Wer schnell dabei ist, eigenes Unrecht zu entschuldigen oder zu rechtfertigen, verurteilt andere oft sehr hart. Wie Saul erregen viele Gottes Missfallen, aber Rat verschmähen sie und Vorwürfe weisen sie zurück. Selbst wenn sie davon überzeugt sind, dass der Herr nicht mit ihnen ist, weigern sie sich, die Ursache für ihre Schwierigkeiten bei sich selbst zu suchen. Stolz und anmaßend erlauben sie sich harte Urteile oder strengen Tadel über andere Menschen, die oft besser sind als sie. Wer sich selbst zum Richter aufwirft, täte gut daran, einmal über die Worte von Christus nachzudenken: »Der Maßstab, nach dem ihr andere beurteilt, wird auch an euch angelegt werden, wenn man euch beurteilt.« (Matthäus 7,2 NLB) WAB 611.4
Wer dazu neigt, sich selbst über andere zu erheben, kommt oft in Lebenslagen, in denen sein wahrer Charakter offenbar wird. So war es bei Saul. Sein eigenes Verhalten ließ das Volk zur Überzeugung kommen, dass ihm königliche Ehre und Würde mehr bedeuteten als Gerechtigkeit, Barmherzigkeit oder Güte. Auf diese Weise begann es einzusehen, wie verkehrt es war, als sie die von Gott eingesetzte Regierung verwarfen. Sie hatten den gottesfürchtigen Propheten, dessen Fürbitte ihnen den Segen Gottes gebracht hatte, gegen einen König eingetauscht, der in blindem Eifer bat, dass ein Fluch über sie kommen möge. WAB 611.5
Hätten sich Israels Männer nicht für Jonatans Leben eingesetzt, wäre ihr Befreier auf Befehl des Königs umgekommen. Mit welchen Befürchtungen müssen sie fortan Sauls Führung gefolgt sein! Wie bitter mag der Gedanke gewesen sein, dass es ihr eigenes Verlangen war, das ihn auf den Thron gehoben hatte! Der Herr hat lange Geduld mit dem Eigensinn der Menschen und gibt ihnen allen Gelegenheit, ihre Sünden einzusehen und aufzugeben. Auch wenn es manchmal so scheinen mag, als ginge es denen gut, die seinen Willen und seine Warnungen missachten, wird Gott zu seiner Zeit ihre Torheit gewiss offenbar werden lassen. WAB 612.1