Abraham kehrte freudig zu seinen Zelten und Herden zurück. Dennoch beunruhigten ihn quälende Gedanken. Er war ein friedlicher Mann gewesen und hatte Feindschaft und Streit soweit wie möglich vermieden. Mit Grauen dachte er an das Blutvergießen, das er gesehen hatte. Aber die Stämme, deren Streitkräfte er geschlagen hatte, würden zweifellos wieder in Kanaan einfallen und ihn gewiss zum besonderen Ziel ihrer Rache machen. Würde er auf diese Weise in die Auseinandersetzungen der Königreiche verwickelt werden, wäre es mit seinem friedvollen, ruhigen Leben vorbei. Außerdem hatte er weder von Kanaan Besitz ergriffen, noch konnte er auf einen Erben hoffen, 9Sara war offenbar unfruchtbar (siehe 1. Mose 16,2a). durch den Gottes Zusage erfüllt werden könnte. WAB 119.3
In einer nächtlichen Vision hörte er erneut Gottes Stimme: »Fürchte dich nicht, Abram!”, lauteten die Worte des Königs aller Könige. »Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn« (1. Mose 15,1). Doch seinen Verstand bedrückten derart düstere Vorahnungen, dass er nun nicht in der Lage war, Gottes Zusage mit unbedingtem Vertrauen wie bisher aufzunehmen. Abraham betete um einen handfesten Beweis dafür, dass sie auch erfüllt werde. Wie konnte die Bundesverheißung verwirklicht werden, wenn ihm ein Sohn vorenthalten wurde? »Was willst du mir geben?«, fragte er. »Ich gehe dahin ohne Kinder ... und siehe, einer von meinen Knechten wird mein Erbe sein.” (1. Mose 15,2.3) Er schlug vor, seinen treuen Knecht Elieser zum Adoptivsohn und Erben seines Besitztums zu machen. Aber Gott versicherte ihm, dass ein eigenes Kind der Erbe sein sollte. Dann wurde er aus dem Zelt geführt und ihm gesagt, zu den unzählbaren Sternen zu blicken, die am Himmel funkelten. Dabei hörte er die Worte: »So zahlreich sollen deine Nachkommen sein! Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit!« (1. Mose 15,5b.6) WAB 120.1
Doch noch einmal bat der Patriarch um ein sichtbares Zeichen zur Stärkung seines Glaubens und als Beweis für spätere Generationen, dass Gottes gnädige Absichten an ihnen in Erfüllung gehen würden. Der Herr ließ sich herab, um mit seinem Diener ein Bündnis zu schließen. Dazu wählte er eine Form, wie sie damals unter Menschen bei der Bestätigung einer feierlichen Verpflichtung üblich war. Auf Gottes Anweisung opferte Abraham eine Kuh, eine Ziege und einen Widder - alle drei Jahre alt -, zerteilte ihre Körper und legte die Stücke in geringer Entfernung voneinander auf die Erde. Dann fügte er noch eine Turteltaube und eine junge Taube hinzu, die er jedoch nicht zerteilte. Danach ging er ehrfürchtig zwischen den Opferstücken hindurch und gelobte Gott feierlich, ihm für immer gehorsam zu sein. Aufmerksam und ausdauernd blieb er bei den Opferstücken bis zum Sonnenuntergang. Er wollte darauf achten, dass sie nicht von Raubvögeln verunreinigt oder gefressen werden. Bei Sonnenuntergang aber fiel er in einen tiefen Schlaf, »und siehe, Schrecken und große Finsternis überfiel ihn” (1. Mose 15,12). Er hörte Gottes Stimme, die ihn wissen ließ, dass er nicht mit dem sofortigen Besitz des versprochenen Landes rechnen dürfe. Gott wies ihn auch auf die lange Leidenszeit hin, die seine Nachkommen überstehen müssten, bevor sie Kanaan in Besitz nehmen könnten. Gott offenbarte ihm auch den Erlösungsplan, den Tod von Christus und dessen zweites Kommen in Herrlichkeit. Schließlich sah Abraham die wiederhergestellte Erde in der Schönheit von Eden, die er für immer in Besitz nehmen sollte als die endgültige und vollständige Erfüllung der Verheißung. WAB 120.2
Als Bürgschaft für diesen Bund Gottes mit den Menschen war »ein rauchender Ofen« zu sehen, und »eine Feuerflamme fuhr zwischen den Stücken hin” und verzehrte sie vollständig als Zeichen der göttlichen Gegenwart. Erneut hörte Abraham eine Stimme, die ihm bestätigte, dass das Land Kanaan seinen Nachkommen gehören sollte »von dem Strom Ägyptens an bis an den großen Strom Euphrat” (1. Mose 15,17.18). WAB 121.1