Mit Saul hatte Gott den Israeliten einen König nach ihrem Herzen gegeben, wie Samuel sagte, als er in Gilgal Sauls Königtum bestätigte: »Da ist der König, den ihr erwählt und den ihr erbeten habt.” (1. Samuel 12,13a Elb.) Gut aussehend, von edler Gestalt und fürstlichem Auftreten, stimmte seine Erscheinung ganz mit ihren Vorstellungen von königlicher Würde überein. Sauls persönliche Tapferkeit und die Befähigung zum Heerführer waren die Eigenschaften, die ihnen am besten geeignet erschienen, Respekt und Ansehen bei anderen Völkern zu erwerben. Es kümmerte sie wenig, ob ihr König jene höheren Eigenschaften aufwies, die ihn allein dazu befähigen konnten, gerecht und unparteiisch zu regieren. Sie verlangten nach keinem, der einen wahrhaft edlen Charakter besaß, der Gott liebte und Ehrfurcht vor ihm besaß. Sie hatten Gott nicht um Rat gefragt, was für Eigenschaften ein Herrscher haben sollte, damit ihr besonderer, heiliger Charakter als Gottes auserwähltes Volk erhalten blieb. Sie suchten nicht Gottes Weg, sondern ihren eigenen. Deshalb gab ihnen Gott einen König, wie sie sich ihn wünschten WAB 622.2
- jemanden, dessen Wesenszüge ihren eigenen entsprachen. Ihr Herz hatten sie Gott nicht unterworfen, und ihr König war nicht durch die Gnade Gottes gebändigt worden. Unter der Herrschaft dieses Königs würden sie die nötigen Erfahrungen machen, um ihren Irrtum einzusehen und zur Treue Gott gegenüber zurückzukehren. WAB 622.3
Doch der Herr ließ Saul - nachdem er ihm das Königtum übertragen hatte WAB 622.4
- in seiner Verantwortung nicht allein. Er ließ den Heiligen Geist auf ihm ruhen, damit er seine eigene Schwachheit und die Notwendigkeit des göttlichen Beistands erkannte. Hätte sich Saul auf Gott verlassen, wäre Gott auch mit ihm gewesen. Solange er seinen Willen dem Willen Gottes unterstellt und sich der Erziehung durch Gottes Geist untergeordnet hätte, würde der Herr seine Bemühungen mit Erfolg gekrönt haben. Aber als Saul es vorzog, unabhängig von Gott zu handeln, konnte der Herr ihn nicht länger leiten. Er war gezwungen, ihn abzusetzen. Dann berief er »einen Mann nach seinem Herzen« auf den Thron (1. Samuel 13,14) - keinen, der charakterlich fehlerlos war, aber der nicht sich selbst, sondern Gott vertraute und sich von dessen Geist führen ließ - einen, der sich auch zurechtweisen und korrigieren lassen würde, wenn er eine Sünde begangen hatte. WAB 622.5