Hagar fühlte sich durch ihre neue, ehrenvolle Stellung als Abrahams Frau sehr geschmeichelt. In der Erwartung, die Mutter des großen Volkes zu werden, das von ihm abstammte, wurde sie stolz und überheblich und behandelte ihre Herrin mit Verachtung. Gegenseitige Eifersucht störte nun den Frieden der einst so glücklichen Familie. Immer wieder musste sich Abraham ihre Klagen anhören. Er versuchte vergeblich, die Harmonie in seinem Haushalt wiederherzustellen. Obwohl er Hagar nur auf Saras Drängen hin geheiratet hatte, warf diese ihm nun vor, an diesem Elend schuld zu sein. Sie verlangte die Vertreibung ihrer Rivalin. Aber das lehnte Abraham ab, denn Hagar sollte doch die Mutter seines Kindes werden, von dem er sehnsüchtig hoffte, dass es der verheißene Sohn wird! Hagar war jedoch Saras Magd, und er beließ es dabei, dass sie ihrer Herrin unterstellt war. Aber Hagars Stolz ertrug die harte Behandlung nicht, die sie mit ihrer Anmaßung herausgefordert hatte. »Da behandelte Sarai sie so hart, dass ihr Hagar davonlief.« (1. Mose 16,6 EÜ) WAB 129.2
Hagar machte sich auf den Weg in die Wüste. Als sie allein und verlassen an einer Quelle ausruhte, erschien ihr ein Engel des Herrn in menschlicher Gestalt. Er sprach sie an mit »Hagar, Sarais Magd«, um sie an ihre Stellung und ihre Pflichten zu erinnern. Dann befahl er: »Kehre wieder um zu deiner Herrin und demütige dich unter ihre Hand.” (1. Mose 16,8.9) Doch verband er mit dem Tadel auch Worte des Trostes. »Der Herr hat dein Elend erhört. Ich will deine Nachkommen so mehren, dass sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können.” (1. Mose 16,11.10) Und zur ständigen Erinnerung an seine Barmherzigkeit sollte sie ihr Kind »Ismael” nennen, was »Gott wird hören” bedeutet. WAB 130.1