Der Herr aber sandte seinen Diener mit einer weiteren Botschaft zu Saul. Auch jetzt noch hätte Saul durch Gehorsam beweisen können, dass er Gott treu war und würdig, Israel vorzustehen. Samuel kam zu ihm und überbrachte ihm das Wort des Herrn. Damit der König den Ernst des Befehls begriff, erklärte Samuel ausdrücklich, dass er in göttlichem Auftrag spreche, im Namen derselben Autorität, die Saul auf den Thron berufen hatte: »So spricht der Herr, der Allmächtige: ›Ich habe nicht vergessen, was die Amalekiter Israel angetan haben: Sie haben Israel im Weg gestanden, als es aus Ägypten kam. Geh, besiege und vernichte sie - Männer, Frauen, Kinder, Säuglinge, Rinder, Schafe, Kamele und Esel, verschone nichts.‹« (1. Samuel 15,2.3 NLB) Die Amalekiter waren die Ersten gewesen, die Israel bei der Wüstenwanderung mit Waffen angegriffen hatten. Wegen dieser Schuld und auch wegen ihrer Auflehnung gegen Gott und wegen ihres entwürdigenden Götzendienstes hatte der Herr durch Mose ein Urteil über sie verhängt. Auf göttliche Anweisung hin war ihr grausames Verhalten gegenüber Israel niedergeschrieben worden, und Gott hatte befohlen: »Ihr [sollt] die Amalekiter vernichten, sodass sich niemand mehr an sie erinnert. Vergesst das niemals!« (5. Mose 25,19 NLB) 400 Jahre lang war der Vollzug dieses Urteils aufgeschoben worden, aber die Amalekiter hatten sich nicht von ihren Sünden abgekehrt. Der Herr wusste, dass dieses bösartige Volk - wenn es möglich wäre - sein eigenes Volk und dessen Gottesdienst von der Erde vertilgen würde. Nun war es an der Zeit, das so lange hinausgezögerte Urteil zu vollstrecken. WAB 613.3
Gottes Langmut gegenüber den Bösen ermutigt Menschen oft in ihrer Übertretung, aber ihre Bestrafung ist nicht weniger sicher und schrecklich, nur weil sie lange hinausgezögert wird. »Ja, der Herr wird in den Kampf ziehen wie einst gegen die Philister am Berg Perazim, er wird wüten wie damals im Tal Gibeon. Alles, was er sich gegen euch vorgenommen hat, wird er tun - so seltsam und befremdend es auch ist.« (Jesaja 28, 21 Hfa) Für unseren barmherzigen Gott ist Bestrafung wahrlich ein befremdliches Handeln. »So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr, ich freue mich nicht über den Tod eines gottlosen Menschen, sondern ich freue mich viel mehr, wenn er sein Verhalten ändert und am Leben bleibt.” (Hesekiel 33,11 NLB) Der Herr ist »barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue ... und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand” (2. Mose 34,6.7). Obwohl Gott kein Gefallen an Rache hat, wird er doch die Übertreter seines Gesetzes richten. Er muss es tun, um die Bewohner der Erde vor der völligen Verdorbenheit und dem Untergang zu bewahren. Um einige zu retten, muss er die verstockten Sünder vertilgen. »Der Herr ist geduldig und von großer Kraft, vor dem niemand unschuldig ist.« (Nahum 1,3) Durch schreckliches Handeln in Gerechtigkeit wird er die Autorität seines nicht beachteten Gesetzes rechtfertigen. Und gerade sein Zögern, die gerechte Bestrafung auszuführen, bezeugt das ungeheure Ausmaß der Sünden, die seine Strafgerichte herausfordern, und die Strenge der Vergeltung, die die Übertreter erwartet. WAB 614.1
Doch während Gott Strafe verhängt, erinnert er sich auch an Barmherzigkeit. Die Amalekiter sollten vernichtet werden, aber die Keniter, die unter ihnen lebten, wurden verschont. Dieses Volk war zwar nicht ganz frei von Götzendienst, aber sie beteten auch Gott an und waren Israel gegenüber freundlich. Zu diesem Stamm gehörte Moses Schwager Hobab, der die Israeliten auf ihrer Wüstenwanderung begleitet und ihnen durch seine Kenntnis des Landes wertvolle Dienste geleistet hatte (vgl. 4. Mose 10,29-32). Seit der Niederlage der Philister bei Michmas hatte Saul gegen die Moabiter, Ammoniter und Edomiter Kriege geführt, auch gegen die Amalekiter und weiterhin gegen die Philister. Gegen wen er auch immer seine Waffen richtete, errang er neue Siege. Als er den Auftrag erhielt, gegen die Amalekiter auszuziehen, ließ er sofort den Krieg ausrufen. Zu seiner eigene Autorität kam noch die des Propheten hinzu und beim Ruf in den Kampf sammelten sich die Männer Israels unter sein Banner. Die Israeliten sollten den Feldzug nicht mit der Absicht auf Selbstverherrlichung antreten und weder Siegesruhm noch Kriegsbeute entgegennehmen. Ihre Teilnahme am Krieg sollte allein aus Gehorsam Gott gegenüber erfolgen und einzig dem Zweck dienen, sein Gericht an den Amalekitern zu vollstrecken. Nach Gottes Absicht sollten alle Völker den Untergang jenes Volkes mitverfolgen, das seiner Oberherrschaft getrotzt hatte. Sie sollten merken, dass die Amalekiter gerade von dem Volk vernichtet wurden, das sie so verachtet hatten. WAB 614.2