Deshalb werde ich euch jetzt nicht mehr helfen. Geht doch zu den Göttern, die ihr euch ausgesucht habt! Die sollen euch jetzt in der Not beistehen und euch retten!” (Richter 10,11-14 GNB) WAB 540.2
Diese ernsten, furchtbaren Worte lenken die Gedanken auf ein anderes, zukünftiges Geschehen - den großen Tag des Jüngsten Gerichts - an dem alle, die Gottes Barmherzigkeit verworfen und seine Gnade verachtet haben, seiner Gerechtigkeit gegenüberstehen werden. Vor jenem Gericht müssen all diejenigen Rechenschaft ablegen, die ihre von Gott verliehenen Gaben an Zeit, Mitteln oder geistigen Fähigkeiten in den Dienst der Götter dieser Welt gestellt haben. Sie haben ihren wahrhaften, liebenden Freund verlassen und sind den Weg der Bequemlichkeit und der irdischen Vergnügungen gegangen. Sie hatten wohl die Absicht, sich irgendwann wieder Gott zuzuwenden, aber die Welt mit ihren Torheiten und Täuschungen nahm ihre Aufmerksamkeit ganz in Anspruch. Leichtsinnige Vergnügungen, Kleiderstolz und maßloses Essen verhärteten ihr Herz und stumpften ihr Gewissen ab, sodass sie die Stimme der Wahrheit nicht mehr hörten. Sie hielten nichts von Pflichtbewusstsein. Ewigkeitswerte wurden geringgeschätzt, bis das Herz jegliche Opferbereitschaft für den verlor, der den Menschen so viel gegeben hat. Aber zur Erntezeit werden sie das ernten, was sie gesät haben. WAB 540.3
Der Herr sagt: »Ich habe euch gerufen, aber ihr seid nicht gekommen. Ich kam euch entgegen, aber ihr habt mich nicht beachtet. Ihr habt meinen Rat verachtet und meine Ermahnungen zurückgewiesen ... wenn es euch überrascht wie ein Unwetter und es wie ein Sturm über euch hereinbricht, wenn Angst und Sorgen euch überwältigen. Dann werden sie rufen und ich werde nicht antworten. Sie werden mich suchen und mich nicht finden. Denn sie hassen die Erkenntnis und haben keine Ehrfurcht vor dem Herrn. Sie wollen meinen Rat nicht und hören nicht auf meine Ermahnungen. So sollen sie die Früchte ihres Handelns ernten und müssen mit ihren eigenen Ratschlägen leben. Doch wer auf mich hört, wird ohne Angst in Frieden und Sicherheit leben.« (Sprüche 1,24.25.27-31.33 NLB) WAB 541.1